Zum 64. Mal ging es in der Leichtathletik um den Deutschen Hallenmeistertitel. Heute und Morgen wechselt sich konzentrierte Stille, nervöses Mitfiebern und euphorisches Anfeuern bzw. Feiern ab.
Über die 400m, 800m und 1500m der Männer und Frauen ging es heute im Vorlauf darum, die Konkurrenz abzuschätzen und vielleicht auch ein wenig taktisch zu verunsichern, denn aus dem Testlauf allein lassen sich keine klaren Schlüsse über die potentielle Leistungsfähigkeit schließen. Also ist Pokern angesagt und das macht natürlich neugierig auf das morgige Finale.
Alleiniges Ziel war sich für das Finale zu qualifizieren und das mit so wenig Aufwand wie möglich. Auch wenn Platz Eins die sichere Qualifizierung bedeutet, steht der Sieg im Vorlauf nicht im Fokus.
Titelverteidiger bei den Männern über 1500m Florian Orth (LG TF Regensburg), der im zweiten Vorlauf an den Start ging, konnte sich so an den Zeiten seiner Vorläufer orientieren und nur so viel investieren, wie es für eine sichere Qualifizierung notwendig ist – er musste entweder erster oder unter den zehn Zeitbesten aus beiden Vorläufen rennen. Er startete zunächst verhalten, ehe er sich ab der Hälfte Position für Position vorarbeitete und am Ende als Dritter im zweiten Vorlauf (Platz sieben insgesamt) nach 3:52,23min hinter Steffan Hettich (TSV Gomaringen, 3:51,57min) und Marco Giese (SG Wenden, 3:51,69min) das Ziel erreichte. Es war sein erster Hallenwettkampf in diesem Jahr, nachdem er erst vor wenigen Tagen aus dem dreiwöchigen Trainingslager zurückkam. Auch das lässt natürlich über seine potentielle Leistung nur mutmaßen. Vielleicht nahm er aber bewusst Tempo raus, schließlich wollte er auch am frühen Abend über 3000m starten.
Bei den Frauen hingegen setzte sich die deutsche Hallenmeisterin über 3000m aus dem Vorjahr, Konstanze Klosterhalfen, bereits von Beginn an ab, hielt den knapp 60m-Vorsprung souverän die gesamten 1500m bis ins Ziel aufrecht und sicherte sich mit ihren 4:22,04min, wie auch Denise Krebs mit 4:31,38min im zweiten Vorlauf, den Sieg und somit den Start im morgigen Finale. Für Konstanze war es damit nicht nur ein geglückter Start ins Wochenende, sondern auch ein schönes Geschenk zum heutigen 20. Geburtstag. Zudem wurde sie zur Nachwuchsathletin des Jahres gekürt. An dieser Stelle noch einmal Herzlichen Glückwunsch!
Viele liefen trotz Vorlauf eine persönliche Bestleistung. Unter anderen Lara Hoffmann (LT DSHS Köln) mit ihren 53.31sek über 400m oder Marvin Schlegel Koch vom LAC Erdgas Chemnitz mit 47.25sek. Also ist auch ’nur‘ der Testlauf für Überraschungen gut und lässt für das morgige Finale mutmaßen – geht da noch mehr?
Ob bei 60m oder 400m, die Spikes werden ordentlich in die Bahn gerammt und die Beinmuskulatur bringt Speed auf die Bahn.
Bei 60m hat man bekanntlich nicht die Zeit, sich abzusetzen, aber dennoch lagen die Sprinter im Vorlauf überraschend eng beieinander. Das sah bei den Zwischenläufen nicht anders aus. Jeder will natürlich ins Finale. Und je näher dieses rückt, umso höher steigt der Nervositätspegel, was auch die zwei Fehlstarts in dem ersten der beiden Zwischenläufe beweist. Bei der zweiten Gruppe dagegen klappte es auf Anhieb und Aleixo Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen) sicherte sich mit seinen 6.66sek in diesem Rennen bereits die EM-Norm. Im Endlauf allerdings holte sich Michael Bryan (TSG 1862 Mannheim) mit einer Zeit von 6,67sek den Titel.
Bei den Frauen kann sich Gina Lückenkemper (LG Oly. Dortmund) mit 7,14sek stolz eine neue persönliche Bestzeit und den Meistertitel anheften!
Bei 60m Hürden muss das typische Sprinterduo aus Hüftstrecker und -beuger natürlich extra Kraft induzieren. Klare Favoritin ist Cindy Roleder (SV Halle), die im vergangenen Jahr einen neuen Hallenmeisterschafts-Bestwert (7.88sek) aufstellte. Im Vorlauf gewann sie bereits mit deutlichem Abstand zur ihrer Gruppenkonkurrenz (7.96sek). Im finalen Lauf konterte allerdings Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid) mit 7,79sek und stellte damit obendrein einen neuen Meisterschaftsrekord auf.
Bei den Männern ging es um kurz vor halb sechs ebenfalls um den Meistertitel. Den holte sich Erik Balnuweit (TV Wattenscheid) mit 7,62sek und verbesserte damit seine persönliche Bestzeit noch einmal.
Und jetzt noch die 3000m. Ein stark besetztes Feld, das zu Beginn von Philipp Reinhardt (LC Jena) angeführt wurde, der dieses Jahr bereits Deutscher Hochschulmeister wurde. Auf dem letzten Drittel allerdings tauchte Richard Ringer (VfB LC Friedrichs) an seiner Seite auf und zog das Tempo an. Das geballte Feld zerriss sich mehr und mehr und am Ende setzte sich Richard deutlich ab und holte sich damit seinen zehnten DM-Titel in der Halle – seine Zeit: 7:59,68min.
Damit endet der erste Wettkampfstag. Morgen geht es in die nächste Runde und es erwarten uns spannende Fortsetzungen vom heutigen Tag, u.a. das Finale der Frauen über 1500m. Wir sind auch Morgen wieder vor Ort und unser Fotograf Markus Herkert hält die Momente für Euch fest.
Erholt Euch gut!