In dieser Folge mit Mona Stockhecke, Katharina Heinig und ganz viel Berlin…
Es geht wieder los. Endlich! Wenn sich am Sonntag die Starter des 44. BMW Berlin-Marathon auf ihren Weg machen, hat sie endgültig wieder begonnen:
Die Zeit der großen deutschen Herbstmarathons. Während die Hauptstadt der Schauplatz für den Auftakt sein wird, markiert der Frankfurt-Marathon am 29. Oktober den krönenden Schlusspunkt. Hier wird es noch ein letztes Mal spannend, wenn die Deutschen Meister gekürt und viele andere international hoch dekorierte Starter gefeiert werden. Aber bis dahin kann und wird sich noch so einiges tun. Ein breites Feld ambitionierter Marathonis will sich der Herausforderung auf den größten deutschen Städtemarathons stellen und dabei wird es zu Szenen von Freude, Traurigkeit, Überraschung oder Enttäuschung kommen. Wir werden eisernen Kampfeswillen, mutige Rennen und ausgefeilte Taktik-Spielchen zu sehen bekommen und genau dieses bunte Treiben werde ich mit einer kleinen Serie verfolgen und begleiten:
Jeden Freitag gibt es an dieser Stelle eine kleine Sammlung an Infos, Interviews und Blicken hinter die Kulissen von mir, die so vielleicht nicht in der übrigen Berichterstattung rund um das Marathon-Geschehen zu finden sind – Marathon-Geflüster eben.
Viel Spaß beim Lesen!
Der Run auf die Hauptstadt – Warum wollen jetzt alle nach Berlin?
Das letzte Septemberwochenende gehört traditionell dem Berlin-Marathon. Er gilt nicht umsonst als der schnellste Marathon der Welt, denn hier wurden schon zahlreiche Weltrekorde bejubelt. Dementsprechend ist auch die unvergleichbare Stimmung an der Strecke etwas, das sich die Veranstalter des läuferischen Großereignisses auf die Fahnen schreiben können.
Aus aller Welt zieht es die Lauf-Elite wieder ebenso wie begeisterte Hobbysportler an die Spree, um dort den Traum vom Finish vor der historischen Kulisse des Brandenburger Tors zu verwirklichen.
Doch gerade in diesem und im nächsten Jahr werden die Augen der Marathon-Szene ganz besonders auf Berlin gerichtet sein. Warum?
Hier soll am 12. August 2018 die Europameisterschaft im Marathon stattfinden. Das Rennen am kommenden Sonntag ist somit quasi die „Generalprobe“ – inklusive einiger Teilnehmer, die natürlich gerne im Nationaltrikot an die Startlinie zurückkehren wollen.
Maximal sechs Startplätze gibt es jeweils für die deutschen Männer und Frauen, da sich der DLV am Marathon-Europacup beteiligen kann, der Mannschaften von eben bis zu sechs Teilnehmer(innen) zulässt. Allerdings müssen diese erst einmal die geforderte B-Norm von 2:17:00 h bei den Männern und 2:35:00 h bei den Frauen unterbieten. Einen sicheren Start haben nur diejenigen Athleten, die die geforderte A-Norm erfüllen und sich den Deutschen Meistertitel 2017 in Frankfurt oder 2018 in Düsseldorf erkämpfen konnten. Letztere werden am 29. April stattfinden und den Qualifikationszeitraum für die Europameisterschaften, der am 20. Mai endet, mehr oder weniger beschließen. Denn eine „Normenjagd“, wie man sie aus den Kurz- oder Mitteldistanzen der Leichtathletik kennt, mit mehreren Rennen innerhalb weniger Wochen und dem Kampf um Zehntel- oder Hundertstelsekunden, schließt der Marathon allein durch die große körperliche Ermüdung nach dem Wettkampf nahezu aus.
Bereits jetzt in Berlin können die erforderlichen Normen allerdings schon abgehakt werden und die ersten deutschen Spitzenläufer wollen dementsprechend ein erstes Eisen ins Feuer legen und sich für das EM-Team ins Gespräch bringen. Die Konkurrenz lauert natürlich mit Spannung und hofft darauf, die erzielten Ergebnisse aus Berlin noch unterbieten zu können.
Wenn am Sonntag schließlich der Startschuss fällt, werden also alle Augen auf die Hauptstadt gerichtet sein – denn spätestens nächstes Jahr wollen sie alle nach Berlin…
„Es ist noch nicht vorbei“ – Mona Stockhecke im Interview
…Nichtsdestotrotz wurde der Berlin-Marathon für zwei deutsche Top-Läuferinnen gleich zur Enttäuschung, bevor er überhaupt angefangen hatte: Sowohl Anja Scherl als auch Mona Stockhecke mussten gesundheitsbedingt ihre Starts absagen. Während Anja Scherl schon vor einiger Zeit bekannt gab, dass sie aufgrund einer hartnäckigen Verletzung das Marathontraining nicht wie geplant bis zum Tag X am 24. September durchziehen könnte, überraschte Mona Stockhecke erst gestern mit der Hiobsbotschaft.
„Ich glaube ich hatte schon bei den Deutschen Meisterschaften in Bad Liebenzell die Anfänge der Erkältung in mir“, mutmaßt die Hamburgerin, „am Mittwoch danach ging es dann los mit dem Halskratzen.“ Ab diesem Moment hatte sie natürlich sofort alles in die Wege geleitet, um ihren Start in Berlin nicht zu gefährden. „Ich weiß ja eigentlich, welche Arzneien mir da am besten helfen. Aber als das Ganze an die Bronchien ging, war das alles nicht mehr zu retten. Ich musste zwar sportlich nicht lange pausieren, aber ein Test im Training diese Woche hat mir doch gezeigt, dass es mit der Atmung einfach noch nicht klappt wie es soll.“
Die Ernüchterung ist Mona anzuhören. Sie hadert damit, dass es nun schon zum zweiten Mal nicht geklappt hat mit einem Finish über die 42,195km in der Hauptstadt. „Ich habe mich natürlich total auf das Rennen gefreut. Is‘ halt jetzt scheiße“, lässt sie ihren Gefühlen im Interview freien Lauf, „ich wollte ja unbedingt in Berlin laufen. Auch schon in 2016. Jetzt muss es 2018 werden – dafür gebe ich alles!“
Sie klingt fest entschlossen, allerdings wird der Start im kommenden Jahr nicht allein von ihrer Gesundheit abhängen, sondern auch davon, ob sie für die Teilnahme an den Marathon-EM nominiert wird. „Ich glaube ich kann das. Ich bin in einer Top-Form und möchte jetzt endlich die Früchte dafür ernten“, meint sie, wenn sie von den Trainingseinheiten der letzten Wochen berichtet, die zwar hart, aber ebenso vielversprechend waren.
Früchte in Form einer Norm ernten. Das ist es, wovon Mona schon lange nicht nur geträumt hatte, sondern was bis zuletzt zum Greifen nah erschien. „Nun heißt es, das im Training Erreichte zu konservieren und zu einem späteren Zeitpunkt abrufen“, erklärt sie und lässt schon erahnen: Abzuschreiben ist Mona Stockhecke für diesen Herbst noch nicht.
„Es ist auf jeden Fall noch nicht vorbei“, verspricht sie, „ich kann ja schon wieder gut laufen und schiebe jetzt eben nochmal einen Trainingsblock ein.“ Zeitgleich laufen die Verhandlungen für einen Ersatz-Marathon zu späterer Zeit. „Köln kommt zu früh“, meint Mona, „aber Frankfurt kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich mag die Atmosphäre und dass dort so sehr auf Ökologie und Nachhaltigkeit gesetzt wird!“
Mona will zeigen, dass sie auch bei sich und ihren sportlichen Leistungen nachhaltig handelt und stellt klar: „Meine Gesundheit geht vor – und deshalb werde ich erst dann einen Marathon laufen, wenn es nicht zur Gefahr für mich und meinen Körper wird!“
„Ausgesprochen“ mit Katharina Heinig
In dieser Rubrik vervollständigen bekannte Gesichter der deutschen Lauf-Elite ein paar vorgegebene Sätze und gewähren uns so Einblicke in Pläne, Ziele und alles andere rund um das Thema Marathon…
London 2017 bedeutet für mich… meine erste WM-Teilnahme.
Frankfurt 2017 bedeutet für mich… auf der Königsdistanz auf heimatlichen Pflaster zu laufen.
Berlin 2018 bedeutet für mich… die deutschen Fahnen hoch zu halten.
Meine schönste (läuferische) Erfahrung in der Hauptstadt war… für mich bisher der Berlinmarathon 2016.
Die Vorbereitungen auf meinen Herbstmarathon verlaufen… herbstlich stürmisch (lacht).
Die Nervosität vor dem Start vertreibe ich mir… meistens mit Hörspielen.
Glück für meine Rennen bringt mir… mein Glücksbringer „Schnuffi“.
Beim Startschuss denke ich… „Endlich!“
Beim Zieleinlauf denke ich… gar nicht, ich genieße (mehr oder weniger).
Nach dem Marathon in Frankfurt werde ich als Erstes… überlegen, wie ich die Treppen nach dem Ziel runter komme!
Die nächste Folge „Franzis Marathon-Geflüster #2“ erscheint am Freitag, den 29. September um 19:00 Uhr.