In dieser Folge mit der neuen Straßenlaufgeneration: Hendrik Pfeiffer, Fabienne Amrhein und Laura Hottenrott…
„Ich bin bereit“ – Hendrik Pfeiffer im Interview
Hendrik Pfeiffer klingt entspannter als man sich jemanden vorstellt, der am frühen Nachmittag „schon 31 Kilometer weg“ hat. Für den Abend ist noch eine weitere Trainingseinheit geplant.
Zweimal täglich die Laufschuhe zu schnüren ist für den 24-jährigen etwas Selbstverständliches, aber die letzten Wochen mit jeweils über 200 angesammelten Trainingskilometern waren für den Athleten des TV Wattenscheid dann doch auch etwas härtere Arbeit.
„Ich habe drei Tage nach der Deutschen Meisterschaft in Erfurt das Marathontraining begonnen“, berichtet er. Knapp zwölf Wochen waren es da bis zum RheinEnergie Marathon in Köln.
Aber warum ausgerechnet Köln? „Ich habe hier schon 2015 sehr gute Erfahrungen gemacht. Hier bekomme ich ein Rennen, das genau auf mich zugeschnitten ist und mit dem ich meine Ziele erreichen kann“, erklärt Hendrik. Und diese Ziele gehen weit über das Ins-Ziel-Kommen hinaus.
„Als Erstes möchte ich natürlich die EM-Norm abhaken“, beginnt er aufzuzählen, „als Zweites möchte ich meine persönliche Bestleistung von 2:13:09h verbessern, also unter 2:13h laufen.“ Die noch nicht abfallende Sprechmelodie in seiner Stimme lässt vermuten, dass es da auch noch ein letztes, ein drittes Ziel gibt. „Klar, aller guten Dinge sind drei – und wenn alles gut läuft, möchte ich es gerne unter 2:12:30h schaffen. Das hab‘ ich drauf, ich bin bereit!“
Hendrik wirkt selbstbewusst. Die Vorbereitungen liefen nach Plan und „deutlich besser als vor meinem Debüt in Düsseldorf letztes Jahr“. Der Körper hat alle Strapazen mitgemacht, beim Laufen ist Hendrik schmerzfrei und die Achillessehne, die für ihn schon immer das Zünglein an der Waage war, hält sich ebenfalls ruhig. „Klar sind die Sehnen durch das viele Training mal ein bisschen dicker, aber mit Physio und viel Beweglichkeitstraining bekomme ich das sehr gut in den Griff“, freut sich Hendrik. Er blickt optimistisch auf das Rennen am 1. Oktober. Dann heißt es abliefern. Die Arbeit der vergangenen Monate, das harte Training, und nicht zuletzt der lange Leidensweg seit dem Verzicht auf den Olympia-Marathon in Rio – all das soll sich nun auszahlen.
Berlin macht Lust auf mehr
Das war er also, der Auftakt einer neuen Marathon-Saison: Der Berlin-Marathon 2017 ist seit vergangenem Sonntag bereits Geschichte. Und bereits dort haben wir das ganze Spektrum von Emotionen geboten bekommen: Freud und Leid, Kampfgeist und Resignation, Siegerlächeln und Enttäuschung, aber hier und da auch die ein oder andere kleine Sensation, wenn Sportler plötzlich über sich selbst herauswuchsen.
Eine solche Überraschungskandidatin war in Berlin die bisher noch Marathon-unerfahrene Fabienne Amrhein, die in einer Zeit von 2:34:14h ein famoses Debüt auf den flotten Berliner Streckenkurs zauberte.
„Eigentlich wollte ich ja im Bereich einer 2:45er-Zeit angehen“, meint die 25-jährige, „aber dann habe ich die B-Norm für die Europameisterschaften im kommenden Jahr gesehen….“
Die liegt bei einer Zeit von 2:35:00h und so fasste sich Fabienne ein Herz, ganz nach dem Motto: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Die Mannheimerin grinst: „Ich hatte ja nix zu verlieren.“
Stattdessen gewann sie in Berlin nicht nur an Erfahrungen, sondern brachte sich gleich einmal ins Gespräch für das Marathon-Team bei der Heim-EM 2018 an selber Stelle. „Ob die Zeit dafür schon reicht, weiß ich nicht. Da fallen mir eine Menge Namen ein, die auch in diesem Bereich rennen könnten“, meint Fabienne bescheiden, „aber das war ja auch mein allererstes Rennen.“ Lieber hält sie den Ball nun erst einmal flach und ist glücklich darüber, dass ihr der Einstieg auf der Königsdistanz durch ein bisschen Hilfe von außen erleichtert wurde: „Mein Freund kennt sich mit Sporternährung super gut aus, der konnte mich da im Vorfeld sehr gut beraten. Und vor Ort habe ich vom Veranstalter sogar noch einen eigenen Tempomacher bekommen. Das hat mich total gefreut“, berichtet Fabienne, „Maik Wollherr hat mich begleitet und dafür gesorgt, dass ich am Anfang des Rennens gar nicht viel wahrgenommen habe. Auf die Kilometerschilder habe ich erst sehr spät geachtet.“
Aber wie kommt eine junge Athletin, die bisher auf den Mitteldistanzen und regelmäßig auch bei Crossläufen große Erfolge vorweisen konnte, darauf, einen Marathon zu laufen? „Dadurch, dass meine ersten Halbmarathons im April und Mai jeweils in Volldistanz-Wettkämpfe integriert waren, habe ich schon ein bisschen die Luft dort schnuppern können – und irgendwie reifte da der Gedanke, das auch mal auszuprobieren.“
Was zunächst noch eher eine Schnapsidee war, wurde schließlich schneller in die Tat umgesetzt als gedacht: „Es hat sich ganz gut ergeben dieses Jahr. Ich habe gezielt auf den Halbmarathon bei der Universiade trainiert und bin dann einfach ins Marathon-Training übergegangen“, berichtet Fabienne.
Dass sie dabei noch nicht so viele Kilometer sammeln konnte wie erfahrene Marathonis sieht sie gar nicht als Nachteil: „Ich habe noch nicht viele 30-Kilometer-Läufe gemacht. Aber das kann ja alles noch kommen. Und Berlin war so ein tolles Erlebnis – das macht schon Lust auf mehr!“
Jetzt ist für Fabienne aber trotzdem erst einmal Pause angesagt. Denn ein Marathon ist nun einmal eine ganz andere körperliche Herausforderung als ein Mittelstreckenrennen – und dann steht ja bald schon die Cross-Saison vor der Tür…
„Ausgesprochen“ mit Laura Hottenrott
In dieser Rubrik vervollständigen bekannte Gesichter der deutschen Lauf-Elite ein paar vorgegebene Sätze und gewähren uns so Einblicke in Pläne, Ziele und alles andere rund um das Thema Marathon…
Köln 2016 bedeutet für mich… viele positive und motivierende Erinnerungen, die mich das vergangene Jahr hindurch begleitet haben.
Köln 2017 bedeutet für mich… vor allem Vorfreude.
Die Vorbereitungen auf das Rennen verliefen… im letzten Monat sehr gut! Die Leistungskurve zeigt seit der Fersensporn weg ist stetig bergauf. Der Fersensporn war wirklich langwierig. Letztendlich hat mir die Kombination aus Dr. Feils Nährstoffpaket und Stoßwellentherapie geholfen. Ein Glück, denn im Frühjahr konnte ich fast ausschließlich nur auf dem Rad trainieren!
Die Nervosität vor dem Start vertreibe ich mir… am ehesten mit Kopfkino. Ich male mir gerne in Gedanken verschieden mögliche Rennszenarien aus, um dann voller Tatendrang an der Startlinie zu stehen.
Glück für meine Rennen bringt mir… meine Familie. Ich weiß, wo Sie am Streckenrand stehen werden und dass, Sie mindestens genauso aufgeregt sind wie ich.
Beim Startschuss denke ich… daran, dass ich gut vorbereitet bin und freue mich, dass es endlich los geht. Die letzten Minuten vor dem Startschuss sind die längsten.
Beim Zieleinlauf denke ich… hoffentlich an gar nichts mehr. Sondern genieße den Moment in dem ich die Ziellinie überquere und weiß, dass ich alles gegeben habe.
Nach dem Halbmarathon in Köln werde ich als Erstes… ein großes Kölsch trinken.
In der nächsten Saison konzentriere ich mich… auf Rennen ab 5000m Länge und aufwärts. Daneben steht übrigens auch meine Masterarbeit an.
Berlin 2018 bedeutet für mich… ein großes Ziel.
Die nächste Folge „Franzis Marathon-Geflüster #3“ erscheint am Freitag, den 6. September um 19:00 Uhr.