In der Rad- und Triathlonszene hat sich Marcel Hilger schon längst einen Namen als Sportfotograf mit dem Auge für das besondere Detail gemacht, sein Bildlook hat einen hohen Wiedererkennungswert, nicht nur unter den Fotografen. Heute werfen wir einen Blick auf die Person, die hinter den ganzen Fotos steckt und möchten herausfinden, wie Marcel arbeitet und was ihn antreibt.
Larasch: Marcel, vielen Dank dass du dir kurz Zeit genommen hast, ein paar Fragen zu dir und deiner Arbeit zu beantworten. Was unsere Leserinnen und Leser sicherlich interessiert, wann du mit dem Fotografieren begonnen hast und was dein erstes Foto war, das veröffentlicht wurde?
Marcel: Mit dem Fotografieren begonnen habe ich im Alter von acht Jahren, meine erste Spiegelreflexkamera folgte mit 15 Jahren. Anfangs habe ich hauptsächlich Landschaften und Städte fotografiert – aus dieser Zeit stammen auch meine ersten Veröffentlichungen. Welche Aufnahme das genau war, kann ich gar nicht mehr sagen.
Larasch: Fast jeder hat beim Fotografieren klein angefangen, was war denn deine erste Kamera und mit welchen Objektiven bist du gestartet?
Marcel: Meine erste Spiegelreflexkamera war eine Canon EOS 400D, in Kombination mit einem 18-55mm und einem 70-300mm Objektiven. Sicherlich nichts weltbewegendes, aber zum Einstieg absolut ausreichend. Letzten Endes kann man auch mit (relativ) günstigem Material tolle Bilder schießen, andersrum ist eine teure Ausrüstung allerdings auch nicht die Garantie für gute Bilder. 😉
Larasch: Deine Bilder zeichnen sich durch einen besonderen Look aus, kannst du uns ein wenig über deinen Workflow verraten?
Marcel: Ich versuche mit der Bearbeitung die Emotionen der Bilder herauszuarbeiten. Wenn es z.B. ein dunkler Tag ist, darf es gerne leicht unterbelichtet und mit reduzierter Sättigung sein. Generell nehme ich alle Bilder im RAW-Format auf, weil dies nachträglich einfach sehr viele Einstellungsmöglichkeiten bietet. Gerade den Weißbildabgleich stelle ich fast immer manuell ein. Als Software für die Nachbearbeitung nutze ich Lightroom, weil die Bearbeitung sehr schnell und intuitiv geht und ich die Katalogstruktur mag.
Larasch: Am meisten bist du beim Radsport anzutreffen, was fasziniert dich so an dieser Sportart?
Marcel: Der Radsport begleitet und begeistert mich seit meiner Kindheit. Die Geschichte dieses Sports, die Mythen aus längst vergangenen Zeiten haben mich in ihren Bann gezogen. Beim Fotografieren reizt mich die Abwechslung in den Motiven – eine Bergkulisse wie bei der vergangenen Rad-WM in Innsbruck, Kopfsteinpflaster-Abschnitte in flämischen Dörfern, oder ein Sprint Royale auf der Champs–Élysées in Paris. Wenig andere Sportarten bieten diese Diversität. Ein weiterer Aspekt ist, dass die Athleten wie in anderen Ausdauersportarten bis an ihre Grenzen und darüber hinaus gehen. Diesen Kampf gegen sich selbst finde ich super spannend abzulichten. Sei es ein leidendes Gesicht an einem Anstieg, oder die Erschöpfung im Zielbereich.
Larasch: Wie viele Bilder kommen denn an einem Tag so zusammen, wenn du bei einem Radrennen mit deinen Kameras unterwegs bist?
Marcel: Je nach Veranstaltung ist das recht unterschiedlich. Bei Rundstreckenrennen oder wenn man ein Motorrad zur Verfügung hat, kommen da schonmal um die 3000 Bilder zusammen. Bei Rennen mit weniger Aufnahmemöglichkeiten an der Strecke eher so ca. 1500-2000 Bilder.
Larasch: Dein dieses Jahr veröffentlichtes Buch „Mythos Klassiker“ zeigt viele beeindruckende Momentaufnahmen. Hast du aber auch so etwas wie ein Lieblingsfoto?
Marcel: Ein Bild das mir direkt in den Kopf schießt, ist die Aufnahme von John Degenkolb in den berühmten Duschräumen des Velodroms von Roubaix. Nicht nur von fotografischer Seite – es war auch ein besonderer Moment, den ich hautnah miterleben durfte. Als ehemaliger Roubaix-Sieger hat er dort eine eigene Umkleide-Nische, an der ein Messingschild mit Name und Jahre seines Erfolges angebracht ist. Zudem hat das Bild den dritten Platz beim diesjährigen Peter-Christian-Schlüschen-
Larasch: Gab es dieses Jahr auch Momente, in denen du beim Fotografieren Pech hattest und dich noch Tage später über ein verpasstes Foto geärgert hast?
Marcel: Gerade bei Radrennen gerät man als Fotograf sehr schnell in Zeitnot. Wenn ein Rennen ansteht bei dem ich mit dem Auto Stellen anfahre, stelle ich mir im Vorfeld einen genauen Plan zusammen. Aufgrund des straffen Zeitplans kommt es immer mal wieder vor, dass man einen Spot erst nach der Durchfahrt der Fahrer erreicht. Sei es durch eine Straßensperrung, Baustelle, oder auch durch eine geschlossene Schranke. Je nachdem wie gut der Spot gewesen wäre, ärgert man sich kurzzeitig schon ein wenig. Bei wichtigen Spots plane ich aber auch immer etwas mehr Zeitpuffer ein, damit dort (hoffentlich) nichts schief geht.
Larasch: Angenommen du müsstest dich für eine Kamera und ein Objektiv entscheiden, mit dem du eine Sportveranstaltung fotografieren müsstest. Welche Kombi wäre das dann?
Marcel: Ich würde mich für die Canon 1DX II in Kombination mit einem 35mm f1.4 Objektiv entscheiden. Mit dieser Kombi kann ich nah genug ans Geschehen herangehen und bin aufgrund Größe und Gewicht sehr mobil.
Larasch: An alle, die mit der Sportfotografie beginnen möchten, welchen Tipp kannst du ihnen für den Start mit auf den Weg geben?
Marcel: Schaut einfach nach Terminen von Sport-Events in eurer Nähe, schnappt euch eure Kamera und schießt drauf los! Man lernt unglaublich viel, wenn man es vor Ort ausprobiert. Für Inspiration und Anregung für Motive ist Instagram eine super Quelle, dort bekommt man immer wieder neue, interessante Ideenansätze.
Larasch: In erster Linie bist du ja Sportfotograf, betreibst du selbst auch Sport und wenn ja welche Sportarten am liebsten?
Marcel: Für eigene sportliche Aktivitäten bleibt gar nicht mehr so viel Zeit, muss ich zugeben. Falls doch mal Zeit ist, nehme ich mir mein Rad und fahre durch die schöne Eifel, oder gehe im Winter Skifahren. Aber Sport-Events sind für Fotografen teilweise auch ein schönes Workout.. 😀
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