Wenn man mir vor acht Jahren gesagt hätte, ich würde meine Disziplin in der Leichtathletik, speziell im Laufen finden, hätte ich anfangs vermutlich gelacht.
Denn eigentlich wollte Tim wie fast jeder kleine Junge Fußballer werden.
Mittlerweile aber ist der 23-Jährige ein erfolgreicher Mittel- und Langstreckler, lässt Ball und Tor links liegen und konzentriert sich lieber nur auf das Laufen.
Schnell wurde nämlich klar, dass ich zwar kein Totalausfall als Fußballspieler war, aber zum Profi reicht es auch nicht.
Ihm wurde daher von seiner Mutter ans Herz gelegt, lieber mal einen Leichtathletiktest zu machen…
Dabei kam schließlich heraus: ohne Ball und Tor – also einfach laufen – das kann er! So ist Tim also zur Leichtathletik gekommen und dort auch geblieben.
Für mich ist der Sport, wahrscheinlich wie für jeden Leistungssportler, mehr als ein einfaches Hobby – eher eine Lebenseinstellung. Mit Regensburg habe ich einen super Trainingsort und ein spitzen Team gefunden, sodass ich mir im Moment kein schöneres Leben vorstellen könnte.
Zuletzt konnte er mit seinen 29:48 Minuten bei der DM über 10km in Bad Liebenzell seinen Beitrag zum doppelten Triumph seines Vereins beisteuern. Mit Jonas Kollar (29:52min) und Felix Plinke (30:06min) und einer Gesamtzeit von 1:29:46 Stunden wurden die Drei das zweitschnellste Team hinter ihren Vereinskollegen Simon Boch (29:02min), Philipp Pflieger (29:09min) und Florian Orth (29:17min).
Auch in der Einzelwertung reichte es für den achten Platz. Aber Tim weiß, dass auch dahinter viel mehr steckt, als nur eine Einzelsportart, die vermeintlich ’nur‘ aus Laufen besteht.
Ohne den passenden Trainer, die richtigen Trainingspartner und eine gute Betreuung durch Physiotherapeuten, ist man in der Leichtathletik und damit auch beim Laufen aufgeschmissen. Mir selbst ist dieser Zusammenhalt und eine gute Gemeinschaft, die ich bei der LG Telis Finanz Regensburg gesucht und gefunden habe, extrem wichtig.
Und ob erfolgreicher Leistungssportler oder blutiger Laufanfänger, man findet schnell ein Thema über das man sich unterhalten kann. Und das ist für den kontaktfreudigen Tim natürlich ein sympathischer Bonus.
Ein weiterer entscheidender Faktor bleibt aber der Wettkampf, an den man sich tagtäglich im Training orientiert. Auch wenn es dann nicht immer so läuft, wie man es sich im vornherein ausmalt.
Wir schauen zurück auf die DM in Erfurt…
Ich hatte mir für das Wochenende zwar etwas mehr ausgerechnet, aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert, wie meine Freundin zu pflegen sagt. Trotzdem bin ich froh, zumindest ein kleines Ziel – die ‚Top-8-Platzierung‘ – erreicht zu haben.
Insgesamt ging Tim mit gemischten Gefühlen aus dem Rennen. Aber da ihm irgendwer mal gesagt hat „Zufriedenheit ist der erste Schritt zur Stagnation“, mag er sich eigentlich nicht beschweren und Bad Liebenzell hat gezeigt, dass die nächste Gelegenheit schon auf einen wartet.
Natürlich ist der Alltag mit Training, Studium, Arbeit und Privatleben nicht immer leicht zu händeln, trotzdem würde Tim nie auf diesen Lebensstil verzichten wollen.
Der Sport bringt einerseits immer Schwierigkeiten und Herausforderungen mit sich. Auf der anderen Seite aber gibt es mindestens genauso viele wertvolle Dinge, die den Sport nicht grundlos für viele zu einer Leidenschaft macht.
Der Erfolg ist dann meist die wohltuendste Entschädigung für all das Engagement, den Ehrgeiz und die Disziplin.
Auch besondere Erinnerungen – bei Tim beispielsweise die Cross-EM 2013 in Belgrad, seine erste Medaille bei deutschen Meisterschaften oder der Doppelsieg mit der Mannschaft über die Lang- und Mittelstrecke bei den Crossmeisterschaften 2017 in Lönningen – geben einen schließlich wieder viel von der Energie zurück, die man tagtäglich ‚verliert‘.
Fest steht allerdings: Ein Verlust bedeutet immer gleichzeitig auch ein Wachsen. So wie jeder Sportler neben Stärken auch Schwächen vereint.
Wenn ich spontan an meine größte Schwäche beim Sport denke, fällt mir persönlich ein, dass ich nicht das Talent besitze, in der ein oder anderen Rennsituation einfach mal unbewusst ins ‚Niemandsland‘ zu laufen, ohne Gewissheit zu haben, ob man ankommt oder auf der Strecke bleibt… Als größte Stärke wird mir oft meine Teamfähigkeit und der Teamgedanke nachgesagt, welche ich sowohl im Training, Wettkampf und auch außerhalb des Sports für sehr wichtig empfinde.
Das Team ist häufig auch der Clou, der einen wieder aus dem ein oder anderen kleinen Motivationsloch hebelt.
Aber natürlich treiben mich auch meine eigenen Ziele an – besonders die Hoffnung, noch einmal in das Nationaltrikot schlüpfen zu dürfen.
Trotz ambitionierten Zielen und eigenen Ansprüchen muss man jedoch nicht gleich alles streng sehen.
Ich mache auch super gerne auch Quatsch und Unsinn. Lachen gehört für mich einfach zum Leben dazu. Und es freut mich natürlich, wenn ich meinen Mitmenschen das ein oder andere Lächeln oder sogar einen Lachkrampf bescheren kann.
Mit den richtigen Menschen kann sich Tim dann eigentlich über jede Kleinigkeit lustig machen.
Egal ob über ein scheinbar normales Wort oder eine lustige Situation, können wir uns dann oft tagelang kaputt lachen.
Weniger zum Lachen zu Mute ist ihm allerdings beim Gedanken an die Leichtathletik, die immer mehr an Interesse und Glaubwürdigkeit verliert.
Schließlich stecken wir alle so viel Arbeit und Schweiß in unseren Sport. Und wenn Doping und Korruption immer noch auf der Tagesordnung der Weltleichtathletik steht und dagegen so wenig unternommen wird oder so wenig unternommen werden kann, dann macht das am Ende einfach nur wütend.
Und gleichzeitig macht man sich Gedanken über seine Zukunft…
Wie ich Sport, Studium und Arbeit weiterhin unter einen Hut bringen kann. Aber natürlich auch, wie mein Leben nach dem Sport aussieht. Was will ich danach machen? Wie lang werde ich erfolgreicher Sportler sein können? In welcher Stadt ich wohnen werde?
Auch wenn der Sport neben Familie und Freunde eine zentrale Rolle spielt, hilft es manchmal, sich von allem abzulenken.
Und das kann ich am besten mit meinen Mitbewohnern im Athletenhaus und meiner Freundin. Die Zeit, die wir außerhalb des Sport verbringen, ist Gold wert! Wir kochen, wir lachen oder chillen einfach nur! Dabei kann ich auch mal den Sport vergessen und die Seele baumeln lassen!
Jeder Erfolg und jede Niederlage wäre eine andere, wenn die Familie und Freunde nicht an unserer Seite stünden.
Sie geben mir halt, falls es mal nicht so läuft wie ich mir das vorstelle und feiern jeden Erfolg mit mir, was den Erfolgen eigentlich erst das ‚Krönchen‘ aufsetzt.