Alberto Salazar ist der Trainer und Kopf vom Nike Oregon Projekt. Zu dieser wohl einmaligen Trainingsgruppe gehören unter anderem der Doppelolympiasieger Mo Farah und der Silbermedaillengewinner Galen Rupp. Der Amerikaner Salazar mit kubanischen Wurzeln war selbst auch ein Weltklasse Langstreckenläufer, der dreimal in Folge den New York City Marathon gewann.
Die Autobiografie von Alberto Salazar ist bisher nur im Englischen erhältlich. Arne Gabius, der derzeit beste deutsche Langstreckenläufer, spricht in einem Interview mit der FAZ (19.02.2013) bezüglich der Salazar-Gruppe vom „FC Barcelona des Laufens“. In Eugene haben sie die Ressourcen, Erfahrung und vor allem die Leidenschaft, um den Laufsport nach vorne zu bringen. Salazar beschreibt in seinem Buch drei Möglichkeiten, um Weltklasse zu werden. Die erste sei zu dopen, was für ihn nie in Frage käme. Dies widerspreche allen moralischen und auch wirtschaftlichen Gründen. Die zweite Möglichkeit sei dann einen Pakt mit dem Teufel zu schließen. Diesen ist Salazar in seiner eigenen sehr erfolgreichen aber auch relativ kurzen und verletzungsintensiven Karriere eingegangen. Diese Möglichkeit kann man im Prinzip mit einem Wort beschreiben: Schmerz. Salazar trainierte durch den Schmerz hindurch. Er betrachtete den Schmerz vielmehr als eine Einladung anstatt eines Warnsignals. Vom Knecht werde man zum Meister des Schmerzes. Doch dies fordert sein Tribut. Im Alter von 24 Jahren war Salazars Körper bereits am Limit, es folgten Jahre der Krankheiten und Verletzungen.
Deshalb hat er als Trainer einen dritten Weg erkannt. Man nutzt die Wissenschaft, um den Laufstil und die Trainingsmöglichkeiten zu optimieren. Dazu gehören Dinge wie ein Höhenzelt oder ein Anti-Gravitations-Laufband. Nichtsdestotrotz heißt dies hartes Training. „… my runners work longer, harder and –I believe- more intelligently and sustainably than any athletes on earth.“ (… meine Läufer arbeiten länger, härter und – so glaube ich- intelligenter und nachhaltiger als irgendein anderer Athlet auf dieser Welt).
Alberto Salazar gibt mit seiner Autobiographie einen tiefen Einblick in den Menschen, Sohn, Vater, Ehemann, Läufer, (Ex-)Leistungssportler, Sieger, Verletzten, Trainer, Christ und Arbeiter Salazar. Der Titel des Buches, 14 Minuten, steht für die Zeitspanne, in der Salazar klinisch tot war. Nach einem Herzinfarkt brach er zusammen und das Herz hörte auf zu schlagen. Doch Salazar überlebte und kam ohne bleibenden Schaden davon. Dies untermauert den Mythos Alberto Salazar. Tiefgläubig, leidenschaftlich, stets auf der Suche nach den eigenen Grenzen, diese zu verschieben und zu überwinden. Vor allem ist Salazar jedoch ein Läufer durch und durch, der heute noch jeden Tag seine Laufschuhe schnürt und als Trainer alles für seine Athleten gibt.
Das Buch ist die Geschichte von Alberto Salazar und so hat er und nimmt sich auch die Freiheit, über das zu schreiben, was er möchte. In dem Buch beschreibt er unter anderem seinen Marathon in 1981 beim New York City Marathon, als er in 2:08:13h einen neuen Weltrekord aufstellt. Bei einer Nachmessung wurde festgestellt, dass die Strecke um 148 m zu kurz war, was ca. einer halben Minute Laufzeit entspricht. Dieser Zusatz wird in dem Buch jedoch nicht erwähnt und auch von seinen sportlichen Niederlagen erfährt man nicht so viel. Die großen Siege sind ausführlich erläutert, zum z.B. für ihn enttäuschenden 15. Platz bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles schreibt er hingegen nur wenige Sätze. Trotzdem erfährt man auch viel von den Niederlagen und Rückschlägen in seinem Leben, vor allem die harten Jahre 1982-1988 wo es ein ständiges auf und ab wegen Verletzungen gab.
Alles in allem ist 14 MINUTES eine wirklich zu empfehlende Lektüre. Salazar schreibt über das Laufen: „Running is both, science and art“ (Laufen ist beides, Wissenschaft und Kunst) und diesen Satz kann man auch auf das Buch übertragen. Es ist eine Autobiografie, also stimmen die Fakten zu Alberto Salazars Leben, trotzdem nutzt er seinen künstlerischen Freiraum, um seine Sicht auf die Dinge zu beschreiben. Und dies macht er sehr inspirierend und packend.
Im November 2015 ist das Buch auch auf Deutsch erschienen:
Sportwelt Verlag, ISBN 978-3-941297-34-0, € 17,95
Alberto Salazar und John Brant: „14 Minutes – A Running Legend’s Life and Death and Life.“ New York (2012): Rodale.
ISBN 978 1 60961 314 3
254 Seiten