In der ersten Rio-Hälfte werden vor allem die Schwimmdisziplinen abgeklappert, ehe es sich in der zweiten Hälfte mehr um die Leichtathletik dreht.
Ein Grund mehr mal genauer aufs Schwimmen zu schauen. Ich habe mir da etwas Hilfe geholt und mit Nina Rosenbladt über ihre leistungsorientierte Flossenzeit gesprochen. Die Gute ist erst 22 Jahre alt und hat davon knapp zehn Jahre (2002-2012) im Wasser verbracht. Pro Woche standen da in etwa 12-14 Einheiten an, plus drei bis fünf Krafteinheiten, mit gezieltem Fokus auf die unterstützende Schwimmmuskulatur: „Schulter-, Arm- und Rückenmuskulatur sind dabei am stärksten ausgeprägt.“
Also kommt das massive Kreuz wie bei unserem Profi-Schwimmer Jacob Heidtmann nicht von irgendwo her.
Besonders vorteilhaft laut Nina: „Lange Armem, große Hände und Füße!“
Wenn die Elite-Flosser wie hier in Rio am Startblock stehen, ihren Oberkörper noch mal wach schütteln und die Arme dabei im XXL-Radis lockernd rotieren lassen, gehen die Beinchen darunter natürlich verloren. Der Oberkörper ist also ganz klar die Schiffschraube Unterwasser.
Wobei auch die Beine einen entscheidenden Faktor in Punkto Vortrieb sind: „Brust ist die technisch anspruchsvollste Schwimmart, in der der Vortrieb vor allem aus den Beinen kommt!“
Bei den Schwimmstilen Schmetterling und Kraul hingegen „kann die Kraft am besten umgesetzt werden und Rücken ist von allen vier Schwimmstilen das technisch anspruchsvollste.“
Schwimmstile heißt also: Schmetterling, Rücken, Brust und Freistil (meist Kraul). Hintereinander ergibt das im Einzelwettbewerb gleichzeitig auch das Lagenschwimmen – wobei jeder Stil dann meist über 50m (oder 100m) geschwommen werden muss.
Was zeichnet abrundend einen guten Schwimmer aus? Laut Nina: „Wassergefühl, Körperspannung und das Gefühl für Bewegungen des Körpers, da man sich selbst nicht sehen kann. Außerdem Beweglichkeit und Disziplin!“
Letzteres gilt natürlich für jede Sportart. Denn sie allein bringt ins voran: „Sometimes life hits you in the head with a brick. Don’t lose faith.“ (Steve Jobs) Also standhaft bleiben und ehrgeizig, wie der 21.-Jährige aus Elmshorn, der sich damit seine erste Teilnahme an Olympischen Spielen sicherte.
Heute schwamm der der WM-Fünfte über 400m Lagen zwar deutsche Rekordzeit, doch wurde schließlich wegen zwei nicht erlaubten Delfinkicks bei der Brustwende vorm Wechsel zum Freistil disqualifiziert. Bitter, denn die Zeit hätte für Platz fünf und den Einzug ins Finale gereicht. So nimmt sein jetzt gelebter Traum in Rio lediglich aufgrund einer Wende bittere reale Züge an, die sich auch auf seinem Gesicht zeigten. Mit Tränen verließ er das Stadion.
Aber er war nicht der einzige mit enttäuschter Miene. Wie schon 2012 in London verpassten alle deutschen Schwimmer am ersten Tag den Einzug in die Endläufe.
Darunter der jüngste deutsche Olympia-Schwimmer seit 1976 Johannes Hintze aus Potsdam, der seine Bestzeit um gute vier Sekunden verpatzte; Alexandra Wenk, die zuletzt bei den Deutschen Meisterschaften im Mai vier deutsche Rekorde aufstellte, heute über 100m Schmetterling aber dieses Niveau nicht abrufen konnte; und auch die Leistung von Florian Vogel und Clemens Rapp (WM-Sibter) über 400 m Freistil ließ zu Wünschen übrig. Florian fehlten sechs Hundertstelsekunden auf Platz neun und damit zum Finaleinzug und Clemens landete nur auf Rang 24.