“Der Wettkampf eines Sportlers ist wie das Salz in der Suppe → Alles sollte sich nach dem Wettkampf ausrichten: Jahresplanung – Periodisierung – Training!“ Laut dem Trainer von Julian Flügel – Jürgen Stephan alias Steppke – können noch so ausgefallene Zutaten den Teller zieren, aber ohne Salz ist das Rezept nicht rund.
„Die Belastung für den Sportler evtl. sogar auch für den Trainer sind in vielen Bereichen beim Wettkampf um ein vielfaches höher. Das Training ist nur die Grundvoraussetzung für einen guten WK. Einige Sportler verwechseln dies und gelten häufig als Trainingsweltmeister.“
Man nehme also 10km, knapp 5.500 Läuferinnen und Läufer, pickt sich den 11. September heraus und nutzt die Gelegenheit, sich bei den Deutschen Meisterschaften in Hamburg über 10km im Straßenlauf mit anderen zu messen bzw. zu testen, inwiefern noch einmal nachgesalzen werden muss.
Nachsalzen müssen die Läuferinnen und Läufer in jedem Fall. Bei 25 Grad und Sonne wurde der Elektrolyt-Haushalt ordentlich geschlaucht und die durchnässten Trikots samt aufsitzender roter Köpfe waren nur ein Beweis dafür, dass die Athleten ordentlich ins Schwitzen kamen. Aber das Wetter waren nicht alleine dran Schuld.
Zu den üblichen Wettkampfs- und heutigen Wetterbedingungen kam die Deutsche Meisterschaft. Ein nationaler Gradmesser, der den Sportlern zeigt, wo sie sich innerhalb der deutschen Laufszene platzieren.
Um Punkt 10:00 Uhr gab Weitsprung-Legende Heike Drechsler den Startschuss.
Nicht überraschend am Ende der erste Platz bei den Männern: Olympionik Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg), der bei den Olympischen Spielen in Rio über 5.000m an den Start ging, überzeugte auch auf der doppelten Distanz und rannte in 28:59Min als schnellster Deutscher ins Ziel. Dicht dahinter (mit 7 Sekunden Plus) Amanal Petros (SV Brackwede), gefolgt von dem Äthiopier Mitku Seboka (LAC Quelle Fürth) nach 29:20Min.
Auch in der Teamwertung landete Florian Orth mit seinen Vereinskollegen Tobias Blum und Jonas Koller mit der LG Regensburg auf den ersten Platz.
Bei den Frauen schaute die rasende Reporterin dieses Mal besonders auf Laura Hottenrott. Am heutigen Sonntag wollte die 24. Jährige aus Kassel die Deutschen Meisterschaften nutzen, um die aktuelle Würze ihrer Leistung zu testen. Schließlich steht am 02. Oktober der Halbmarathon in Köln an, an dem sie sich an ihr Debüt wagt.
Und Laura war zufrieden. Nach 34 Minuten und 45 Sekunden passierte sie den Zielbogen an der Binnenalster als viertschnellste Frau.
In der Teamwertung ging der erste Platz an das LT Marathon Hamburg und somit Jana Sussmann, Agata Strausa und Mona Stockhecke.
Aber zurück zum Salz. Bereits am Vortag durfte ich mich unter die Elite mischen und mit einigen Läuferinnen und Läufern das traditionelle Carbop-Loading im ChaCha zelebrieren. Neben extravaganten Saucen zu Nudeln oder Reis war die Würze bereits da in aller Munde. Denn nicht nur in meinem Teller sollte die Chilli unsere Kraftwerke der Muskelzellen (alias Mitochondrien) schon mal ordentlich einheizen. So, dass ich fast ein schlechtes Gewissen bekam, denn mir wurde im Vorwege ja ans Herz gelegt, vor einem Wettkampf auf jene Schärfe zu verzichten, sonst gäbe es unnötig Unterbrechungen während des Laufs. Gott sei dank habe ich bislang noch von keinen unerwarteten Boxen-Stops bei den Dixi-Klos am Streckenrand gehört.
Aber ich sag mal so, vielleicht wird der Mythos noch mal dahingehend modernisiert, dass wenn die Kraftwerke bereits am Vortag ordentlich Dampf kriegen, die Beine am Wettkampfstag schon mal warm gelaufen sind. Die Leistungen unserer Athleten bestätigt es ja!
Vom Einlaufen zum Auslaufen. Das durfte ich nämlich mit der guten Laura. Zwei Mal drehten wir im gemächlichen Tempo um die Binnenalster und ließen den Wettkampf Revue passieren.
Nachdem ich mich gestern schon beim Essen mit ihr unterhalten konnte, führten wir das Gespräch bei einem Puls von 130 fort und entdeckten laufend nicht nur die gemeinsame Vorliebe für diesen Sport, sondern speziell auch für Tempodauerläufe und Schummeleien beim Intervalltraining („Ochhh… anstatt den 8x1000m vielleicht doch nur heimlich 6“), deftiges Knabberkram (wo wir wieder beim Salz wären) anstatt süße Snacks, nüchterne Auftakte vorm Frühstück und der Tendenz, im Wettkampf gegen Ende schneller zu werden – mit dem einzigen Unterschied, dass sich ihr Verständnis von Schnelligkeit natürlich nicht mit meinem vergleichen lässt und ich gute 8 Minuten nach ihr ins Ziel rannte 😉
Zumindest aber beim Auslaufen konnten wir uns wieder im Gleichschritt treffen und uns über Wettkampfliche Eigenheiten austauschen: das Haferflocken-Bananen-Porrigde und die Scheibe Brot, nach einem kurzen Stretching… das in etwa 20 Minütige Warm-Up mit drei integrierten längeren Steigerungen im Wettkampfstempo und schließlich die etwas verhalten angegangenen 10km mit einem rasanten Endspurt!
Am Ende ist der Leistungsnachweis zufriedenstellend geglückt! So kann es weiter gehen. Wir schauen also gespannt auf die verbliebenen Wochen und den anstehenden Halbmarathon in Köln 🙂