Unser Olympiakalender ist aus dem Anliegen heraus entstanden, der „medialen Krise des Laufsports“ (Hendrik Pfeiffer) einen proaktiven und innovativen Ansatz zur Förderung der Laufszene und ihrer Athlet*innen engegenzustellen. Die Erlöse des Kalenders fließen unmittelbar in unsere Athletenförderung ein und ermöglichen es, unser bisheriges Engagement und die Medienpräsenz von Athlet*innen im Lauf- und Ausdauersport zu erhöhen.
Wir wollten von den „Betroffenen“, Deutschlands Top-Läufer*innen, direkt erfahren, wie sie die Problematik ihres Sports und ihrer persönliche Situation als Athlet*in einschätzen:
Dazu Christina Gerdes:
Zu den weiteren Athletenstimmen von Aaron Bienenfeld, Jens Nerkamp, u.a.
Christina, stell Dich doch einfach kurz vor: Was waren bisher Deine größten Erfolge und welche Ziele hast Du in den nächsten Jahren?
Wie finanzierst Du Dich aktuell, wer sind Deine Unterstützer und kannst du ein paar Rücklagen bilden oder gibst Du mehr aus, als Du durch den Sport „verdienst“? Würdest Du Deine Situation als prekär bezeichnen?
Auf der Mittel- und zunehmend auch auf der Langstrecke fühle ich mich zuhause. Seit 2011 bin ich Läuferin und trainiere leistungsorientiert, wobei der Fokus auf den Sport stetig zunahm.
Regelmäßig konnte ich Top 8 Platzierungen und Medaillen bei Deutschen Meisterschaften über die Mittel- und Langstrecke oder im Cross verbuchen. In jedem Jahr war ich in der Lage mich dabei über mindestens eine Disziplin verbessern. In den nächsten Jahren möchte ich mich weiter steigern, mein Laufvermögen soweit es geht ausbauen und so schnell werden, wie es für mich möglich ist. Ich bin gespannt herauszufinden, was alles in mir steckt. Auch gelungene Starts auf internationaler Ebene und ein Marathondebüt gehören dabei zu den gesteckten Zielen. Neben dem Sport möchte ich auch meinen Master erfolgreich abschließen.
In Berlin werde ich als Teil vom SCC Events Proteam von der SCC Events und Adidas unterstützt, ohne diese Unterstützung könnte ich Laufsport so nicht ausüben.
Im Podcast von „Auslaufen“ gibt es die Rubrik „ Was müsste verbessert werden in der Leichtathletik oder im Laufsport“. Wie ist Deine Meinung dazu, worin genau das aktuelle Problem liegt und wie kann dieses behoben werden?
Der Laufsport bekommt, wie auch andere Sportarten, zum Teil extrem wenig Aufmerksamkeit, das Einordnen von Leistungen, Zeiten und vom Trainingsaufwand ist dadurch ziemlich ausbaufähig. So kommen finanzielle Unterstützung, aber auch die Einsatzbereitschaft professionelle Bedingungen zu schaffen, zu kurz.
Sehr fragwürdig finde ich auch, dass es oft erst „sehr gute Leistungen“ geben muss, damit irgendeine Art von Unterstützung erfolgt. In vielen Fällen ist es aber ohne diese Unterstützung eben nicht möglich diese Leistungen zu erreichen. Dazu kommt, dass gute oder ggf. auch sehr gute Leistungen manchmal nicht mal ausreichen, wenn man nicht in der Lange ist diese auch erfolgreich zu präsentieren.
Was hältst Du von der Idee, beispielsweise wie „Krautreporter“, die Laufdisziplinen über eine kontinuierliche Fördermitgliedschaft zu stützen und damit mehr mediale Reichweite und direkte finanzielle Unterstützung zu bekommen?
Der Ansatz gefällt mir auf jeden Fall. Den Menschen zu zeigen wie genial der Laufsport ist, welche Leidenschaft mit auf der Strecke ist und wie das Laufen den Alltag bestimmt, ist sicherlich ein wichtiger Schritt und generiert bestimmt auch Verständnis, Mitfiebern und Unterstützung insgesamt.
Was wären konkrete Maßnahmen? Ist es die Unterstützung in Social Media, mehr Livestreams von den Events, Attraktive Wettkampfformate oder Schaffung neuer Serien oder hast Du ganz andere Ideen?
Man könnte mit einer ausgeglichenen Berichterstattung anfangen. Wenn man die Zeitung aufschlägt (sicher, hier gibt es Ausnahmen, aber oft ist das der Fall) sieht und liest man im Sportteil 85% Männerfußball (regional, national und international). Die restlichen 15% teilen sich alle anderen Sportarten: wie kann da denn Interesse an anderen Sportarten aufkommen oder eine Art von Einschätzung der sportlichen Leistungen?!
Für herausragende Laufleistungen sollten sich die Bedingungen in Deutschland stark ändern. Natürlich ist die finanzielle Unterstützung für Trainingslager, Ausrüstung und „normale Lebenskosten“, ganz zu schweigen von Rücklagen oder zukünftigen Ausgaben, das eine. Aber man kann auch scheinbar banal anfangen: freier Zugang zu Sportplätzen, Räumung der Sportplätze im Winter und Flutlichtoptionen, gute Dusch- und Umkleidemöglichkeiten, sichere Spints bei den Anlagen, solide ausgestattete Krafträume und Zugang dazu, Verständnis und Akzeptanz von Lehrkräften, DozentInnen und ArbeitgeberInnen für Training und Wettkämpfe, ausgewogene Küche in Kantinen und Mensen (nicht nur für SportlerInnen hilfreich).. nicht immer sind diese Beispiele ein Problem, ich habe allerdings in jedem der Punkte schon selbst Schwierigkeiten erlebt.
Danke Christina für Deine offene Meinung und dass Du unser Olympiakalender-Projekt unterstützt!
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