Gestern hieß es wieder: auf ins Matschgestöber und die Dornen ins wellige Rasenprofil rammen. Die heiße Phase in der Cross-Saison hat begonnen und somit auch die Qualifikationswettkämpfe für die Cross-EM in Chia (Italien).
Pforzheim (12. November), Darmstadt (19. November) und Tilburg (Niederlande, 27. November/1.Advent) lauten die Stationen, die über eine (Nicht-)Teilnahme entscheiden. Dabei sind die Qualifikationskriterien je nach Altersklasse unterschiedlich. Wo man bei den Frauen und Männer (U und Ü 23) hier in Pforzheim noch nicht sicher sagen konnte, wer in Chia am Start ist (wichtig ist, man war in Pforzheim bzw. Darmstadt am Start, entscheidend jedoch wird jetzt Tilburg), konnte man bei den U20ern dagegen bereits den jeweils Erst- und Zweitplatzierten zur sicheren Qualifikation gratulieren. Heißt bei den U20er-Frauen über 4,8km: Platz 1 für Alina Reh (SSV Ulm 1846), die sich dabei sogar unter die männliche Spitzengruppe (U18) mischte und mit deutlichen Abstand zur weiblichen Konkurrenz, nach ihrem schon ohnehin sahneschnittigen Erfolgsjahr, mal wieder ein beeindruckendes Rennen (16:57Min) ablieferte. Zweite wurde in ebenfalls ehrwürdigen 17:49Minuten Miriam Dattke (SCC Berlin).
Bei den U20er-Männern gratulieren wir Jens Mergenthaler (SV Winnenden) zu Platz 1, knapp gefolgt von Marc Tortell (TV 1897 Rendel e.V.).
Unsere weiblichen bzw. männlichen U23er starteten jeweils mit den Frauen bzw. Männern. Wo bei den Männern Amanal Petros selbst die Männer als U23er hinter sich ließ und sich als Siegprämie das Gramm Gold sicherte (Pforzheim wird schließlich nicht grundlos die Goldstadt genannt) – dahinter als Zweitplatzierter Fabian Clarkson (SCC Berlin) – zeigten auch Patrick Karl (30:04Min) und Philipp Reinhardt (LC Jena, 30:10Min) auf dem schwierigen 9km-Crosskurs, dass sie durchaus für das U23-EM-Team in Frage kommen.
Ich schaute dieses Mal aber auf die weibliche U23iger-Front und dabei insbesondere auf die 3000m-Hindernisläuferin Maya Rehberg (TSV Kronshagen/Kieler TB), die ich zuletzt beim Beweglichkeitstraining in Rio quälte, sodass ich den Sympathiebonus natürlich schon mal sicher hatte. Sie musste, wie auch Anna Gehring (Sport-Club Itzehoe), 6,6km laufen.
Denn wie es der Zufall so will, traf ich die schlagfertige Maya bereits im Zug auf dem Weg vom Norden in den Süden.
Als Cross-Laie, wie die rasende Reporterin es ist, musste ich erst einmal ein paar charakteristische Eckdaten sammeln, die für den Crosslauf typisch sind.
Dass das Profil immer wieder mit neuen Tücken überrascht und die Strecke im ersten Moment harmloser scheint, als sie tatsächlich ist, konnte ich einerseits an den Gesichtern der Crosser und meinen Beobachtungen als aktiven Zuschauer festmachen. Denn wie es der rasenden Reporterin nachgesagt wird, ist sie, auch wenn sie selbst nicht am Start ist, gefühlt trotzdem mitten drin und wirbelnd von Streckenposten zu Streckenposten unterwegs. Da die Athleten Runden liefen, wurde es ihr aber leicht gemacht, diese im Blick zu behalten. So konnte ich also passiv miterleben, wie besonders die Sandpassage mit dem Anstieg, der von Schlaglöchern geprägte Untergrund und die spitzen Kurven die Renner herausforderten.
„Das ist auch das Entscheidende beim Crosslauf. Du musst dich spontan an die Gegebenheiten anpassen. Nicht nur die Strecke selbst ist oft nicht absehbar, sondern auch das Wetter. Im Herbst können es da gern mal zehn Grad sein und Sonne oder Minus fünf und Schnee.“
Deshalb läuft Maya die Strecken gerne vorher einmal ab, um zu testen, welche Schwierigkeiten auf sie zukommen und wie man eventuell besondere Tücken gezielt ausspielt.
„Dann ärgerst du dich während des Rennens nicht und denkst dir: Oh Mist, wäre ich da doch mal anders drum herum gerannt oder ähnliches.“
Hinzu kam, dass sich dieses Jahr deutlich mehr Starter für Pforzheim gemeldet hatten und unabhängig von dem typischen Massenstart im Cross, es auch auf der Strecke voll zu ging. Das kommt zwar der Umknick-Gefahr, allerdings weniger den Athleten, zu Gute.
Für Maya war es der erste Wettkampf nach Rio, wo sie bei den Olympischen Spielen in ihrer Paradedisziplin 3000m-Hindernis an den Start ging. Besonders für Hindernisläufer kann die Lücke im Trainingsjahr passend mit der Crosssaison gefüllt werden. Schließlich kommt es im Cross ebenfalls auf die Kraft-Ausdauer an. Fest steht jedoch, wenn du ein guter Straßenläufer bist, heißt es nicht, dass du auch im Cross eine gute Pace rennen kannst. Wobei das genau der Knackpunkt ist: „Die Zeit ist egal. Wichtiger ist die Platzierung!“
In Pforzheim wollte/musste Maya unter die Top Drei, um ihrem potentiellen Ticket für Chia näher zu kommen. Wichtig ist dann noch in Tilburg unter die Top 20 zu laufen. Das ist im Vergleich zum Vorjahr etwas entspannter, als erst ein Platz unter den Top zwölf gereicht hat. „Auch wenn die Vorbereitung aufgrund der Klausuren nicht optimal lief, bin ich gespannt und neugierig, was geht! Cross schreibt so bisschen seine eigenen Gesetzte. Das macht es so spannend.“
Auf der Straße kommst du leichter in den ‚Flow‘, findest schneller deinen Rhythmus. Im Cross hingegen erwarten dich immer neue Gegebenheiten und du bist wie im Hindernislaufen die ganze Zeit auch mit dem Kopf dabei. 100% konzentriert.
Hier in Pforzheim und nächste Woche in Darmstadt ist es zwar ein Solo-Ritt, aber in Chia gilt es im Team zu arbeiten. „Dort ist es wichtig, als Mannschaft an den Start zu gehen und sich anzupassen, sich aufeinander abzustimmen.“
Potentielle Mitstreiter sind u.a. Anna Gehring, die hier in Pforzheim schnellste U23erin wurde. Franzi Reng, die die Woche mehr bis Darmstadt nutzt, um nach ihrer längeren Verletzungspause wieder in Form zu kommen, ist ebenfalls eine vielversprechende Kandidatin.
Andere wiederum haben Pforzheim Darmstadt vorgezogen, um bis Tilburg noch zwei Wochen Luft zu haben. Bei Maya kam das Argument dazu, dass sie hier bereits einmal gelaufen ist, die Strecke somit ‚kennt‘, aber besonders die familiäre Stimmung in Pforzheim genießt.
Für Maya wäre es die siebte EM-Teilnahme. Mit ihrem dritten Platz heute sind die Chancen auf jeden Fall gut. 2012 bewies sie bereits mit ihrem dritten Platz bei der EM in Budapest, dass auch sie ein lukratives Teammitglied wäre.
Wir drücken ihr und allen anderen natürlich die Daumen, dass sie spätestens in Tilburg zeigen, was in ihren Beinen steckt, um sich für die Cross-EM in Italien zu qualifizieren. Wichtig jetzt: Bleibt gesund.