Unser Olympiakalender ist aus dem Anliegen heraus entstanden, der „medialen Krise des Laufsports“ (Hendrik Pfeiffer) einen proaktiven und innovativen Ansatz zur Förderung der Laufszene und ihrer Athlet*innen engegenzustellen. Die Erlöse des Kalenders fließen unmittelbar in unsere Athletenförderung ein und ermöglichen es, unser bisheriges Engagement und die Medienpräsenz von Athlet*innen im Lauf- und Ausdauersport zu erhöhen.
Wir wollten von den „Betroffenen“, Deutschlands Top-Läufer*innen, direkt erfahren, wie sie die Problematik ihres Sports und ihrer persönliche Situation als Athlet*in einschätzen:
Dazu Deborah Schöneborn:
Zu den weiteren Athletenstimmen von Aaron Bienenfeld, Christina Gerdes, u.a.
Debbie, stell Dich doch einfach kurz vor: Was waren bisher Deine größten Erfolge und welche Ziele hast Du in den nächsten Jahren?
Ich bin Debbie, Langstreckenläuferin und laufe alles von 5000m bis zur Marathondistanz. Ende diesen Jahres schließe ich mein Studium ab und mein Plan ist, mich in den nächsten Jahren vermehrt auf den Sport zu konzentrieren.
Wie finanzierst Du Dich aktuell, wer sind Deine Unterstützer und kannst du ein paar Rücklagen bilden oder gibst Du mehr aus, als Du durch den Sport „verdienst“? Würdest Du Deine Situation als prekär bezeichnen?
Mein Bundeskader-Status ist aktuell ein großes Glück, denn neben einer kleinen Förderung durch meinen Verein, die dieses Jahr leider auch noch gekürzt werden musste, ist die mit dem Kader verbundene finanzielle Unterstüzung durch die Sporthlife aktuell meine einzige sichere Einnahmequelle.
Der Zeitpunkt um eine Profi Karriere anzugehen ist in der Krisenzeit gerade leider sehr unglücklich. Besonders durch das Ausbleiben von Wettkämpfen, vor allem von großen Straßenläufen, die eine entscheidenen Einnahmequelle für viele Profiläufer sind, büßen wir deutlich doch an Verdienst ein. Meine Miete werde ich weiter bezahlen können, aber es fehlt so an finanziellen Mitteln für beispielsweise Trainingslager, in die ich solche Einnahmen direkt reinvestieren würde oder für Regenerationsmaßnahmen/ spezielle Ausrüstung. Mit dem Einstieg ins Berufsleben möchte und muss ich auf lange Sicht planbare Einkünfte erwirtschaften, das ist im Laufsport in Deutschland gar nicht mal so leicht zu organisieren.
Im Podcast von „Auslaufen“ gibt es die Rubrik „ Was müsste verbessert werden in der Leichtathletik oder im Laufsport“. Wie ist Deine Meinung dazu, worin genau das aktuelle Problem liegt und wie kann dieses behoben werden?
Leistungssport im Allgemeinen muss in Deutschland attraktiver gemacht werden. Es passiert einfach zu oft, dass Nachwuchstalente mit dem Schulabschluss auch ihre sportliche Karriere abschließen, weil ein Studium oder eine Ausbildung viel lukrativer und Sport meist ein eher „teueres und sehr zeitaufwendiges Hobby“ ist. Meiner Meinung nach müsste mehr mit Unternehmen und Sponsoring gearbeitet werden, mit denen gemeinsam Teams gebildet werden können, die Planungssicherheit auch über ein einzelnes Förderjahr hinaus geben können. Ich kenne keinen Sportler, der seinem Beruf nachgeht, um damit stinkreich zu werden, aber mit einer Mindestabsicherung würden einige Schulabgänger der Sportkarriere eventuell doch eine Chance geben.
Was hältst Du von der Idee, beispielsweise wie „Krautreporter“, die Laufdisziplinen über eine kontinuierliche Fördermitgliedschaft zu stützen und damit mehr mediale Reichweite und direkte finanzielle Unterstützung zu bekommen?
Ich denke solch innovative Modelle können dem Sport und uns Athlet*innen helfen, mehr finanzielle Möglichkeiten und eine größere Reichweite zu erlangen. Eine kontinuierliche Förderung böte nicht nur den aktiven Sportler*innen die Chance, ihr Potenzial bestmöglich auszuschöpfen sondern auch eine Perspektive für junge Talente, sich zu entwickeln.
Was wären konkrete Maßnahmen? Ist es die Unterstützung in Social Media, mehr Livestreams von den Events, Attraktive Wettkampfformate oder Schaffung neuer Serien oder hast Du ganz andere Ideen?
Social Media in all seinen Facetten hat in den letzten Jahren sicherlich enorm an Relevanz gewonnen. Die Schwierigkeit, die ich bei den meisten Plattformen sehe, ist, dass hauptsächlich interessante Charaktäre bei der breiten Masse gut ankommen. Aktuell ist dort jeder Sportler „seines eigenen Glückes Schmied“, und es geht um viel mehr als Training und sportliche Leistung. Das ist für Sportgruppen und Vereine schwer kontrollierbar. Sicherlich kann Social Media zusätzlich einen Mehrwert für den Sport insgesamt bringen, aber dafür muss man auch einfach als Typ bei der breiten Masse gut ankommen. Ich denke, wie oben schon erwähnt, Kooperationen mit Unternehmen und Sportgruppen, bei denen der individuelle Sportler in ein Netzwerk einsteigen kann und die Kanäle seiner Förderer nutzen und bewerben kann, liegen große Chancen. Und das Organisieren kreativer Events hat sich in den letzten Jahren u.a. mit dem ISTAF und den Finals 2019 in Berlin ja schon als erfolgsversprechend herausgestellt. In Zeiten wo die Menschen soviel Zeit vor dem Bildschirm verbringen ist eine vermehrte Übertragung von Wettkämpfen außerdem eine enorm wichtige Vermarktungsstrategie.
Danke Debbie für Deine offene Meinung und dass Du unser Olympiakalender-Projekt unterstützt!
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