Ein Einzelsportler steht alleine an der Startlinie, ist aber nur im seltensten Fall ein Einzelkämpfer. Nur zusammen mit einem Team aus Unterstützern und einem dazu passenden Umfeld sind Höchstleistungen möglich. Dieses Umfeld soll im nachfolgenden Text genauer beschrieben werden.
Zu oft ist Leistungssport in Deutschland ein Luxus. So hat ein Kind, das nicht zu Wettkämpfen oder zum Training gefahren werden kann oder schlichtweg einfach nicht unterstützt wird, schlechte Karten in der Welt des Leistungssports. Oder spätestens nach der Schule, wenn die Frage nach der zukünftigen Gestaltung des sportlichen Werdegangs gestellt werden muss, sind die finanziellen Mittel oftmals der ausschlaggebende Punkt. Nur bei den Wenigsten ist die Leistung in dem Alter so gut, dass es für die Sportfördergruppe der Polizei oder Bundeswehr reicht. Was bleibt also noch als Alternative?
Studium im Ausland
Neben einem Direktstudium in Deutschland ist gerade das Studieren im Ausland eine Möglichkeit, den beruflichen Werdegang und den Sport zu verbinden. Gerade die großen Trainingsgruppen und das ausländische Flair ziehen viele junge Sportler in die USA. In vielen Fällen bringt der Auslandsaufenthalt eine Leistungssteigerung mit sich, jedoch führen das harte Training und eine oftmals unzureichende individuelle Trainingssteuerung (aufgrund zu großer Gruppen) auch in vielen Fällen zu Verletzungen. Ob ein Stipendium in den USA zu einer Erfolgsgeschichte wird, ist demnach ganz individuell. Was ist die Alternative in Deutschland?
Studium oder Ausbildung in Deutschland
Es ist gar nicht so leicht, den beruflichen und sportlichen Werdegang unter einen Hut zu bekommen. An einem Tag stehen im Spitzensport (ohne Regenerationszeit) bis zu 5 Stunden Trainingszeit auf dem Plan. Wer zwischen den Einheiten arbeiten oder studieren will, muss ein gutes Zeitmanagement haben. Aber auch dann leidet oftmals die Regeneration unter der sogenannten Dualen Karriere.
Als ich 2019 das Abi in der Tasche hatte, stellte auch ich mir die Frage des: Und nun? Ziel war es, den Sport so gut wie möglich mit dem Studium verbinden zu können. Lange war ein Direktstudium an der Uni in Leipzig der Plan. Dann bekam ich das Angebot, in meiner Heimatstadt Aschersleben dual an einer privaten Hochschule zu studieren. Das hört sich im ersten Moment nach noch weniger Zeit für den Sport an, jedoch ist das Studium teilweise ein Fern- und teilweise ein Direktstudium. Somit bin ich an keinen Ort festgebunden. Der vorgesehene Arbeitspart beträgt 35 Stunden, was natürlich nicht machbar wäre. Mein Arbeitgeber sieht jedoch meine Trainingszeit weitestgehend als Arbeitszeit an. Durch die Kombination aus Arbeit und Studium habe ich so die Möglichkeit, zu studieren und etwas Geld für den Sport dazuzuverdienen.
Trainingslager
Im Laufsport sind Trainingslager ab einem bestimmten Leistungslevel unumgänglich. Doch studiert man an einer Uni oder macht man eine Ausbildung, sind in vielen Fällen nur die Semesterferien oder die Urlaubstage eine Option. Für eine optimale Wettkampfplanung sind Trainingslager außerhalb dieser Zeiten von Nöten. Ein Vorteil eines Fernstudiums ist hier die Ortsungebundenheit.
Sponsoren und Partner
Wer bezahlt die Trainingslager, die Sportkleidung, Schuhe, Fahrtkosten, Unterkünfte bei Wettkämpfen usw.? Ist man kein Bundeskader, braucht es Firmen oder Unternehmen, die den Sportler unterstützen. Doch auch die sind nicht so leicht zu finden, weshalb viele Sportler die anfallenden Kosten aus eigener Tasche bezahlen müssen. Nicht nur Nachwuchssportler, auch erfolgreiche Sportler im besten Trainingsalter müssen sich in vielen Fällen selbst um die Finanzierung kümmern.
Mit Megawood, Computer Aschersleben und dem Gartenland Aschersleben habe ich drei regionale Sponsoren gefunden, die mich zusammen mit Larasch und Mizuno seit dieser Saison unterstützen.
Wohnung
Auch die Wohnung bezahlt sich bei einem Studium nicht von allein. Wer nicht in den USA ist oder ein Fernstudium macht, braucht meistens die Unterstützung der Eltern.
Familie und Freunde
Womit wir beim nächsten wichtigen Punkt wären: Familie. Ohne die Unterstützung der Eltern ist oft kein Studium möglich, es sei denn, es gibt BAföG, Sponsoren oder ähnliches. Doch noch viel wichtiger als zum Zeitpunkt des Studiums ist die Familie im Kindesalter für den Leistungssport. Nur wer zu Wettkämpfen oder dem Training gefahren wird und eine gewisse Förderung erfährt, kann als Kind Sport im Verein machen. Denn nur die wenigsten beginnen noch mit 18 Jahren einen Leistungssport. Auch Freunde spielen gerade in der Jugend eine große Rolle, die nicht zu unterschätzen ist. Denn ist in der Schule die Akzeptanz nur gering oder wird der Sport als „uncool“ angesehen, wandert das Interessenfeld schnell vom Leistungssport weg.
Trainingsgruppe
Eine Trainingsgruppe sorgt dafür, dass man im Training über seine eigene Grenzen gehen kann, Grenzen, die allein nur schwer zu überschreiten sind. Somit ist Gruppentraining gerade bei den harten Einheiten sehr hilfreich.
Trainingsbedingungen
Simpel und trotzdem die Grundlage für alles sind die Trainingsbedingungen. Dazu zählen gute Laufstrecken, die Möglichkeit auf einer Laufbahn trainieren zu können, ein Kraftraum und am besten auch eine Laufhalle.
Trainer
Wichtig ist, dass es einen Trainer gibt, der sich um die Trainingssteuerung, die Wettkampfgestaltung und die damit zusammenhängende Trainingslagerplanung usw. kümmert. Im besten Fall ist diese Person hauptberuflich Trainer, denn gerade im Leistungssport sind die Trainertätigkeiten sehr zeitaufwändig. Es stehen mehrere Wochen Trainingslager und Wettkämpfe an, welche meistens am Wochenende stattfinden. Und dabei kann eine Athletenbetreuung auch mal bedeuten, dass es einen Anruf nach 18 Uhr gibt.
Physiotherapie und Sportarzt
Neben dem Trainer gehören Physiotherapeuten und Ärzte zu den Personen im Hintergrund, die den Sportler betreuen. Gerade bei Verletzungen und kleineren körperlichen Problemen braucht es eine schnelle Hilfe. Viele Sportler arbeiten darüber hinaus mit Sportpsychologen zusammen, die sich um die mentale Gesundheit kümmern und psychische Probleme gemeinsam mit dem Sportler angehen.
Ernährung
Ob mit einem Ernährungsberater oder allein, beschäftigt hat sich fast jeder Sportler schon einmal mit dem Thema Ernährung. Denn nicht umsonst heißt es: „Du bist was du isst“. Im Optimalfall wird das Kochen dem Sportler abgenommen, die meisten müssen sich jedoch selbst um eine ausgewogene Ernährung kümmern.
Um Erfolg im Sport zu haben, braucht es nicht unbedingt jeden dieser Bausteine. Jedoch kann jeder einzelne Punkt den Sportler auf seinem Weg unterstützen.
Dieser Text soll verdeutlichen wie viele Faktoren über Erfolg oder Misserfolg im Leistungssport entscheiden können, aber auch manchmal schwer durch den Sportler selbst zu beeinflussen sind.