Enrico Aßmus ist der DLV-Bundestrainer für 3.000m Hindernis und betreut den A- und B-Kader im Frauen- und Männerbereich.
Derzeit ist er mit seinen Schützlingen in der südafrikanischen Nordwestprovinz in der Stadt Potchefstroom und bereitet sie auf die bevorstehende Freiluftsaison vor.
Nächster Halt: „Die krummen Strecken“ beim internationalen Läufermeeting in Pliezhausen (14. Mai 2017).
Herr Aßmus war selbst schon immer leidenschaftlicher Läufer bzw. Hauptsache in Bewegung. Anfangs noch im Fußball, ehe er zu den leichtathletischen Disziplinen wechselte bzw. schlussendlich zu der als sehr komplex geltenden Laufdisziplin – der Hindernislauf – kam und dabei bis heute geblieben ist.
Diese fordert nämlich wie auch der Beruf des Trainers einen auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Um den diversen Anforderungen gerecht zu werden, muss das Training gut organisiert und abgestimmt werden.
Diese Herausforderung ist es, die den Hindernislauf so spannend macht. Diese Ganzheitlichkeit mit dem Rhythmuswechsel. Und das gilt es im Wettkampf effizient umzusetzen.
Herrn Aßmus gefällt der Ansatz, mit einer seriösen und kontinuierlichen Arbeitseinstellung an seinen Zielen zu arbeiten.
Nur so kann man auf Dauer und über die Jahre Erfolg haben.
Geprägt hat ihn der enge Kontakte zu Nils Schuhmann (ehemaliger deutscher Mittelstreckler und Olympiasieger von 2000 über 800m) als auch seinen Bruder Ralf Aßmus, der ebenfalls dem Hindernislauf verfiel.
Ich hatte lediglich nur regionale Erfolge, da hat mein Bruder scheinbar die größere Schippe an Talent abbekommen.
Beide konnte er jedoch im Training erleben und beobachten, wie sie als Typen funktionierten und auf das Training anschlugen.
Dieser analysierende Blick, die ganzheitliche Sicht auf den Trainingsprozess haben ihn entscheidend für seinen fortlaufenden Weg als Trainer beeinflusst.
Was zeichnet Sie als Mensch bzw. Trainer aus?
Ich würde sagen, meine Verlässlichkeit. Ich habe gerne ein Plan in der Tasche – beruflich als auch privat. Mir ist Gerechtigkeit sehr wichtig und trotz aller Begeisterung für den Sport natürlich meine Familie.
Diese hat er aufgrund des Trainingslagers mittlerweile aber schon länger nicht mehr gesehen. Insgesamt dreieinhalb Wochen.
Dafür kann Herr Aßmus sich gänzlich auf seine Athleten konzentrieren, von denen viele selbst auch das erste Mal so lange am Stück im Trainingslager sind.
Das ist es auch, was Herrn Aßmus seitens seiner Jungs auszeichnet.
Hindernisläufer Tim Stegemann (Erfurter LAC): „Als Coach zeichnet Herrn Aßmus aus, Athleten aufgrund der Trainingswerte gut einschätzen zu können und die Dinge stets positiv zu betrachten. Zusätzlich zeichnet ihn seine Loyalität und enge Bindung zum Athleten aus!“
Es motiviert einen Trainer schließlich auch, wenn man das Potential erkennt und die jungen Sportler auf ihren Weg begleiten darf.
Da ist noch viel Luft nach oben, was Umfänge und Trainingslager angeht, sodass sich der Männerbereich in den nächsten Jahren noch stark entwickeln wird.
Und dazu gehört, Deutschland zuweilen hinter sich zu lassen und in die Sonne zu verschwinden.
Aber warum Potchefstroom?
Hier sind die Bedingungen stabil. Wir haben im Schnitt 25 Grad und bislang noch keinen Regentag. Mit 1400m haben wir zwar nur eine kleine Höhe, dahingehend aber trotzdem einen geringen Effekt und können gleichzeitig gut an der Geschwindigkeit feilen, was hier auch im Fokus steht.
Aufgebaut sind die Wochen in Belastungs- und Grundlagenausdauerblöcke.
Ich wähle die Belastungsblöcke recht schlank, mit zwei Kerneinheiten. Das sind meistens kurze Tempoläufe, die die Schnelligkeit-Ausdauer ansprechen. Überlaufend in die zweite Kerneinheit mit mittleren bis längeren Tempoläufen im GA2 Bereich, um sich den Anforderungen im Wettkampf anzunähern. Im Grundlagenausdauer-Block werden grundsätzlich Dauerläufe absolviert. Aber auch Stabilisationsübungen und Hürdenkoordination.
Gefolgt von dem Nahtlosen Übergang zum Saisonauftakt in Pliezhausen. Sie landen am 12. Mai und sind nur zwei Tage später über unterschiedlichen Disziplinen (Tim beispielsweise über 2.000m Hindernis und Philipp Reinhardt über 3.000m flach) am Start.
Das hat den Vorteil, dass nach zwei bis drei Tagen der Körper nach der Höhe sehr leistungsfähig ist und laut unserer Erfahrungen erst ab den dritten/vierten Tag in einen ‚Höhenloch‘ fällt.
Herr Aßmus lässt den bevorstehenden Wettkampf aber entspannt auf sich zukommen.
Wir schauen einfach. Ich hoffe, wir bleiben alle gesund und können die Trainingseinheiten bis zum Ende gut absolvieren. Dann bin ich überzeugt, dass uns ein guter bis sehr guter Einstieg gelingt.
Anschließend werden Rückschlüsse gezogen und die gesammelten Erfahrungen für die nächsten Höhen-Projekte genutzt.
Aber zuerst heißt es durchatmen und aufs Neue Kräfte sammeln. Nur zwei Wochen später stehen nämlich die beiden Hauptwettkämpfe an: zunächst am am 27. Mai in Jena und schließlich am 05. Juni in Rehlingen über die Hauptstrecke, sprich 3.000m Hindernis.
Ziel ist es, die persönlichen Bestzeiten der einzelnen Sportler anzugreifen und zu verbessern. Und wenn es in Pliezhausen jetzt nicht gelingt, dann heißt es, ruhig zu bleiben und nach vorne schauen. An der Form feilen, um für die zwei Hauptwettkämpfe wieder mit optimaler fit am Start zu stehen.
Jetzt hoffen wir aber erst einmal, dass Sie alle wieder gesund in Deutschland ankommen und Ihre Hindernisläufer am 14. Mai fit an der Startlinie stehen. Viel Erfolg an dieser Stelle und für die verbliebenen Tage, noch ein paar effiziente Trainingsstunden.