Gesa Felicitas Krause war die Durchstarterin im Laufbereich im Jahr 2011. Das Ziel, das sie mit ihrem Trainer Wolfgang Heinig fasste, lautete Gold in Tallin, wo mit den U20 Europameisterschaften ihr Saisonhöhepunkt anstand. Zumindest der vorläufige Höhepunkt, denn diesen sollte sie zwei Monate später noch einmal übertrumpfen. Auf ihrer Paradestrecke, den 3000m Hindernis, ging sie als eine der Favoritinnen an den Start, lief einen überzeugenden Vorlauf und gewann im Finale in 9:51min überzeugend die Goldmedaille. Bei den deutschen Jugendmeisterschaften fehlte Gesa jedoch am Start. Stattdessen hatte sie einen Startplatz beim Diamond League Meeting in London bekommen und konnte sich mit den besten Hindernisläuferinnen der Welt messen. Mit ihrem sechsten Platz und einer neuen persönlichen Bestzeit von 9:35min erlief sie nicht nur einen neuen Jugendeuroparekord, sondern sie unterbot zugleich die Norm für die WM in Daegu.
Nach den Jugendeuropameisterschaften nun also die Weltmeisterschaften, und das mit 19 Jahren. Auch hier zeigte die junge Frankfurterin eine beeindruckende Vorstellung. Eine neue persönliche Bestzeit im Vorlauf und der Einzug ins Finale. Dort steigerte sie ihre Bestzeit erneut und erzielte mit ihrem neunten Platz das beste Resultat der deutschen Läuferinnen und Läufer. „Daegu war sehr beeindruckend. So viele Zuschauer, das Laufen im Flutlicht, man hat regelrecht das Gefühl, von der Menge getragen zu werden“, beschreibt Gesa die 7 ¾ Runden in Südkorea. Wie belohnt man sich nach einer solch überragenden Saison? Gesa fuhr zwei Mal in den Urlaub, einmal mit Freunden nach Frankreich, um dort auf einem Hausboot zu entspannen und ein weiterer Urlaub mit ihrem Vater in den USA. „Die Urlaube waren gut, um den Kopf mal wieder frei zu bekommen, aber dann habe ich mich auch wieder gefreut, wieder ins Training einzusteigen.“ Auch im Jahr 2012 konnte Gesa bereits überzeugen mit neuen persönlichen Bestzeiten über 1500m und 3000m in der Halle. Trotz ihrer 19 Jahre weiß Gesa ganz genau, was sie will und was sie dafür tun muss.
Bis zu ihrem 14. Lebensjahr hat sie wie die meisten Jungen und Mädchen erst einmal alles ausprobiert. Weitsprung und Hürdenlauf haben ihr sehr viel Spaß bereitet, allerdings merkte sie schnell, dass ihre Grundschnelligkeit nicht ausreicht und auch in den Wurfdisziplinen waren die körperlichen Voraussetzungen nicht ideal. Dafür zeigte sich sehr schnell ihr großes Talent im Laufbereich und das Hürdentraining von früher hilft ihr auch heute noch bei den Hindernisüberquerungen. Wobei der Begriff Hindernis gar nicht so passend scheint, denn sieht man Gesa die Hindernisse überqueren, wirkt es wie eine natürliche fließende Bewegung. Dies sieht sie auch als einen großen Vorteil gegenüber ihren afrikanischen Mitstreiterinnen an. Phrasen wie „Afrikanische Läuferinnen sind von Geburt an schneller“ sucht man bei Gesa vergeblich. „Die Überlegenheit der afrikanischen Läufer beruht auf ihrem Lebensumfeld. Deren Motivation ist eine andere, da Laufen bei ihnen meist der Weg aus der Armut bedeutet, und auch die Masse ist größer.“ Aber Gesa ist überzeugt, dass man auch als Europäerin sehr viel leisten kann, wenn man bereit ist, viel in den Sport zu investieren. „Ich glaube nicht, dass sie unschlagbar sind.“
In diesem Sommer stehen nun die Europameisterschaften und Olympischen Spiele in London an. Zwei Höhepunkte, die sich Gesa dick in ihrem Kalender markiert hat. Die Frage, ob Gesa eine Zielsetzung für London hat, erscheint fast überflüssig, ist es doch nur schwer vorstellbar, dass sie Olympia einfach mal auf sich zukommen lässt. „Ich gehe nie ohne Ziel in einen Lauf. Erst einmal möchte ich mich natürlich für Olympia qualifizieren, das ist die erste Etappe. Wenn ich dann in London an der Startlinie stehe, möchte ich Bestzeit laufen und ins Finale kommen. Zufrieden bin ich, wenn ich das Beste aus mir herausgeholt habe.“ Und bei den Olympischen Spielen kann sie sich selbst ein Geburtstagsgeschenk machen, findet doch der Vorlauf über 3000m Hindernis ein Tag nach ihrem 20.Geburtstag statt. Das Feiern muss dann noch zwei Tage verschoben werden, dann wird es hoffentlich neben dem Geburtstag noch ein weiterer Grund zum Feiern geben, das Finale bei den Olympischen Spielen. Ihr großes Ziel ist es, einmal bei einem internationalen Großereignis eine Medaille zu holen. Sie weiß, wie schwierig dies ist, dennoch ist es nicht nur ein Traum. In 2016 (Olympia in Rio) ist sie in einem sehr guten Alter und dort möchte sie angreifen. Und vorher steht noch eine Vielzahl weiterer internationaler Meisterschaften auf dem Plan, seien es Europameisterschaften oder auch Weltmeisterschaften. Eines ist sicher, es wird kein Zufall sein, sollte bei einem dieser Events die deutsche Nationalhymne erklingen.
Gesas Bestzeiten
800m: 2:05,25min
1500m: 4:16,03min (Indoor)
3000m: 9:01,16min (Indoor)
3000m Hindernis: 9:32,74min