Auf ihrem Facebook Profilbild steht Laura auf einer Aussichtsplattform über dem Hollywood Sign in LA und streckt die Arme gen Himmel. Weißes Top, blonde hüftlange Haare, ein Taschenroman würde sie wohl mit dem Attribut engelsgleich versehen.
In diesem Jahr setzt die Biologiestudentin für Höhenflüge an. Und zwar im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Seit zwei Jahren studiert die 21jährige in den USA. Zuerst an der Universität von Portland und seit diesem Jahr in Boston. Was hat die gebürtige Nordhessin in die USA gezogen? Laura wollte nach dem Abitur gerne ins Ausland, um Erfahrungen außerhalb Deutschlands zu sammeln und eine weitere Sprache fließend sprechen zu können. Die Möglichkeiten in den USA mit einem Stipendium Studium und Sport zu verbinden, seien optimal. In Deutschland hätte sie nicht die Chance Biologiestudium und Laufen so gut aufeinander abzustimmen. Trainingsstätten, Uni Campus und Wohnung waren sowohl in Portland wie auch jetzt in Boston in wenigen Minuten zu erreichen. Dazu bieten amerikanische College Teams die Chance, in einem großen Team fast täglich gemeinsam zu trainieren und zu Wettkämpfen quer durch die USA zu fliegen.
In Lauras Team sind 25 Mädchen, die sich Montag bis Freitag gemeinsam um 12 Uhr zum Training treffen. Ihr Trainer Randy Thomas teilt sie je nach Leistungsniveau in kleinere Gruppen ein. Einen individuellen Trainingsplan bekommt sie zwar nicht, aber einen allgemeinen Wochenplan. Wie es trotzdem genau für sie passt? „Dank Skype oder Line kann ich die Trainingseinheiten und das Wochenprogramm mit meinem Vater besprechen und einiges optimieren. Auch die spezielle Vorbereitung auf die Rennen einschließlich der Verpflegung am Wettkampftag plane ich mit ihm. Bisher ist es mir fast immer gelungen, am Tag des Rennens fit zu sein.“ Dies hat sie zuletzt am 26.Januar beim Hallenmeeting an der Boston University bewiesen. In 9:22.91min setzte sie über 3000m ein Achtungszeichen.
Damit ließ sie die zwei international erfahrenen deutschen Läuferinnen Maya Rehberg (9:28.48min) und Regina Neumeyer (9:29.18min) überraschend hinter sich. Laura und ihr Vater setzen auch auf Alternativtraining, an der Uni sei dies aber schwierig, da sie nur mittags Zeit zum Trainieren und vormittags Vorlesungen und nachmittags Seminare und Labor haben. Außerhalb der Saison steigt Laura aber gerne im Sommer aufs Rad oder ins Schwimmbecken und im Winter auf die Langlaufskier. Collegesport bekommt in den USA eine immense Aufmerksamkeit. Das Basketballfinale der College-League schauen mehr Zuschauer als das Finale der NBA. Laura schwärmt von dem hohen Niveau der College Meisterschaften, die meist stärker besetzt seien als Europäische Meisterschaften.
Zum anderen identifizieren sich die Amerikaner gerne mit ihren College Sport Teams und neben den Studenten verfolgen Eltern, Großeltern, Professoren und Ehemalige die sportlichen Ereignisse mit Begeisterung. Jedes hochkarätige College Team tritt auch nicht nur gegen Mannschaften aus der Region oder dem Bundesstaat an, sondern fliegt zu Meisterschaften in allen Teilen der USA. Und so kommt es, dass Laura letztes Jahr beim Conference Crosslauf in Malibu am Start war. „Mit Meerblick“, wie sie schmunzelnd hinzufügt. Dies sei etwas, wo wir in Deutschland ruhig mal einen Blick über den Tellerrand werfen dürften. Team Spirit, bessere Ankündigungen und Übertragungen von Meisterschaften, gute Abstimmung von Studium und Sport, professionelle Trainer, hier sieht Laura weitere Punkte, die ihr in den USA sehr gut gefallen.
Ihre Freunde beschreiben Laura als verplant und zielstrebig. Und ihr Ziel in den nächsten zwei Jahren in Boston liegt auf den 1500m bis 5000m-Rennen. Letztes Jahr hat Laura ihre Bestzeit über 5000m auf 16:40,98min gesteigert. Die 10.000m sind für diese Saison bisher noch nicht geplant. Doch Laura wird von ihren Freunden nicht nur als zielstrebig, sondern auch als spontan beschrieben. Und wer weiß, vielleicht entscheidet sie sich auch mal ganz spontan für einen Start über die 10.000m. Dass sie Potenzial auf der Langstrecke hat, hat sie bereits beim Silvesterlauf 2013 in Bietigheim gezeigt. Über 11km blieb sie lediglich 5s hinter Alina Reh und überquerte als Zweite die Ziellinie. Man kann gespannt sein, wohin sie ihre Höhenflüge in diesem Jahr tragen werden. Vielleicht auch mal wieder über den großen Ozean zu einem Rennen in Deutschland. Nicht nur die Leichtathletik-Fans würden sich darüber freuen.
Lauras Bestzeiten
800m 2:20.58 Osterode (GER) 2010
1500m 4:34.68 Salem (USA) 2013
3000m 9:52.17 Corvallis (USA) 2013
3000m Halle 9:22.91 Boston (USA) 2014
5000m 16:40.98 Walnut (USA) 2013
3000m Hindernis 10:35.39 Walnut (USA) 2012
10 km Straße 39:44 Oelde (GER) 2011