Der New York Marathon am vergangenen Sonntag war der größte Marathon aller Zeiten und auch für mich persönlich ein ganz besonderer Lauf. Was für den Triathlon der Ironman auf Hawaii ist ist für den Läufer nämlich New York.
Da der Marathon so begehrt ist, kann man sich aber leider auch nicht einfach so anmelden. Üblicherweise gibt es bei den großen Marathons meist drei Möglichkeiten: Reisebüro, Charity oder Qualifikationszeit.
Der Weg ins Reisebüro war mir nicht sportlich genug und viel zu teuer, sodass ich mich für die Qualifikation über eine Zeit entschieden habe. Der Weg nach New York startete also schon recht früh im Jahr 2015, um in Berlin fit für eine notwendige 2:55h zu sein. Nach einem harten Stück Arbeit war ich überglücklich, mich wirklich für New York anmelden und so einen weiteren Major Marathon bestreiten zu dürfen.
Über ein Jahr später war es endlich soweit und es ging in einem Flieger mit zahlreichen anderen Läufern (Die Turnschuhe und die Garmin verraten Euch!) nach Big Apple. Für mich persönlich eine der schönsten Städte überhaupt, sodass ich in den Tagen vor dem Start selten weniger als 20.000 Schritte zurückgelegt und nicht nur die leckeren Kekse der Levain Bakery genossen hatte.
Keine professionelle Marathonvorbereitung, aber darum ging es mir auch nicht. Schon im Training der letzten Wochen standen für mich alle Zeichen auf „Genusslauf“. Lieber im Zweifel eine Trainingseinheit ausfallen lassen und das Wettkampfgewicht vergessen als es unter Umständen nicht „bis zur Startlinie“ zu schaffen.
Der Weg zur Startlinie war dann tatsächlich schon die erste Etappe, denn es ging schon fünf Stunden vor dem Start aus dem Haus um die Fähre um 6 Uhr zu erwischen. Dann mit dem Bus zum Startgelände wo man sich mit Bagels und Kaffee noch ein zweites Frühstück gönnen konnte. In Sachen Verpflegung und Organisation sind die amerikanischen Marathons unerreicht. Dank den ganzen Sonnenstrahlen und den orangenen Mützen der Sponsoren war sogar die Wartezeit sehr angenehm und sowieso: Die Vorstartatmosphäre ist immer eine besondere Mischung aus Aufregung und Vorfreude.
An der Startlinie auf Staten Island traf ich mit den beiden ASICS Frontrunnern Andrea und Jan Erik noch zwei weitere glückliche Starter aus Deutschland und nach einem Plausch ging es dann schon los auf 42 Kilometer mit unglaublich vielen Eindrücken und Erlebnissen.
Schon nach den ersten 500 Metern wurde man mit einem Blick über die New Yorker Skyline belohnt, die zusätzlich noch von den Wasserfontänen einiger Feuerwehrschiffen verschönert wurde. Nicht nur die Feuerwehr, sondern auch die Polizei, die Volunteers und alle weiteren Helfer haben nicht nur dazu beigetragen, dass diese Veranstaltung so reibungslos ablief, sondern hatten richtig Spaß dabei.
Nach weiteren 500 Metern wünschte ich mir allerdings die bequemen gedämpften Schuhe mit Einlagen zurück. Denn jeder Schritt auf dem harten Beton ging direkt in den Körper, aber der New York Marathon war ja schließ auch ein Rennen.
Es gab auch eine Renntaktik, doch die war Nebensache. Bei einer klassischen Marathonvorbereitung mit zahlreichen Long Runs kann man nicht nur recht genau eine Zielzeit hochrechnen, sondern auf einer flachen Strecke diese Pace auch gut einhalten. Nach einer langen Ironman-Saison sah das anders aus und genau das hat mich zusätzlich gereizt: Zum Saisonabschluss noch mal gucken was in den Beinen steckt und so bin ich 2:50h angelaufen was zumindest bis zur Halbmarathonmarke ganz gut geklappt hat. 🙂
Der Kurs ist dank der unglaublichen Zuschauern jedenfalls sehr gut dafür geeignet, es zu schnell angehen zu lassen. Wenn bereits in Brooklyn die Leute in 3er Reihen hinter den Absperrungen völlig ausrasten, fühlt sich das wirklich toll an. Jeder Sportler genießt hier extrem viel Respekt, der selbst noch am Tag nach dem Marathon anhält: „You ran the marathon? Congratulations, good job!!!“. Insgesamt ist alles so amerikanisch, dass man selbst irgendwann anfängt, in Meilen statt Kilometern zu denken.
Nach zahlreichen weiteren Meilen, den Stadtteilen Queens, Bronx und der Erkenntnis, dass auch Hunde ein Megafon benutzen können, erreichte ich bei KM35 schließlich zum zweiten und letzten Male Manhattan. Die 5th Avenue fühlt sich an wie die längste Zielgerade der Welt und es geht auch noch einmal bergauf.
Da die Drei-Stunden-Marke schon sicher war hab ich mir etwas Erleichterung gegönnt bevor es in den Central Park ging, der bis vor 40 Jahren übrigens noch der alleinige Austragungsort des Marathons war.
Irgendwann taucht dann das ersehnte „Mile 26“ Schild auf und alle Schmerzen sind auf einmal vergessen. Im Ziel gab sich auf einmal der Renndirektor Peter Ciaccia selbst die Ehre, mit den Finshern abzuklatschen. Geschafft und überglücklich!
Normalerweise folgen in meinen Rennberichten immer noch Zusammenfassungen meiner Learnings auf dem Weg zum perfekten Marathon. Doch statt Tipps mit welchen Nahrungsmitteln man den Fettstoffwechsel ankurbelt und wie ein gutes Tapering aussieht, habe ich nur einen Tipp für Euch: Der New York Marathon ist jeden Aufwand wert. Das müsst Ihr erlebt haben!
Über den Autor:
Marco Verch ist ortsunabhängiger Gründer von Startups und möchte im nächsten Jahr 12 neue Startups gründen und den Ironman unter 10 Stunden finishen. In seinen Blogs https://12startups.de und https://run.wuestenigel.com berichtet er über seine Erfahrungen beim Erreichen dieser Ziele.
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