Alles begann bei einem Kaffee – wie es eben mit den meisten guten Dingen im Leben ist…
Im Trainingslager in Monte Gordo liefen sich Marcel Fehr und Philipp Reinhardt zum ersten Mal „bewusst“ über den Weg, wie sie eingangs des Gesprächs erzählen. Man traf sich nachmittags regelmäßig in einer größeren Gruppe zum gemeinsamen Cafébesuch. Für die meisten gab es Cappucchino, Latte Macchiato oder Espresso – Marcel gab dagegen der heißen Schokolade den Vorzug. Ein absolutes Unding für den eingefleischten Kaffeetrinker Philipp Reinhardt.
Als mit zunehmenden Trainingskilometern und zehrenden Einheiten in den Beinen jedoch auch bei Marcel aus Kakao- allmählich Koffeinlust wurde, kamen sich die beiden näher. Dies soll hier um Himmels Willen nicht falsch interpretiert werden, jedoch erwuchs genau aus diesem Kennenlernen in den folgenden Monaten eine überraschend harmonische Verbindung. Dass es letztlich aber nicht nur dabei bleiben sollte, dass die beiden ihr nächstes Trainingslager zusammen verbringen würden, sondern sogar zu einer Art kongenialem Duo zusammenwachsen würden – das war sowohl Philipp als auch Marcel zu diesem Zeitpunkt sicherlich noch nicht bewusst.
Wir wollten mit Marcel und Philipp über ihre kleine, neu ins Leben gerufene Trainingsgemeinschaft sprechen. Allerdings musste dies via Skype vonstatten gehen, da die beiden derzeit unglücklicherweise getrennt in der jeweiligen Heimat trainieren…
Larasch.de: Marcel, wie bist Du auf die Idee gekommen, im vergangenen Frühjahr ausgerechnet auf Ibiza ins Trainingslager zu fahren? Und dann auch noch ausgerechnet mit Philipp?
Marcel: Nachdem wir jeweils nicht für den DLV-Kader berücksichtigt wurden, haben bei beiden von uns die finanziellen Mittel eher gegen ein Höhentrainingslager in Flagstaff oder Kenia gesprochen. Wir studieren beide, da muss man sich dann eben nach Alternativen umsehen. Und ich habe einen guten Bekannten auf Ibiza, bei dem ich privat mit Hanna (Hanna Klein: erfolgreiche Mittelstreckenläuferin und Marcels Freundin, Anm d. Red) wohnen konnte. Die Bedingungen dort sind auch vom Wetter her optimal: Kein Schnee, milde Temperaturen das gesamte Jahr über, unmittelbare Nähe zum Stadion, Kraftraum und Supermarkt – alles nur 100m entfernt von unserer Unterkunft. Und was die Höhe betrifft…immerhin stolze 20 Meter über dem Meeresspiegel (lacht).
Philipp: Bei mir sah es wie schon gesagt, sehr ähnlich aus. Wegen dem Studium ist man an bestimmte Trainingslagerzeiträume gebunden. Manchmal reicht es auch gar nicht für länger als zwei Wochen. Unabhängig davon bin ich mir gar nicht sicher, ob ich überhaupt jemand bin, der den Höheneffekt so gut adaptiert. Deshalb wollte ich eigentlich ohnehin nicht mehr nach Flagstaff oder Südafrika. Dann habe ich von Marcels Plänen erfahren, ihn gleich angerufen und kurz darauf eine super Alternative.
Wie sah euer Trainingslager dann aus? Ihr trainiert ja doch ein bisschen unterschiedlich, oder?
Marcel: Es war überraschend, wie viel wir zusammen machen konnten. Unsere Trainingspläne sind in 80Prozent der Fälle super miteinander kombinierbar. Wenn es mal nicht ganz passt, läuft der eine beim anderen eben nur Teilstrecken mit. Für Sprints bin ich Philipp allerdings tatsächlich viel zu langsam…
Philipp: Es harmoniert aber auch auf der persönlichen Ebene, was mindestens so wichtig ist.
Marcel: Wie bitte? Bei der Entscheidung, ob du mitkommen darfst, hat nur dein Gesicht entschieden (lacht).
Philipp: …vermutlich eher, dass ich gut kochen kann.
Marcel: Man muss sich das so vorstellen: Wir haben auf Ibiza eine sehr effektive Arbeitsteilung etabliert. Philipp kocht und ich genieße. Das funktioniert prima. Und für kleine Hilfsarbeiten wie Zwiebeln oder Pilze schneiden, stand ich natürlich trotzdem tatkräftig zur Verfügung.
Und was wurde dann immer so kredenzt?
Philipp: Natürlich ganz typische Trainingslagerverpflegung mit Spinatknödeln und Creme Brulée (lacht). Wir haben uns zusätzlich immer von einer App inspirieren lassen, dass es ja nicht langweilig wurde.
Nachdem Marcel dann von dir so verwöhnt wurde, hat er dich also vor Kurzem gleich wieder zu sich eingeladen, um mit dir zum Saisoneinstieg zu trainieren. Was sagt da Hanna eigentlich dazu, Marcel?
Marcel: Es hat im Sommer einfach so gut gepasst, dass wir kürzlich wieder eine Woche zusammen trainiert haben. Philipp hat bei mir gewohnt – mit Hanna war das natürlich alles abgesprochen. Sie ist mit dem Philipp auch einverstanden.
Philipp: Mal so ganz hinter vorgehaltener Hand: Bevor ich bei Marcel angekommen bin, habe ich von Hanna eine geheime Nachricht mit speziellen Tipps und Anweisungen bekommen, wie ich am besten auf Marcel aufpasse.
(Über das Mikrofon von Marcels Webcam hört man Hintergrund eine Mädchenstimme lachen.)
Marcel: Nein, also ganz im Ernst, Philipps Humor ist schon auch ein Grund, warum das gemeinsame Training so gut hinhaut.
Also gibt es auch schon Pläne für die Zukunft?
Marcel: Prinzipiell möchte ich nächstes Jahr schon auch mal wieder rauf in die Höhe. Ich habe das Gefühl, dass mich das weiter bringen würde und ich möchte 2019 unbedingt mal wieder Bestzeiten laufen! Vielleicht hilft mir das Höhentraining dabei. Ich bin, ähnlich wie Philipp nicht begeistert vom Standort Flagstaff, aber vielleicht ist ja Kenia. was für mich Es muss natürlich finanzierbar sein, da ich nach wie vor nicht im Kader bin und wenn die dortigen Unterkünfte anderweitig belegt sind, kann ich da natürlich auch nichts machen. Aber grundsätzlich habe ich die Höhe schon im Hinterkopf behalten. Den Philipp würde ich natürlich trotzdem immer gerne länger als Trainingskollegen behalten, da hätte ich nix dran auszusetzen!
Und gibt es denn andersrum irgendwas, das Dich an Marcel stört, Philipp?
Philipp: Puh, vielleicht höchstens, dass er viel zu wenig Kaffee trinkt.
Marcel: Ich hatte in meiner Wohnung lang gar keine Kaffeemaschine, dann hat mein Mitbewohner irgendwann so eine Jura mitgebracht. Die war dann trotzdem so gut wie nie in Betrieb, ich hab ehrlich gesagt auch gar keine Ahnung, wie man die richtig reinigt geschweige denn bedient. Sobald Philipp da ist, herrscht dann plötzlich Hochbetrieb.
Was für eine Kaffeemaschine hast Du denn, Philipp?
Philipp: Tatsächlich noch gar keine! Die kauf‘ ich mir nämlich von meinem ersten Gehalt. Und bis dahin brühe ich auf dem Herd.
Marcel: Das ist der eigentliche Grund, warum er zu mir kommt…
Philipp: Oder weil du dann jemand hast, der anständig kochen kann (beide lachen).
Marcel und Philipp, vielen Dank für das Gespräch. Wir freuen uns auf eine Fortsetzung mit neuen mindestens so unterhaltsamen Anekdoten aus den vielen ,hoffentlich noch kommenden, gemeinsamen Trainingslagern!