Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) versteht die Durchführung von Jugendlagern aus Anlass und am Ort der Olympischen Spiele als eine wichtige Maßnahme im Sinne der Olympischen Idee und der Förderung des Sports. 40 bis 60 Nachwuchssportlerinnen und -sportler sowie junge Engagierte aus den Strukturen des Sports werden bei der rund zweiwöchigen Maßnahme von erfahrenen Betreuerinnen und Betreuern begleitet. Neben dem Besuch der Wettkämpfe wird den Jugendlichen ein vielfältiges Kultur-, Sport- und Seminarprogramm geboten. Wir führten mit dem Betreuer Moritz Belmann ein kurzes Gespräch. Er ist war seit 2008 bei allen Olympischen Spielen dabei und ist auch in diesem Jahr wieder mit Begeisterung nach Pyeongchang gereist.
Larasch.de: Abseits der Wettkampfstätten bekommt man als Außenstehender oder Fernsehzuschauer recht wenig vom olympischen Flair mit. Nimmt man das vor Ort und vielleicht auch außerhalb der Wettkampfstätten eher wahr?
Moritz Bellmann: Die Stimmung bei den Schneewettbewerben ist leider nicht vergleichbar mit Weltcups. Dafür haben die Koreaner zu wenig Wissen und eigene Athleten dabei. Auch das Wissen über Regeln ist nicht immer vorhanden. In Gangneung sieht das anders aus! In den Eisstadien ist die Stimmung super, die Koreaner gehen richtig mit und feiern die internationalen Stars.
Was waren bisher eure sportlichen Highlights der Spiele?
Das Highlight waren sicherlich die Biathlonwettbewerbe und damit verbunden die Goldmedaillen von Laura und Arnd. Eine Medaille vor Ort im Stadion zu erleben ist unvergesslich!
Auf welche Wettkämpfe freust Du dich persönlich noch besonders? Wo werdet ihr vor Ort sein?
Wir sind heute (Anm. d. Red. Montag, 20.2.) noch beim Teamwettbewerb der Skispringer. Mit allen Teilnehmenden und Betreuern des Jugendlagers wollen wir natürlich die deutschen Adler zu Gold schreien
Habt ihr viel Kontakt zu anderen Nationen, oder bleibt man doch eher unter sich im „Dunstkreis“ des Deutschen Hauses?
Es ist erstaunlich international hier! Norweger, Franzosen, Schweden und andere Deutsche sorgen an den Venues für internationales Feeling. Da kommt man schnell ins Gespräch, da wir in der Einkleidung auch auffallen (lacht). Es ist ein toller internationaler Austausch!
Hin und wieder seid Ihr ja auch direkt im Deutschen Haus. Kannst du uns einen kleinen Eindruck gewähren, was das Besondere am deutschen Haus ist? Welche Stimmung herrscht dort?
Besonders ist es natürlich, wenn die Medaillengewinner im deutschen Haus gefeiert werden. Da jubeln alle Gäste gemeinsam mit den Athleten! Ansonsten machen die Stunden im Haus immer Spaß. Gemeinsam guckt man die Entscheidungen des Tages und fiebert mit den Aktiven. Außerdem ist es cool, die deutsche Sportfamilie zu sehen und diese kennen zu lernen.
Einige Sportler wie bspw. Arnd Peiffer haben sich recht kritisch zu den Spielen in Pyeongchang geäußert. Kannst Du mit der Erfahrung vor Ort die Kritik verstehen?
Sicherlich sind die Spiele hier in Pyeongchang nicht perfekt. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass hier alles getan wird, um den Athleten die bestmöglichen Voraussetzungen zu bieten. Da kann man dem OK keine großen Vorwürfe machen.
Wie wirken die Sportler auf die Jugendlichen des Lagers? Sind sie eher unerreichbare Stars, Vorbilder oder Athleten auf Augenhöhe? Durften die Jugendlichen schon Sportler persönlich kennenlernen?
Natürlich sind die Sportler hier bei den Spielen sehr fokussiert. Trotzdem haben die Aktiven im deutschen Haus und an den Wettkampfstätten gute Möglichkeiten, sich direkt mit den Sportlern auszutauschen. Da bewegen sich die Jugendlichen und Olympioniken auf Augenhöhe.
Wie präsentiert sich Pyeongchang bzw. Korea als Gastgeberland? Bekommt man kulturelle Besonderheiten zu „spüren“? Sind die politischen Spannungen für Unbeteiligte wahrzunehmen?
Natürlich merkt man die kulturellen Besonderheiten Koreas. Die Koreaner agieren strikt nach Plan und haben Probleme kreativ und spontan zu handeln. Dadurch gibt es vor allem für die Fans einige Schwierigkeiten. Ansonsten ist es an den Wettkampfstätten schon spürbar, dass Korea keine klassische Wintersportnation ist. Die politische Situation spielt keine Rolle.
Viele Wettkämpfe in Pyeongchang wurden für die Athleten ja nicht nur im übertragenen Sinne zur Zitterpartie. Wie verhält es sich mit der Kälte? Hat man da als Besucher/Zuschauer ebenfalls zu kämpfen?
Es ist schon wärmer geworden. Mittlerweile sind die Minusgrade einstellig geworden, aber die Kälte ist als Zuschauer schon eine Hürde. Man muss sich immer warm anziehen und vor allem immer in Bewegung bleiben.
Lieber Moritz, wir wünschen dir noch viel Spaß in Südkorea und sagen Danke für das tolle Gespräch!