Der in Berlin lebende Marokkaner Mustapha El Ouartassy überzeugte bei seinem Marathon-Debüt Ende April in Düsseldorf mit starken 2:15:28 h. Seit er 2010 mit dem ambitionierten Laufen begonnen hat, war es ein großes Ziel des heute 28-jährigen, einen Marathon zu laufen. Seit Anfang 2017 lebt er in Berlin und startet für den 1. VfL Fortuna Marzahn. Seitdem wird er auch von Trainer Hans-Jürgen „Hansi“ Stephan betreut, der unter anderem auch den 800m-Läufer Dennis Krüger in die deutsche Spitze führte.
Mustapha, der derzeit im Ostberliner Stadtteil Marzahn wohnt und zeitweise mit Flüchtlingen arbeitet, um diesen bei der Integration zu helfen, wartet nach wie vor auf seine Aufenthaltserlaubnis. Der sympathische Athlet, der bereits sehr gutes Deutsch spricht, wird in dieser schwierigen Situation vor allem von seinem Verein unterstützt. Wie er den Düsseldorf-Marathon erlebt hat und was seine weiteren Ziele sind, verrät Mustapha im Interview mit Larasch.
Larasch: Hallo Mustapha, herzlichen Glückwunsch zu deinem tollen Marathon-Debüt in Düsseldorf! Seit wann war es dein Ziel, einen Marathon zu laufen und wie lief die Vorbereitung?
Mustapha El Ouartassy: Danke! Seit ich 2010 als 20-jähriger mit dem ernsthaften Laufen angefangen habe, ist es mein Ziel einen Marathon zu laufen. Es kam in den letzten Jahren jedoch immer etwas dazwischen, das war nicht ganz einfach. Auf den diesjährigen Düsseldorf-Marathon habe ich mich seit Januar vorbereitet und es lief gut. Einheiten wie 10*1000m auf der Bahn in unter 3 min oder 30km-Läufe in 1h45′-1h46′ zeigten mir, dass die Form stimmt. Der 10km-Lauf Mitte März in Berlin, bei dem ich 30’46“ gelaufen bin, was auch meine Bestzeit auf der Straße ist (auf der Bahn lief Mustapha im vergangenen Jahr 30’19,2“, Anm. d. Red.), war nicht einfach aufgrund des starken Windes. Dann habe ich am 7. April beim Hannover-Marathon Tempo für meine Vereinskollegin Mayada Al-Sayad gemacht, wir sind 2h39’28“ gelaufen. So war ich letztendlich gut vorbereitet für Düsseldorf.
Was hattest du dir für das Rennen vorgenommen und wie hast du den Marathon erlebt?
Das Ziel, das mein Trainer ausgegeben hatte, war es, unter 2h20′ zu laufen. Also eher defensiv an die Sache heran zu gehen. Die erste große Gruppe war mir zu schnell, sodass ich etwas dahinter alleine gelaufen bin. Ich bin praktisch das gesamte Rennen alleine gelaufen! Bei der Halbmarathonmarke lag ich mit 68’41“ an 19. Stelle. Ich habe mich gut gefühlt und beschleunigt. Mit einer Zeit von 66’47“ für die zweite Hälfte konnte ich einige Läufer kassieren, unter anderem Simon Stützel und den Holländer Ronald Schroer, und als Siebter finishen. Es hat an dem Tag einfach geklappt bei mir! Und jetzt weiß ich, dass ich Marathonläufer bin!
Wie hast du dich während des Rennens verpflegt?
Ich habe nur Wasser getrunken! In den Tagen davor habe ich viele Kohlenhydrate gegessen, sodass die Speicher gut gefüllt waren, und so hat mir das gereicht.
Wie sieht dein Trainingsalltag aus? Hast du Trainingspartner?
Nein, richtige Trainingspartner habe ich nicht. Ich trainiere bei Hansi Stephan, der außer mir mittlerweile nur noch den 800m-Läufer Dennis Krüger und die Marathonläuferin Mayada Al-Sayad betreut. Somit habe ich keine richtige Gruppe und absolviere den größten Teil meines Trainings alleine.
Derzeit läuft der muslimische Fastenmonat Ramadan (Mustapha darf während des Interviews gegen 19 Uhr nichts essen, sondern erst wieder ab ca. 21 Uhr). Wie ist das für dich als Läufer? Wie gut ist das mit Training (und eventuellen Wettkämpfen) zu vereinbaren?
Bei mir hat das vom Timing in diesem Jahr sehr gut gepasst. Der Marathon war zum Glück Ende April und der Ramadan läuft seit dem 6. Mai. Momentan trainiere ich noch nicht wieder so viel, da ist das gut machbar. Generell trainiert man während des Ramadan am besten am späten Nachmittag bzw. am Abend, sodass man relativ bald danach, wenn die Sonne untergegangen ist, wieder essen und trinken darf. Die ersten vier bis fünf Tage sind immer schwierig, doch dann hat man sich daran gewöhnt. Mein Glaube, und somit auch die Einhaltung des Ramadan, ist mir sehr wichtig. Wenn ein wichtiger Wettkampf in diesen Monat fallen würde, wäre das schwierig.
Danke für diese Einblicke, Mustapha! Was sind denn nun deine weiteren Ziele? Mit deiner Zeit von 2h15’28“ hast du ja die IAAF-Norm für die WM in Doha erfüllt. Würde ein Start für dich dort in Frage kommen?
Nein, in Marokko gibt es zu viele starke Läufer und außerdem möchte ich auch nicht für Marokko laufen. Viele Topläufer haben dort Probleme mit dem Verband. Ich würde lieber eines Tages für Deutschland laufen. Von meinem deutschen Verein und meinem deutschen Trainer erhalte ich eine große Unterstützung, wofür ich sehr dankbar bin!
Ich möchte gerne im Sommer den einen oder anderen schnellen 10er auf der Straße laufen und im Herbst gerne den Berlin Marathon.
Dann danke ich für das Gespräch und wünsche dir viel Erfolg für die Zukunft!