Neues und Merkwürdiges aus dem Leben einer Läuferin – so lautet der Untertitel vom zweiten Buch der Autorin Heidi Schmitt und beschreibt sehr gut den Inhalt. „Sitzende Computertätigkeit führte direkt zum Laufen, was wiederum direkt zu sitzender Computertätigkeit führte.“ Das ist der Kreislauf der studierten Germanistin, Musikwissenschaftlerin, Läuferin und Bloggerin aus Frankfurt.
Das Zitat zu Beginn fasst in wenigen Worten die Stimmung des Buches zusammen. Es geht um Laufen, ist etwas absurd und vor allem komisch. „I don’t trust joggers. They’re always the ones that find the dead bodies. Just saying.“ Nach diesem Satz halte ich mir zum ersten Mal lachend meinen Bauch.
In ihrem Buch nimmt Frau Schmitt die Läuferwelt und alles was dazu gehört genauer unter die Lupe und aufs Korn. Egal ob Weihnachten, neue technische Errungenschaften oder die Verpflegungsstellen, die Themen sind breit gefächert und stets lustig aufbereitet. Wussten Sie woher der Begriff Weihnachtsstollen stammt? Frau Schmitt hat auch hierfür eine Antwort parat: „Es steht zu vermuten, dass der Stollen nur deshalb so heißt, weil er im Magen Gewicht und Konsistenz von unterirdischem Gestein annimmt, dem nur noch durch Bohrung oder Sprengung beizukommen ist.“
Bei den Rennberichten von diversen Volksläufen kann ich beim Lesen die beschriebenen Läufer förmlich vor meinen Augen laufen sehen. Und auch mit Ratschlägen spart Frau Schmitt nicht. Läufer, die bei Wettkämpfen stets klingelndes Kleingeld mit sich tragen, rät sie: „Das Wasser an den Verpflegungsstellen unterwegs kostet nichts. Wirklich nicht. Man braucht im Wald kein Geld.“ Das ist auch so eine Stelle wo mein Schmunzeln in ein Lachen übergeht.
Frau Schmitt sagt klar ihre Meinung und findet auch kritische Worte. Den Moderator Dirk Thiele von Eurosport hat sie, noch freundlich ausgedrückt, gefressen. „Wenn es ein Argument für die Rente mit 63 gäbe, dann wäre es dieser Moderator.“ Und auch die jüngsten Entwicklungen mit immer mehr chinesischer Sponsoren im Laufsport beäugt sie kritisch und spinnt eine Zukunftsversion mit kommenden Reis- anstatt Pasta-Partys. Eine lustige Vorstellung.
Am Ende des Buches gibt es ein Läufer-Glossar, das allen Nichtläufern typische Läuferbegriffe erklärt. Von Auslaufen bis Zieleinlauf – was nicht nur für Nichtläufer interessant ist. Die Auswirkungen des Zieleinlaufs erklärt sie wie folgt: „Der Effekt sind Muskelkontraktionen im Bereich der Arme, die diese nach oben schnellen lassen, vor allem aber solche im Wangenbereich, die ein unwillkürliches Anheben der Mundwinkel zur Folge haben. Das Lifting hält oft Tage an und kann oft ohne ärztliche Aufsicht wiederholt werden.“ Eine tolle Beschreibung.
Schmitt, Heidi (2014): „Komm, wir laufen aus.“ BoD – Books on Demand, Norderstedt.
ISBN: 978-3-7357-5041-9
201 Seiten.