Jede Woche möchten wir euch eine kleine Zusammenstellung der Ergebnisse und Ereignisse der Vorwoche aus der Welt des Ausdauersports und daran angrenzende Inhalte kompakt und übersichtlich präsentieren. Eine Vollständigkeit wird nicht garantiert und ist auch aufgrund der Fülle an Material schlicht nicht möglich. Nutzt einfach die Kommentarfunktion, wenn ihr weitere interessante Beiträge teilen möchtet oder schreibt uns, welche Themen aus eurer Sicht in der wöchentlichen Rubrik erscheinen sollen oder ihr spannend findet.
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Zu den Themen der letzten Wochen.
Laufen: IMPOSSIBLE GAMES – Racing IS POSSIBLE
Am Donnerstagabend inszenierten die Veranstalter des Traditionsmeetings „Bislett Games“ in Oslo in Zusammenarbeit mit der Wanda Diamond League ein kreatives Laufspektakel.
Im Fokus: Das Fernduell Ingebrigtsens vs Cheruiyot – Norwegen vs Kenia. Denn zeitgleich schnürte einer der wohl beste Mittelstreckler Kenias in Nairobi die Spikes für seinen 2000m-Lauf.
Jakob Ingebrigtsen, der Jüngste der drei Brüder, wurde von Hendrik und weiteren norwegischen Läufern bei seinem Rekordversuch gepaced und brachte die 5 Stadionrunden bei idealen Bedingungen – abgesehen von den fehlenden Zuschauern, welche durch kreative Pappfiguren simuliert wurden – in sensationellen 4:50,01min. Seit 19 Jahren – also seit Jakobs Geburtsjahres, war weltweit kein Läufer mehr so schnell unterwegs.
Seine beiden Brüder, die sich in den Dienst des Jüngsten stellten, überquerten nach 4:53,72min (Hendrik) und 4:56,91min (Filip) die Ziellinie. Beachtliche Randnotiz hier: Filip Ingebrigtsen lief bereits vorab einen neuen Landesrekord über 1.000m. Seine Zeit am frühen Abend in Oslo: 2:16:46min.
Aber zurück zum Fernduell Norwegen vs Kenia: Dies entschieden die Nordeuropäer haushoch für sich! Timothy Cheruiyot brauchte satte 13 Sekunden länger, also 5:03,08min für die 2000m-Distanz in Nairobi. Allerdings lässt der Fernvergleich nur bedingte Form-Rückschlüsse zu, herrschten in Nairobi, immerhin auf 1.800m Höhe gelegen zum Zeitpunkt des Rennens widrige Wetterbedingungen mit Wind und starkem Regen.
Weitere beachtliche Lauf-Leistungen brachten am Donnerstagabend die ehemalige Langläuferin Therese Johaug über 10.000m sowie Sondre Nordstad Moen über die ungewöhnliche Renndistanz von 25.000m auf die Bahn. Für die wegen eines ehemaligen Dopingvergehens veruteilte Skillangläuferin blieb die Uhr in neuer persönlicher Bestleistung von 31:40,67min stehen, ihr Landsmann Sondre Nordstad Moen rannte die 62,5! Stadionrunden in 1:12:47h und steigerte damit den bisherigen Europarekord um sage und schreibe 1:11min.
Mit der Idee der „Impossible Games“ zeigte die norwegische Leichtathletik der Welt, dass Laufwettkämpfe auf der Bahn alles andere als „impossible“ sind und mit neuen, kreativen Formaten die Leichtathletik-Szene (nicht nur) zu Corona-Zeiten beleben können.
Ein Pilotprojekt, dem weitere Events der WANDA Diamond League in ähnlicher Manier folgen wollen – so zum Beispiel das Meeting „Weltklasse Zurich“ mit den „Inspiration Games“ am 09. Juli 2020.
Initiativen, an denen sich auch heimische Verbände und Veranstaltungen ein Beispiel nehmen könnten (und sollten).
Weitere Infos und Ergebnisse gibt es hier
Leichtathletik: DLV verbannt Mittel- und Langstrecken von den Titelkämpfen
Anfang Juni verkündete der Deutsche Leichtathletik-Verband sein Vorhaben, die nationalen Titelkämpfe am 08. und 09. August unter Anpassungen an die aktuellen Corona-Vorgaben als „Leuchtturmprojekt“ durchführen zu wollen. Auf 45 Seiten habe man der Stadt Braunschweig ein Durchführungs- und Hygienekonzept vorgelegt und hoffe auf eine Veranstaltungsfreigabe durch die Verantwortlichen. In der gleichen Pressemitteilung wurde quasi als Randnotiz die Absage aller Straßenlauf-Meisterschaften in der nun geplanten „Late-Season“ sowie die Streichung der Laufdisziplinen aufwärts 800m bei den Titelkämpfen in Braunschweig mitgeteilt.
Ein Schlag ins Gesicht aller Läufer/innen, die, wie alle Athlet/innen noch die Hoffnung auf eine Late-Season mit (Meisterschafts-)Wettkämpfen hatten. Scheinbar war die Entscheidung weder mit den Disziplin-Bundestrainern noch deutschen Top-Athlet/innen im Voraus kommuniziert oder abgestimmt worden.
Entsprechend verärgert äußerte sich auch Hindernis-Ass Gesa Felicitas Krause: „Eine Entscheidung, die ich nicht nachvollziehen und die ich in keinem Sinne befürworten kann. Corona ist und war ein großes Thema, aber man spielt Fußball mit 22 Athleten auf dem Platz und ein Meisterschaftsfinale mit 8-12 Läufern/ Läuferinnen soll nicht möglich sein?!“ schrieb sie auf instagram.
Die Stellungnahme des DLV auf die umfangreiche Kritik von Athletenseite war kurz darauf wiefolgt: „Gemeinsam wünschen wir uns normale Deutsche Meisterschaften mit allen Disziplinen in einem vollen Stadion und bedauern die Situation, aber eine Ausnahmegenehmigung erfordert, sich an den derzeitig geltenden behördlichen Verordnungen über infektionsschützende Maßnahmen zu orientieren. Sollte es aufgrund von weiteren Lockerungen und Genehmigungen die Möglichkeit geben, Mittel- und Langstrecke bei der DM durchzuführen, werden wir das tun“, so Idriss Gonschinska, Generaldirektor des DLV.
Die Zeit wird allerdings knapp: Aufgrund des internationalen Wettkampfkalenders, der noch einige Leichtathletik-Veranstaltungen im Herbst vorsieht, sah sich der Verband unter Zeitdruck, die Meisterschaften Anfang August auszutragen. Auch die von den TV-Sendern ARD und ZDF erteilte Zusage zur Live-Übertragung der Wettkämpfe in Braunschweig soll nicht wieder verschoben werden.
Als Alternativen für die Mittelstrecken sind virtuelle Wettbewerbe auf dem Laufband oder die Integration der Laufwettbewerbe beim ISTAF im Gespräch.
Ob und wie unter solchen Rahmenbedingungen allerdings nicht nur die „erste Reihe“ der deutschen Läufer/innen profitieren, sondern auch diejenigen Athlet/innen, deren Jahres-, ja vielleicht sogar Karriere-Highlight die Qualifikation und Teilnahme an Deutschen Meisterschaften ist, bleibt fraglich.
In Corona-Zeiten ist Umdenken und Kreativität gefragt, welche der DLV bisher jedoch weitestgehend vermissen lässt. Denn Events wie die „Impossible Games“ zeigen, dass auch im Einklang mit den bestehenden Corona-Maßnahmen attraktive Laufformate alles andere als unmöglich sind.
Die Leichtathletik definiert sich als „Laufen, Springen, Werfen“. Unmöglich ist es daher vielmehr, Laufen als Kerndisziplin einfach sang und klanglos aus dem Wettkampfprogrammen zu streichen.
Triathlon: Saisonstart Ende Juni
Not macht erfinderisch: Nachdem mit den „Finals Rhein Ruhr“ und die ersten DTU-Bundesligarennen abgesagt bzw. verschoben worden sind, will der Triathlonverband seinen Athlet/innen zumindest eine Light-Saison, wenn auch ohne Gesamtwertung, bieten:
Den Anfang macht am 28. Juni 2020 ein virtuelles Zwift-Rennen über 40km zwischen den Bundesliga-Teams, welches im Livestream in Kooperation mit larasch übertragen wird. Jeweils die besten 4 Athleten und 3 Athletinnen werden in der Teamwertung berücksichtigt.
Nächstes offizielles Wettkampfdatum ist knapp einen Monat später ein dezentraler Swim & Run am 26. Juli, bei dem die Teams in zugänglichen Bädern und im Stadion in den Wettkampfdisziplinen Schwimmen und Laufen gegeneinander antreten. Auch hier werden die Zeiten der besten 4 Athleten bzw. 3 Athletinnen je Mannschaft addiert und gewertet.
Mit den Austragungsstädten Nürnberg, Düsseldorf und Saarbrücken ist die Deutsche Triathlon Union zudem weiter in Gesprächen und hofft, eine Durchführung realer Rennen im Spätsommer realisieren zu können. Konkrete Planungen und Entscheidungen sollen Ende Juni kommuniziert werden.
Hier geht es zum Beitrag der DTU
Hier geht es zum virtuellen DTU-larasch-Nachwuchs-Cup
Laufen: Deutsche Laufelite rennt beim 10k Invitational
Ein ungewöhnliches Bild hätte sich den Zuschauern am ersten Juniwochenende außerhalb von Berlin im schmöckwitzer Werder geboten, hätte es welche gegeben:
15 Läufer/innen der deutschen Spitze – unter anderem Alina Reh, Johannes Motschmann oder Katharina Steinruck plus Pacemaker, nahmen ihren explizit zugewiesenen Platz in der Startaufstellung zum 10k Invitational, ein.
Um ca. 9:30Uhr fiel der Startschuss zum ersten offiziell vermessenen Straßenwettkampf nach dem Corona-Shutdown, den der LAC Olympia und SC Charlottenburg auf einer 3km langen Wendestrecke organisiert hatte. Selbstverständlich Corona-conform, weshalb die Startaufstellung an die eines Motorsport-GPs erinnerte.
Die ungewöhnlichen Rahmenbedingungen sollten den Leistungen der Athlet/innen jedoch keinerlei Abbruch tun: Als Highlight der Ergebnisse sticht sicher die 31:26min Zielzeit von Alina Reh hervor. Als schnellste Frau blieb sie nur 5 Sekunden über ihrer persönlichen Bestzeit. Mit Abstand, aber dennoch beachtlichen Ergebnissen folgten Katharina Steinruck (32:41min) und Caterina Granz (32:47). Ihre Teamkolleginnen die Schöneborn-Zwillinge Deborah und Rabea nutzen die Gelegenheit für einen qualitativen Trainingslauf mit Wettkampffeeling in 34:28min respektive 34:32min.
Bei den Männern machten Johannes Motschmann (29:11 min), Nils Voigt (29:42min), Fabian Clarkson (29:36min), Rene Menzel (29:38min) und Tim Ramdane Cherif (29:40min) mit sub30er-Zeiten auf sich aufmerksam.
Die Athlet/innen waren froh und dankbar über Chance sich nach langer Abstinenz in einem realen Rennen messen zu können. Mit dem erfolgreichen und qualitativ hochwertigem Pilotversuch ist hoffentlich der Startschuss für weitere Ideen und Wettkampfformate im (Straßen-)Laufsport gefallen.
Zu den Ergebnissen des 10k Invitational
Ausführliches dazu im Auslaufen-Podcast
Entertainment: Unsere Empfehlungen für mediale Ausdauersport-Unterhaltung
Leichtathletik
Die ZDF-Sportreportage wirft in der Sendung vom 14. Juni 2020 einen detaillieten Blick auf die Situation der deutschen Leichtathlet/innen in und nach der Corona-Zeit. Thomas Röhler, Gesa Krause und Denise Krebs geben Einblick in ihren verganenen und aktuellen Trainingsalltag. Zudem greift Peter Leissl auch die neuesten Planungen zur Leichtathletik DM Anfang August in Braunschweig auf und spricht mit Verbandsverantwortlichen über die Herausforderungen, die Corona an die deutsche Leichtathletik stellt(e).
Hier geht’s zur ZDF-Sportreportage
Radsport
Was braucht es, um im Zielsprint, auf dem Berggipfel oder im Kampf allein gegen die Uhr am Ende die entscheidende Radlänge vorne zu sein?!
Dieser Frage hat sich die PROBIKE Acedemy gestellt und detailliert beantwortet. Auf ihrem Youtube-Kanal findet Ihr in mehreren Videos anschaulich, unterhaltsam, fundiert und detialliert aufbereitet, welche Erfolgsfaktoren „den Klassiker“ „den Sprinter“ „den Bergfahrer“ ausmachen.
Hier geht’s zum YouTube-Kanal
Laufen
In ihrem Auslaufen-Podcast blicken Sebastian Reinwand, EM-Teilnehmer 2018, und Felix-Hentschel, ehemaliger Hindernisläufer und Profi-Triathlet, regelmäßig auf die Lauf- und Triathlonszene. Mal mit, mal ohne Gäste fachsimpeln sie kritisch, unterhaltsam, direkt und angenehm locker über die neuesten Geschehnisse der Szene.
Hier geht’s zum Podcast
Weitere News
Radsport: Leader
Die Namen der Profi-Radfahrer, die als Team-Kapitäne ihre Helfer und Helfershelfer bei der Tour de France 2020 um sich scharen, stehen fest. Zu den Leadern, die um die Trikots und die Gesamtwertung der Grande Tour fahren, gehört dieses Jahr auch der Deutsche Emanuel Buchmann (bora hansgrohe).
Hier geht’s zur Gesamtübersicht der Kapitäne
Laufen: MA RA TH ON
Das NN Running Team und Maurten organisierten am 06. und 07. Juni einen Team-Marathon der besonderen Art: In 4er-Teams absolvierten über 100.000 Läufer/innen weltweit die 42.195km. Aufgeteilt in 10.5km-Abschnitte und an der virtuellen Seite von Top-Stars wie Kipchoge oder Bekele.
Mehr Infos findet hier