„Laufen bis es knallt – Pleiten, Pech und Pannen eines Ultraläufers“, erschienen 2017 im mainbook Verlag, ist das zweite Buch nach „100 km für ein Bier: Meine härtesten Ultra- und Trailrunning-Läufe in aller Welt“.
Joe Kelbel ist in der Laufszene bekannt wie ein „bunter Hund“: 419 Mal lief er Marathon und mehr. Vermutlich hat er die 420 während des Schreibens dieser Rezension bereits geknackt. Man kommt Kelbel kaum hinterher – nahezu wöchentlich ist er laufend bei irgendeinem der zahlreichen Läufe per Pedes unterwegs. Es gibt wohl kaum ein Fleckchen auf dieser Erde, welches er nicht laufend erkundet hat. Und glücklicherweise kann Kelbel nicht nur laufen, sondern ist auch ein famoser Journalist und lässt uns teilhaben an seinen wunderbaren Laufreisen.
18 Läufe aus aller Welt – von Kenia über die Philippinen, Portugal bis nach Marokko – beschreibt er in „Laufen bis es knallt“.
Kelbel ist einer, der aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt ist, ein total „Verrückter“. Wie anders lässt sich sonst erklären, dass er mit gerissener Achillessehne nicht nur die 100 Meilen von Berlin komplett gelaufen ist, nachdem es nach 124 Kilometern fürchterlich knallte?
Und das war ja noch nicht alles: Anschließend folgte noch der ein oder andere Ultralauf. „Die These, man könne mit gerissener Achillessehne nicht laufen, ist hiermit widerlegt“, schreibt er in seinem Buch. Typisch Kelbel eben. Ganz ehrlich, die Fotos von der OP hätte uns der Autor ersparen können – zumindest den Zartbesaiteten unter seinen Lesern.
Mein absolutes Lieblingskapitel des Buches folgt direkt nach der Operation: Rund um Seurasaarenselkä Fölisöfjärden. Helsinki war Kelbels erste Laufveranstaltung nachdem er in Frankfurt unterm Messer lag. Wie aus der Pistole geschossen folgt eine finnische Ortsbezeichnung nach der anderen. Während ich die Passage lese, verknote ich mir schon gedanklich die Zunge.
Kelbel versteht es, den Leser mitzureißen und macht Lust, Lust aufs Laufen, Lust auf Reisen zu gehen. Kelbel (be)schreibt detailliert und faszinierend, lässt mich schmunzeln und dennoch vergisst er nicht, den Leser mit zahlreichen Informationen zu Land und Leuten zu versorgen. Kelbel hat glänzend recherchiert. Auch wenn ich vermutlich nie den Ultra Trail Atlas-Toubkal im Hohen Atlas (Marokko) laufen werde, erfahre ich so allerlei Spannendes, weiß jetzt, dass es nur noch 84 Berberlöwen weltweit gibt und die reinrassigsten im Zoo von Hannover leben.
Kelbel hat ebenso historische Daten parat, die vermutlich selbst mein ehemaliger Geschichtslehrer nicht so einfach aus dem Ärmel geschüttelt hätte.
Die 60 farbigen Fotos lassen den Leser schließlich auch bildlich teilhaben an den Laufabenteuern des Joe Kelbel, der eben läuft „bis es knallt“ – und darüber hinaus.
Kelbel, Joes: Laufen bis es knallt – Pleiten, Pech und Pannen eines Ultraläufers, Frankfurt: mainbook Verlag 2017, ISBN 978-3-946-413-899, 16,95 Euro