Multitasking! Eine Eigenschaft, die den Leistungssportlern zwangsläufig aufgehalst wird, damit sie all ihren Verpflichtungen gerecht werden können. Zuweilen stößt man dabei an seine Grenzen.
Wer jede Verpflichtung aber bereitwillig und mit Herz zu meistern versucht, dem ist trotz Belastung eines sicher: Genugtuung.
Sebastian Hendel (LG Vogtland) ist mehrfacher Deutscher Jugendmeister über 3000m und 5000m (2012-2014), startete bei der U20 WM 2014 über 1500m sowie bei der Cross EM 2014. Im Jahr darauf ging er für sein Studium in die USA. Mittlerweile ist er seit Oktober Vater des kleinen Jonathans und mit der kroatischen Leistungssportlerin Kristina verheiratet, die er während seines Studiums kennenlernte.
Seit letzten Sommer leben beide in Deutschland und bereiten sich auf die U23 EM in Polen vor – und das neben den anfallenden Aufgaben als Eltern und Student.
Derzeit kriegen sie alles allerdings noch sehr gut gemanagt – weil jedes ihrer ‚Projekte‘ eine Herzensangelegenheit ist. Dabei richtet sich jeder Morgen aufs Neue nach Jonathan, irgendwelchen anstehenden Terminlichkeiten, Training und Studium. „Das ist alles andere als einfach und lässt uns momentan keine Zeit für andere Beschäftigungen, aber Jonathan zahlt es uns dafür jeden Tag vielfach zurück. Wann immer ich Ihn in einer ruhigen Minute auf dem Arm halte, zaubert er mir ein Lächeln auf die Lippen.“
Damit es läuft, widmet sich jeder seinem Einsatzgebiet. Kristina kümmert sich vor allem um den Kleinen und das Häusliche, während sich Sebastian um sein Studium und alle bürokratischen und terminlichen Botengänge kümmert.
„Aber alles Schritt für Schritt und immer mit der Ruhe“, wie es sich Sebastian immer vor die Nase hält.„Außerdem muss ich momentan auch noch sehr viel für Kristina bei Arztterminen und Ähnlichem dolmetschen, weil sie unsere Sprache noch nicht perfekt beherrscht.“
Aber das spricht für das Teamwork: „Wir versuchen uns wann immer möglich gegenseitig den Rücken freizuhalten.“ Heißt sich beispielsweise bei anfallenden Trainingseinheiten mit dem Hüten des Kleinen abzuwechseln.
Das Laufen selbst gibt ihnen dann genauso viel Energie zurück, wie es ihnen einerseits nimmt. „Es befreit uns vom Alltagsstress und macht uns gleichzeitig glücklicher und gibt uns ein Erfolgsgefühl.“ Also wieder jene Genugtuung, die sie motiviert, so manchen Strapazen standzuhalten.
Gleichzeitig hat es sie beide sehr viel gelehrt und ihnen dabei geholfen, als Menschen zu wachsen. Sie kommen viel herum, treffen auf neue Menschen und andere Kulturen. Außerdem wären sie sich ohne das Laufen und das Sportstipendium nicht an derselben Hochschule in den USA über den Weg gelaufen.
Aber erst einmal mussten sie das Laufen natürlich für sich entdecken…
Anfangs wollte Kristina sich nur mal in der Leichtathletik ausprobieren. Dabei hat sie besonders Gefallen am Laufen gefunden und ihr Trainer in ihr das Talent.
Sebastian hingegen wurde durch seine Schwester aufs Laufen aufmerksam. Diese trainierte bereits fleißig – häufig mit ihrem Vater-, sodass auch Sebastian (damals frisch eingeschult) neugierig wurde und das Laufen schnell zur Familiensache wurde.
Jetzt leben beide ihre eigene Familiensache, auch wenn Jonathan fürs Laufen noch etwas zu jung ist.
„Unser Ziel ist die Teilnahme an der U23 EM. Kristina will sich über die 10000m für Kroatien qualifizieren und ich will es schaffen, über die 5000m für Deutschland zu starten.“
Und dafür gilt es, Prioritäten zu setzen und sich voll und ganz auf das Wesentliche konzentrieren.
„Was in meinem Fall Training, Familie und Studium bedeutet und im Fall von Kristina Baby, Training und Haushalt.“
Doch Erfolge dürfen die Beiden auch jetzt schon stolz verzeichnen.
Für Kristina war der größte persönliche Erfolg Jonathan gesund auf die Welt zu bringen. Sportlich gesehen das Erreichen des Finallaufes im Hindernislauf über 3000m bei der U20 EM in Schweden 2015. Mit ihren 10:27min stellte sie zugleich einen neuen kroatischen Jugendrekord auf.
Sebastian größter persönlicher Erfolg war es innerhalb von vier Monaten zusammen mit Kristina die Hochzeit zu planen, zusammen nach Deutschland zu ziehen, die erste gemeinsame Wohnung einzurichten und noch vieles andere drum herum in dieser kurzen Zeit zu organisieren. Und dabei stellte ihre bilaterale Ehe sie zweitweise noch einmal extra vor bürokratischen Hürden.
„Sportlich dagegen war mein bisher größter Erfolg mein 5000m Rennen letztes Jahr in Virginia, wo ich nach viele Verletzungen zum ersten Mal endlich wieder halbwegs fit war und gleich ein neue Bestzeit (14:18min) laufen konnte.“
Mit guten Aussichten ins neue Jahr! Jetzt wünschen wir Euch beiden natürlich, dass es so weiter geht und ihr alles gut unter einen Hut bekommt. Viel Kraft für die ‚alltäglichen‘ Herzensangelegenheiten!