Larasch: 2018 war bisher dein Jahr, Bestzeiten über alle Strecken sowie das Finale bei der Leichtathletik-EM in Berlin. Hast du 2017 mit so einem Leistungssprung gerechnet, haben sich diese Zeiten schon im Training angedeutet?
Elena Burkard: Mein Cross-Saison hatte 2017 schon sehr gut angefangen und von dem fünften Platz bei der Cross-EM in Samorin war ich selbst überrascht. Ich war endlich über einen längeren Zeitraum verletzungsfrei und habe gemerkt, dass sich nun endlich die vielen Stunden Alternativtraining auszahlen. Mit so einer Steigerung über alle Strecken hätte ich jedoch im Traum nicht gerechnet. Schon oft habe ich erlebt, wie schnell eine Verletzung die Saison beenden kann, deshalb konzentriere ich mich immer nur auf das nächste Rennen oder den nächsten Trainingsblock. Das nimmt mir ein Stück weit den Druck und ich kann gelassener an die Sache ran gehen. Das hat sich ausgezahlt.
Fünf Jahre hast du mit dem Studium der Biologie in Kalifornien verbracht und dort im Laufteam der University of San Francisco trainiert. 2012 gestartet als „Freshman of the year“ hast du es bis zu den NCAA Championships geschafft, zudem hältst du die Bestzeit deiner Universität über die 1500m (4:13,14min). Wie schwer ist dir der Abschied am Ende gefallen, hast du noch Kontakt zu deinen Kommilitoninnen und Kommilitonen?
Der Abschied von San Francisco war emotional unglaublich schwierig für mich. Ich habe lange meine Optionen abgewägt und überlegt ob es für mich Sinn macht, auch nach meinem Studium in Kalifornien zu bleiben. Letztendlich bin ich in den Schwarzwald zurückgekehrt. Es gibt immer noch Tage, an denen ich am liebsten in den nächsten Flieger nach Kalifornien steigen möchte, aber grundsätzlich bin ich heute einfach nur dankbar für all die Erfahrungen, die ich in San Francisco machen durfte und vor allem die Freundschaften, die dadurch entstanden sind. Meine Freunde sind heute auf der ganzen Welt verteilt. Das ist manchmal schwierig, wenn man sich nicht mal kurz zum Kaffeetrinken verabreden kann, aber trotzdem gibt es doch öfters als man denkt ein Wiedersehen und das ist dann umso schöner.
In den letzten Jahren hattest du gelegentlich mit Verletzungen zu kämpfen. Wie hast du es geschafft, diese so erfolgreich in den Griff zu bekommen?
Ich habe gelernt mehr auf meinen Körper zu hören. Und ich habe auch auf die harte Weise gelernt, dass die Idee „Ich hatte erst einen Ermüdungsbruch, dass passiert mir jetzt nicht mehr“ ein absoluter Trugschluss ist. Nach wie vor trainiere ich viel alternativ und habe eher weniger Laufkilometer. Ich achte darauf, maximal sechs Lauftage in der Woche zu haben und lockere Erholungseinheiten im Wasser oder auf dem Rad zu absolvieren, auch wenn gerade nichts weh tut. Außerdem ist für mich ausreichend Schlaf zur Erholung und Regeneration sehr wichtig.
Wenn es dann so richtig läuft und nichts zwickt, was ist deine Lieblingstempoeinheit und wie sieht deine Belohnung nach dieser aus?
Ich liebe Cross-Tempoläufe. Im Winter machen wir oft Fahrtenspiele mit Spikes querfeldein und auch mal durch tiefen Schnee. Da ist das Tempo dann irrelevant und man versucht sich einfach gegenseitig zu pushen. Als Belohnung gibt’s dann eine schöne heiße Tasse Kaffee und ein Stück Schokolade. Das darf bei mir nie fehlen.
Blicken wir nun auf 2019. Möchtest du uns ein wenig über deine Saisonplanung verraten, auf die Hallensaison möchtest du ja zugunsten der Cross-DM verzichten und deine Ausdauer gezielt in einem Ski-Langlauftrainingslager verbessern. Wie soll es danach weitergehen? Wirst du weiterhin alle Strecken zwischen 800m und 5000m angehen? Wo soll der Fokus liegen?
Genau, mal schauen wie ich das mit dem Ski Trainingslager hinbekomme. Ich liebe das Langlaufen, vor allem wegen dem schönen Panorama im Schwarzwald. Allerdings bin ich technisch echt schlecht… 😉 Der Fokus für die Bahnsaison wird für mich persönlich wieder darauf liegen, verletzungsfrei und locker durchzukommen. Oft habe ich erfahren müssen, dass es im Leistungssport nur ganz selten geradlinig nach oben geht. Wenn ich dieses Jahr an die Zeiten von letztem Jahr anknüpfen kann, wäre das schon klasse. Und wenn ich dann noch ein bisschen koordinierter und sicherer über die Hindernisse komme, ist dort sicher noch am meisten Steigerungspotential vorhanden.
Dein Verein, die LG farbtex Nordschwarzwald, fährt jedes Jahr über Ostern nach Cervia in’s Trainingslager. Freust du dich schon auf die Tage an der Adria oder hast du andere Pläne?
Ich frage schon bei jeder gemeinsamen Trainingseinheit nach, wie viele Wochen es denn noch bis Cervia sind. Das sind immer zwei tolle Wochen. Wir trainieren hart und gleichzeitig kommt der Spaß und Humor bei unserer Truppe nie zu kurz.
Die Leichtathletik-WM findet dieses Jahr erst Ende September statt. Wirst du versuchen, dich zu qualifizieren, oder widmest du deine ganzen Vorbereitungen bereits Olympia 2020?
Wenn alles glatt läuft, werde ich schon versuchen mich für die WM zu qualifizieren. Der späte Zeitpunkt ist natürlich was Besonderes und stellt wahrscheinlich die meisten Athleten vor eine Herausforderung. Ich konzentriere mich lieber auf die nahen Ziele und weiß, dass ich auf meinen Trainer vertrauen kann, was den großen, ganzen Plan betrifft.
Konstanze Klosterhalfen hat die Chance bekommen, beim Nike Oregon Project mitzutrainieren und sich mit den „Besten der Welt“ schon im Training zu messen. Könntest du dir vorstellen, im Training ständig mit den späteren Konkurrentinnen der internationalen Meisterschaften zu laufen oder wäre dir das zu stressig?
Ich denke das kommt auf die jeweiligen Trainingspartner an. Für mich ist es wichtig, dass man sich im Training unterstützt, dass jeder sein Bestes gibt und dass man Spaß dabei hat. Man kann die Sache Ernst nehmen, hart trainieren und trotzdem noch Scherze nebenher machen. Wenn das gegeben ist, können meine Trainingspartner auch gerne spätere Konkurrentinnen sein. Allerdings fühle ich mich in meinem Verein so wohl, dass ich mir darüber eher keine Gedanken mache.
Zuletzt noch eine Frage in die weite, weite Zukunft. Richard Ringer möchte dieses Jahr sein Debut im Halbmarathon geben, auch viele andere Athleten suchten schon zur EM in Berlin ihr Glück im Marathon. Wäre es auch für dich denkbar, irgendwann auf die Straße zu gehen, 2024 in Paris eventuell?
Geplant ist das noch nicht. Ich finde Straßenläufe machen super viel Spaß, aber jetzt will ich erstmal auf der Bahn schnell rennen.
Vielen Dank für das Interview und weiterhin alles Gute!
Hier noch eine Best-Of Galerie von der Cross EM 2018.