Alina Reh gilt als eines der größten Talente der deutschen Langstreckenszene. 16 Jahre zählt sie erst, aber mischt bereits im Laufzirkus der bis zu drei Jahre älteren mit. „Beeindruckend“, „perfekte Saison“, „souverän“, all dies sind Wörter, die man oft in Verbindung mit dem braunen Lockenkopf von der Schwäbischen Alb lesen kann. Und das ist spätestens nach dieser Saison auch kein Wunder.
Die Liste ihrer Erfolge in 2013 ist so lang, dass selbst sie gar nicht mehr sagen kann, welcher denn der Schönste war. Im Sommer der 5. Platz bei den U18 Weltmeisterschaften und der Deutsche Meistertitel bei den U20 über 5000m in sensationellen 16:27,05 min. Damit war sie so schnell wie keine andere Jugendliche in diesem Jahrtausend. Und dann hat sie im Dezember das Jahr mit einem 5.Platz und der Bronzemedaille mit dem Team bei der Cross EM gekrönt. Jeder einzelne dieser Momente beschreibt Alina als „einzigartig“. Wobei nicht davon ausgegangen werden kann, dass diese Erfolge einzigartig bleiben werden. Denn Alina ist ehrgeizig.
Wie reagieren die 19jährigen Läuferinnen, wenn eine viel jüngere Läuferin vorneweg läuft und auch noch als Erste die Ziellinie überquert? Alina verspürt bisher keinen Neid sondern geteilte Freude. Sie hat sogar regelmäßig Kontakt zu einigen Athletinnen. Freude und Spaß am Laufen nimmt für Alina eine sehr große Rolle ein. Ohne dies würde es wohl schwierig werden, sowohl der Schule als auch dem Leistungssport gerecht zu werden. Da Schule und Trainingsstätte in ihrem Heimatort sind, kommt Alina zeitlich ganz gut zurecht. Nach ihrem Schulabschluss würde sie gerne im Einzelhandel tätig sein. „Doch wenn es sportlich weiterhin bergauf geht, werde ich das Studieren aufschieben.“
Ihre Familie würde sie als diszipliniert, organisiert und liebenswert beschreiben. Die Familie spielt insgesamt eine wichtige Rolle im Leben der 16jährigen. Mit ihr geht sie gerne in die Berge, im Winter zum Skifahren und Skaten und im Sommer zum Bergwandern. Auch ihre Freundinnen kennen Alina als sportliche, lebenslustige Frohnatur. Ihre Leidenschaft fürs Laufen können wahrscheinlich nicht alle komplett nachvollziehen, aber sie akzeptieren sie auf jeden Fall. Alina ohne Laufen ist auch sehr schwer vorstellbar.
Im Jahr 2014 soll der Fokus bei den 3000m liegen und dann später in Richtung 5000m gehen.
Wie sollte ihrer Meinung nach eine gute Langstreckenläuferin sein? „Hartnäckig, widerstandsfähig gegen äußere Bedingungen, Lust bis ans Limit zu gehen und Freude an den langen Trainingseinheiten.“ Die Widerstandsfähigkeit holt sie sich wohl bei ihren Läufen rund um ihren Heimatort Laichingen, der auf ca. 800m Höhe liegt. In einem Interview bezeichnet die junge Läuferin die Äthiopierin Meseret Defar als ihr großes Vorbild. „Mich faszinieren ihre schnellen Schlussrunden und dass sie schon seit mehreren Jahren an der Weltspitze steht.“ Das zeigt, wo es für Alina langfristig hingehen soll. Ein Höhentrainingslager kommt für sie noch nicht in Frage, aber vielleicht sei das auch nicht nötig, da sie ja sowieso auf 800m täglich trainiere.
Ob sich Alina schon mit der Marathondistanz beschäftigt? Die drei Worte, die ihr zuerst dazu einfallen sind „lang, hart, afrikanische Front.“ Aus ihrem Mund klingt das herausfordernd. Sie könne sich vorstellen, mal einen Marathon zu laufen. „ Aber nur in einer sehenswerten Stadt“, fügt sie hinzu. Wer weiß, man sagt Tokio sei sehr sehenswert…
Bestzeiten:
1500m: 4:22,88min (Regensburg, 2013)
3000m: 9:17,52min (Rostock, 2013)
5000m: 16:27,05min (Bremen, 2013)