Alljährlich im Oktober, manchmal bis Anfang November (früher mal November/Dezember), findet im Tegeler Forst im nördlichen Berliner Bezirk Reinickendorf an drei Samstagen die Sägerserie statt. Diese Serie, die seit 1975 existiert und vom SC Tegeler Forst (zur LG Nord Berlin gehörend) veranstaltet wird, gilt als härteste Crosslaufserie im Berlin-Brandenburger Raum. Schließlich führt die Strecke durch den Wald und weist drei anspruchsvolle Anstiege pro Runde auf, hinzu kommen viele kleinere Wellen; der Boden ist mit seinen vielen Wurzeln ziemlich uneben, sodass man speziell auf den Bergab-Passagen eine gewisse Vorsicht walten lassen sollte.
Mittlerweile befinden sich Start und Ziel auf der Aschenbahn des Sportplatzes Heidenheimer Straße, sodass für eine gute Infrastruktur und professionelle Zeitmessung mit Rundenzeitnahme gesorgt ist. Seit vergangenem Jahr misst die Runde ca. 3,6 km und wird je nach Lauf ein- bis fünfmal absolviert.
Diese schwere Strecke eignet sich für viele Läufer hervorragend als Vorbereitung auf Cross- oder auch Straßenrennen zum Jahresende. Für Bahnläufer/Mittelstreckler bietet die Sägerserie einen guten Ausdauer-/Kraftausdauerreiz, bevor die unmittelbare Vorbereitung auf die Hallensaison beginnt.
Erster Lauf (2.10.)
Der Startschuss zum ersten Lauf fiel, wie auch bei den folgenden Läufen, um 12 Uhr. Bezüglich der Corona-Situation galt für alle Anwesenden die sogenannte 3G-Regel; und dort wo der Abstand zwischen den Menschen sehr gering war, sollte eine Maske getragen werden, also auch beim Start. Kurz nach dem Start durften sich die Läufer ihrer Maske dann entledigen. So war ein normaler Massenstart für alle Teilnehmer möglich.
Die Läufer der „Silber“-Serie sowie des „Fun“-Laufes, die Kids (bis 13 Jahre) und die Walker hatten eine Runde zu absolvieren, die „Gold“-Serie startete mit 2 Runden (7,2km) und die „Diamant“-Läufer machten sich bei schönem Oktober-Wetter mit Temperaturen von 18-19°C und Sonnenschein auf die 3-Runden-Distanz (10,8km).
Sportlich am stärksten besetzt war die mittlere „Gold“-Strecke. Hier siegte Fabian Clarkson vom SCC Berlin, der eine 10km-Straßenlaufbestzeit von 29’13“ vorzuweisen hat, in 23’42“ deutlich vor den LG Nordlern Thilo Brill (24’24“) und dem in Hannover lebenden Alexander Bley, der 24’52“ für die zwei Runden benötigte. Alle drei Athleten peilten Ende Oktober einen Start bei der Deutschen 10km-Meisterschaft in Uelzen an, sodass sie die Sägerserie nicht zu Ende laufen würden.
Schnellste Frau auf den 7,2km war Carmen Schultze-Berndt von der LG Nord in 28’16“.
Auf der 3,6km-Strecke sicherten sich Laurids Köster vom SCC Berlin (12’47“) sowie Lynn Böttcher von der LG Nord (14’36“) die Siege.
Auf der langen 10,8km-Distanz hat sich der Führende Moctare Simpore vom SCC Berlin in seiner dritten Runde trotz guter Streckenmarkierung leider verlaufen, was ihn mehrere Minuten kostete. Er konnte nach 44’04“ dennoch als schnellster Mann finishen; die erste Frau Luisa Boschan war jedoch mit starken 41’58“ deutlich vorher im Ziel. Die 28jährige Luisa von der LG Nord, die sich zu Beginn der Veranstaltung sogar noch an der Organisation beteiligte, hat eine Bestzeit über 10km von 33’54“ aus dem vergangenen Jahr. Auch sie bereitete sich auf die 10km-DM vor und nahm nur am ersten Lauf der Serie teil. Insgesamt konnten beim ersten Lauf 223 Finisher verzeichnet werden, die sich im Ziel allesamt ihre Ergebnisse samt Rundenzeiten ausdrucken lassen konnten und als Zielverpflegung ein alkoholfreies Bier genießen durften.
Erwähnenswert ist zudem, dass auch die Olympiateilnehmerinnen der LG Nord Caterina Granz (1500m) und Deborah Schöneborn (Marathon) sowie deren Zwillingsschwester Rabea, die ebenfalls die Olympianorm im Marathon unterboten hatte, in der Organisation mithalfen, sei es bei der Einlasskontrolle oder als Streckenposten; was zeigt, mit wieviel Engagement und Herzblut diese Veranstaltung organisiert wird.
Zweiter Lauf (16.10.)
Zwei Wochen nach dem Start der Sägerserie stand der zweite Lauf an. Während es für die Kids bei 3,6 km blieb und auch die „Fun“-Läufer wieder eine einzige Runde zu absolvieren hatten, verlängerte sich die Streckenlänge für die anderen Läufer um eine Runde. So führte die „Silber“-Strecke diesmal über 7,2km, die „Gold“-Strecke über 10,8km und für die „Diamant“-Läufer hatten 14,4km zurückzulegen. Es waren für jeden Termin der Serie auch Einzelmeldungen möglich, so konnte man eine andere Streckenlänge laufen bzw. von einer in die andere Serie „switchen“ (zum Beispiel dreimal die 10,8km absolvieren). Allerdings kam nur in die Cupwertung, wer seine Serie durchlief.
Diesmal war die Temperatur mit 11-12°C etwas niedriger, es war jedoch wieder trocken und teilweise sonnig. Da es im Vorfeld geregnet hatte, war die Strecke allerdings etwas matschig, was vor allem auf der Aschenbahn zu merken war. Eine Streckenverpflegung wurde vom Veranstalter übrigens nicht angeboten, jedoch stand im Stadion an der Strecke ein Tisch bereit, auf welchem die Läufer ihre eigene Verpflegung vor dem Rennen platzieren konnten.
Highlight aus sportlicher Sicht war diesmal ganz klar die Leistung von Fabian Clarkson, der wie schon 2 Wochen zuvor über die 7,2km-Distanz startete, und dabei mit einer Bruttozeit von 23’00“ deutlich schneller war als beim ersten Lauf. Das entspricht einem Kilometerschnitt von 3’11“ (!), wobei er mit Rundenzeiten von 11’40“/11’19“ einen schönen „negative split“ rannte. Der 30jährige war bereits mehrfach für Deutschland bei der Crosslauf-Europameisterschaft im Einsatz, sowohl im Nachwuchs- als auch im Männerbereich, und zeigte nun im Tegeler Forst einmal mehr seine Klasse im Gelände. Außerdem war er nur 6 Tage vor dem Lauf (am 10.10.) die 25 km von Berlin gerannt, bei denen er in 1h21’13“ den dritten Platz belegte. Anscheinend hatte er pünktlich zum zweiten Lauf der Sägerserie wieder ziemlich frische Beine.
Die Frauen-Konkurrenz auf der 7,2km-Strecke dominierte Thurid Gers vom SCC Berlin mit einer Laufzeit von 27’31“. Die 24jährige Athletin, die in der erweiterten deutschen Spitze über 3000m Hindernis mitmischt, belegte dann am Monatsende bei der 10km-Straßenlauf-DM in Uelzen mit einer Zeit von 34’34“ den 17. Rang.
Über 10,8km siegte Thilo Brill mit 37’09“ deutlich vor mir (38’49“) und schien damit ebenfalls fit zu sein für die 10km-DM (bei welcher er dann eine Zeit von 30’41“ auf den Asphalt legte). Schnellste Frau war Vivien Gronde vom Berliner SV 1892 (45’39“).
Auf der langen „Diamant“-Strecke über 4 Runden oder 14,4km lief Moctare Simpore mit einer Zeit von 52’13“ ungefährdet zum Sieg. Der Athlet aus dem westafrikanischen Burkina Faso war nur sechs Tage zuvor die 25km von Berlin gelaufen und hatte hier in 1h23’00“ den siebten Platz erreicht. Damit zeigt Moctare eine schöne Entwicklung und wir können gespannt sein, welche Zeiten er auf den Langstrecken in den kommenden Jahren noch erreichen wird.
Dritter Lauf (30.10.)
Der Abschluss der Serie fand am letzten Oktober-Samstag statt und es herrschte wieder ein schönes, angenehmes Herbstwetter, mit Temperaturen von 12-14°C und Sonnenschein.
Diesmal liefen die „Silber“-Läufer 10,8km, die Gold-Serie führte über 14,4km und die „Diamant“-Serie führte über 5 Runden oder 18km. An dieser Stelle sei einmal die Frage in den Raum geworfen, ob es wirklich alle drei Serien braucht; man nicht beispielsweise die längste Serie streichen könnte. Schließlich sind für eine Vorbereitungs-Serie auf so einer schweren Strecke 18km schon ziemlich lang und außerdem nehmen die Serien sich potenziell die Teilnehmer gegenseitig weg, sodass es zu sehr wenigen spannenden Duellen kommt.
So sicherte sich Moctare mit 65’57“ deutlich den Sieg auf der langen Strecke, womit er natürlich auch die Serie für sich entschied, während ich die mittleren 14,4km nach 52’04“ als Erster beendete und damit auch die „Gold“-Serie gewann. So konnten Moctare und ich uns auf der Strecke etwas duellieren, ohne dass es eine Relevanz für die Ergebnisliste hatte. Mit einem sehr schnellen Tempo auf der ersten Runde konnte sich jedoch der 10,8km-Sieger Robin Schilff vom SCC absetzen, der die drei Runden nach 38’14“ finishte. Der 21jährige, der in diesem Jahr die 1500m in 4:02,78min und die 5000m in 14:57,98min lief, startete nur beim letzten Lauf der Serie und erreichte immerhin die zweitschnellste 10,8km-Zeit während der Serie, nur unterboten von Thilo Brills Siegerzeit beim zweiten Lauf.
Die stärkste Leistung im Frauenbereich beim abschließenden Lauf ging auf das Konto von Victoria Brandt, die vom LAC Olympia, über 10,8km nach 43’39“ das Ziel erreichte. Die 32jährige Straßenllauf-Spezialistin lief Ende September den Berlin-Marathon in 2h42’31“ und startet nun also in die neue Saison.
Im Anschluss an den dritten Lauf gab es die Siegerehrungen für die unterschiedlichen Cupwertungen, bei denen es Urkunden und Sachpreise gab.
Insgesamt war der dritte Lauf wie die gesamte Sägerserie eine tolle Veranstaltung für Spitzen- sowie Hobbyläufer, zu der viele Teilnehmer sicherlich in den nächsten Jahren gerne wiederkommen werden.
Fotocredits: SC Tegeler Forst