Das Wichtigste zuerst:
- die Vitamin D Synthese in der Haut ist von der UVB-Strahlung der Sonne abhängig
- Vitamin D ist wichtig für den Calcium- und Phosphatstoffwechsel
- Vitamin D kann das Immunsystem ankurbeln und regulieren
- im Winter empfiehlt sich eine Substitution (bis zu 4000 I.E. täglich)
Alle Details gibt es in folgendem Artikel…
Gesundheit ist im Sport das A und O. Gerade in nass-kalten Jahreszeiten, wo es auch noch früh dunkel wird, haben viele Menschen mit Erkältungen oder sogar der Grippe zu kämpfen. Im warmen Wohnzimmer ist es dann auf dem Sofa eben doch am schönsten und erholsamsten. Doch was kann man für die eigene Gesundheit tun? Neuste Erkenntnisse zeigen, dass Vitamin D der Schlüssel zum Glück bzw. der „Gesundheit“ sein könnte. Aus diesem Grund möchte ich euch heute dieses Vitamin näher vorstellen.
Wo kommt es vor und wie wird es gebildet?
Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin (genauso wie E, K und A) und findet sich daher in fetthaltigem Fisch wie Hering, Lachs, Thunfisch. Darüber hinaus stellen Ei, Käse, Pilze und Milch weitere exogene Quellen für das „Sonnenvitamin“ dar. Es lässt sich zudem zwischen Vitamin D2 und D3 unterscheiden. Das D2-Derivat findet sich größtenteils in pflanzlichen Nahrungsmitteln und hat vermutlich eine geringere biologische Wirksamkeit als das in Lebertran vorkommende D3. Doch über die Nahrung wird der geringste Teil von Vitamin D aufgenommen. Den größten Teil bildet der Körper selber. Dazu wird über mehrere Stufen aus Cholesterin, unter Einwirkung von UVB-Strahlung (z.B. der Sonne, Sonnenbank) auf die Haut, Vitamin D produziert. Durch die Synthese im Körper selbst könnte man das Vitamin D auch den Hormonen unterordnen. Im Sommer ist die endogene (körpereigene) Bildung aufgrund der ausreichenden Sonnenstrahlung im Normalfall ausreichend. In Deutschland sieht es im Winter jedoch anders aus. Dicke Kleidung und nur geringe UVB-Strahlung schränken die körpereigene Produktion von Vitamin D stark ein.
Wie wirkt Vitamin D auf unseren Körper?
Bekannt ist Vitamin D durch die Wirkung auf den Calcium- und Phosphathaushalt des Körpers. Die Calciumresorption im Darm und der Einbau in die Knochen wird gefördert. Das Resultat ist eine Mineralisierung des Knochens mit einer erhöhten Festigkeit und Widerstandsfähigkeit. Diese Prozesse schützen im Alter vor Osteoporose, in dessen Prävention diesem Vitamin eine Schlüsselrolle zukommt. Auch bei Sportlern kann es zu Stressfrakturen von Knochen kommen. Normale Alltagsbelastungen bei Älteren oder intensives Training von Sportlern kann zu einer dauerhaften Überbelastung mit kleinen Rissen in knöchernen Strukturen führen (prädisponiert: Mittelfußknochen, Fersenbein, Schien- und Wadenbein). Neue Daten sprechen dafür, dass Vitamin D in der Prophylaxe als auch Therapie wirksam sein kann [1]. Leider lassen sich derzeit noch keine Mindestwerte festlegen, die bei gesteigerter körperlicher Beanspruchungen einen gesunden Skelettapparat garantieren.
Zunehmend wird auch über die Beeinflussung des Immunsystems diskutiert. Die Erkenntnis, dass fast alle Immunzellen im Körper Vitamin D Rezeptoren (VDR) besitzen, legt die Vermutung einer Immunmodulation nahe [2]. Durch die Wirkung auf Monozyten und Makrophagen werden die antimikrobiellen Eigenschaften dieser Zellen gestärkt (angeborene Immunität). Ebenfalls werden die Zellen der erworbenen Immunität (B- und T-Lymphozyten) durch das fettlösliche Vitamin in ihrer Produktion reguliert. Die Gefahr eines autoimmunen Effektes dieser Zellen (B- und T-Lymphozyten) kann durch diese Modulation eingegrenzt werden. Daher weisen derzeit sogar erste Studien auf einen schützenden Effekt gegen Autoimmunkrankheiten hin (abschließende Studien stehen noch aus) [2]. Durch die Interaktion von Vitamin D mit dem VDR wird die Reifung und in dessen Folge die Abwehrleistung unseres Immunsystems stimuliert, reguliert und kontrolliert.
Über seinen spezifischen Rezeptor (VDR) wirkt sich Vitamin D direkt auf die Zellproliferation und –differenzierung aus. Können dadurch künftig Tumorprävention und –therapieprogramme entstehen? Bekannt ist bisher aus der epidemiologischen Forschung, dass Menschen mit einem höheren Vitamin D Spiegel ein reduziertes Risiko für Darmkrebs aufweisen. Da aussagekräftige Studien zu diesem Thema noch ausstehen, möchte ich diese Thematik an dieser Stelle nicht weiter vertiefen. Schauen wir, was in den kommenden Jahren noch ans Licht kommt [3]. Potenziell infektiösen Viren kann offensichtlich schon effektiv entgegengewirkt werden.
Eine weitere Funktion hat Vitamin D in der Regulierung von Interleukinen (insbesondere IL-6), welches als Entzündungsmarker gilt. Es ist somit kaum verwunderlich, dass ein niedriger Serumspiegel von Vitamin D bzw. seiner Metaboliten mit Infekten der oberen Atemwege assoziiert ist [4]. Da das angeborene Immunsystem durch Vitamin D angeregt wird, werden antimikrobielle Peptide produziert, die in der Infektabwehr wichtig sind. Makrophagen und Monozyten, die eine erste Barriere vor Krankheitserregern darstellen, können daher effektiver im Nasen-Rachenraum agieren.
Des Weiteren verringert das „Sonnenvitamin“ das Risiko für Depressionen (v.a. Winterdepression), Multipler Sklerose, Alzheimer und Gelenkerkrankungen [5]. Eine sehr gute Evidenz zeigt sich außerdem für einen positiven Effekt in der Prävention von Stürzen, Funktionseinbußen und der Gesamtmortalität bei älteren Menschen [6]. Nicht alle dieser Effekte sind derzeit auch wissenschaftlich sehr gut belegt.
Mangel und dessen Folgen
Ein Vitamin D-Mangel ist die Ursache für das Krankheitsbild der Rachitis im Kindes- und Säuglingsalter. Die fehlende Mineralisierung der Knochen kann zu schweren Knochendeformationen führen. Im Erwachsenenalter manifestiert sich ein Mangel primär durch Muskelschwäche und Muskelschmerzen. Bei einer chronischen Unterversorgung kann sich eine Osteoporose ausbilden. Die Interaktion mit dem Immunsystem bedingt, dass ein Mangel ebenfalls auch das Auftreten einer Tuberkulose fördern kann. Die oben bereits erwähnte Assoziation mit Infekten der oberen Atemwege wurde erst kürzlich in der Fachpresse beschrieben [7].
Empfehlung
Nach aktuellem Stand der Wissenschaft schwanken die Werte für eine Substitution von 20µg- 100µg pro Tag. Sicherlich spielen dort die Ernährung, der Blut-Serumspiegel und der Wohnort eine wichtige Rolle. Wird pro Woche 2-3mal Fisch gegessen, lassen sich die Empfehlungen sicherlich nach unten korrigieren. Ich würde mich der Empfehlung von Dr. Feil mit bis zu 100µg/d (bzw. 4000 I.E./d) anschließen. Regelmäßige Sonnenbank-Besuche oder eine Vitamin D-reiche Ernährung sollten bei der Substitution berücksichtigt werden. Zur Not kann eine Serum-Bestimmung durch eine Blutabnahme die beste Empfehlung darstellen. Ein hoher Blut-Serumspiegel wirkt sich, wie bereits erwähnt, positiv auf die Infektanfälligkeit und Knochenmineralisierung aus.
Quellen:
[1] Weniger Vitamin D – mehr Stressfrakturen? US-Forscher empfehlen vor allem Sportlern die Supplementierung. Medscape. 14. Jan 2016.
[2] Vitamin D: modulator of the immune system: http://bit.ly/2kTvDP4
[3] Pharmazeutische Zeitung: http://bit.ly/2lgsViU
[4] Vitamin D for Infections: http://bit.ly/2lMCkBM
[5] Dr. Feil: http://bit.ly/2lRhuBL
[6] Deutsche Gesellschaft für Ernährung: http://bit.ly/2l6Kpx0
[7] Ärztezeitung: http://bitly.com/2lporc2
Hallo Philipp,
vielen Dank für die ausführliche Stellungnahme! Es freut mich, dass Du da so kompetent und schnell Auskunft geben kannst!
Ich bleib beim Vitamin D 🙂
Was sagst Du zu diesem Artikel?
https://www.welt.de/gesundheit/article152006372/Die-Legende-vom-Wundermittel-Vitamin-D.html
im Endeffekt sagt der Autor, mit Hinweis auf verschiedene Studien und Experten, dass das Vitamn D scheinbar eher rausgeschmissenes Geld sei (außer bei Babys). Mit nackten Armen mal in die Sonne gehen, reiche völlig aus. Bei Älteren seien die 4.000Ie täglich sogar gefährlich.
Warum gibt es da so eine große Diskrepanz bei den Ansichten?
Hallo Bastl,Danke für den interessanten Beitrag. Du stellst da eine berechtigte Frage, die mir in meinem Medizinstudium schon häufiger begegnet ist. Zum gleichen Zeitpunkt wie der Artikel der Welt, kam eine Publikation über die positive Wirkung auf Infektionen der oberen Atemwege heraus. Bei dem Artikel in der Welt, handelt es sich zunächst erstmal um einzelne Studien (Einzelfälle). Da es die ersten Studien mit diesem Ergebnis sind und alle bisherigen dies nicht bestätigen, bin ich mit solchen Infos immer sehr vorsichtig und kritisch. Ist diese Studie mit 200 Teilnehmern aussagekräftig? Stimmt das Studiendesign? Sind die Ergebnisse überhaupt signifikant? All das wird zum Beispiel verschwiegen. Es wird zum Beispiel auch der Zusammenhang von Vitamin D und den Stürzen gemessen. Doch geht es darum? Ist nicht die Frage nach der Knochenmineralisierung und z.B. der Infektanfälligkeit von entscheidender Bedeutung? Mit diesem Studiendesign kann man meiner Meinung nach keine Aussagen über die Wirksamkeit von Vitamin D treffen. Schaut man sich die Studie im Detail im Journal of the American Medical Association an, muss man feststellen, dass die Ergebnisse teilweise nicht signifikant sind. Daher muss man diesen Artikel sehr kritisch hinterfragen. Es wird in der Medizin immer Studien geben die gegensätzliche Ergebnisse bringen. Schauen wir was die Forschung auf diesem Gebiet in den nächsten Jahren bringt. Bisher würde ich weiterhin die Seite der positiven Effekte vertreten. Beste Grüße Philipp