Und weiter geht’s in der Serie „Spitzensportreform? So denken die Athleten darüber!“ Wir geben unseren Spitzensportlern in diesen Tagen die Möglichkeit, sich in die Diskussion über die geplante Spitzensportreform einzuklinken und ihre Ansichten und Optimierungsvorschläge bezüglich Leistungssport, Sportförderung und Nachwuchsarbeit mit uns zu teilen. Die Hintergründe dieser Diskussion haben wir bereits in einem vorigen Beitrag dargelegt und möchten jetzt, durch das Einbeziehen der Athleten, näher auf die Problematik eingehen.
Nach Hendrik Pfeiffer, Franzi Reng und Philipp Pflieger, heute mal von der Lang- zur Kurz- bzw. Mittelstrecke samt Hindernissen, wo sich Maya Rehberg besonders gerne auf 3000m schlägt – wie zuletzt in Rio bei den Olympischen Spielen.
Larasch: Was würdest du am jetzigen System im Leistungssport verändern wollen?
Maya: Wir brauchen größere Trainingsgruppen, denn die Spitze entsteht durch Breite. In meinen Augen ist das nur durch Trainer zu erreichen, welche die nötige Anerkennung in der Gesellschaft erhalten.
Larasch: Kannst du von der Sportförderung aktuell deinen Alltag finanzieren?
Maya: Ich werde von verschiedenen Institutionen auf Landes- und Bundesebene gefördert. Hinzu kommen kleine Sponsorenverträge. So kann ich meinen Alltag gut finanzieren, dafür bin ich sehr dankbar.
Larasch: Wie würde eine optimale Sportförderung aussehen/was müsste sie beinhalten?
Maya: Ich glaube nicht, dass es „die“ optimale Lösung gibt, die durch ein paar Reformen auf dem Papier festgehalten wird. Sport wird von der Gesellschaft getragen und ist nur möglich, wenn dieser auch von ihr gewollt wird.
Grundstein für die Förderung ist eine gewisse Popularität, eine Begeisterung in der Gesellschaft für den Sport. Daraus können sich Umfelder für Sportler entwickeln, die ihnen den Alltag erleichtern und mit denen sie sich identifizieren können.
Ich erhalte Unterstützung von der Universität, darf Klausuren nachholen, Sportstätten und Angebote kostenlos nutzen. Ich kann zwei Mal die Woche zum Physiotherapeuten und habe keine finanziellen Sorgen. Um meine Förderung ist es also nicht so schlecht bestellt.
Wäre schön, wenn es auch so bleibt.
Larasch: Was denkst du über die aktuelle Spitzensportreform?
Maya: Ich hoffe sehr, dass sie so nicht in Kraft treten wird.
Larasch: Wie nah liegen Fordern und Fördern noch beieinander?
Maya: Ich mache den Sport für mich, für keinen anderen. Da können meine Förderer so viel fordern wie sie wollen. Aber deswegen bin ich ja z.B. nicht zur Bundeswehr oder Polizei gegangen. Denn dort beruht die Förderung auf Leistung. Das ist ja auch gut, wenn man weiß worauf man sich einlässt.
Ich freue mich über jeden, der mich fördern und unterstützen möchte in dem was ich tue (Spaß am Sport). Nicht in dem was derjenige gerne hätte, was ich tue. (Größtmöglichen Erfolg)
Larasch: Was bedeutet das für den Nachwuchs?
Maya: Ich wurde vor sechs Jahren in die Perspektivförderung des Teams Schleswig-Holsteins berufen. Zu dem Zeitpunkt waren die großen Wettkämpfe noch sehr fern. Ich weiß nicht, ob ich selbst daran geglaubt hätte, es einmal zu den Olympischen Spielen zu schaffen, wenn ich diese Unterstützung nicht erhalten hätte.
Larasch: Was bedeutet Sport heutzutage? Darf sich Leidenschaft entfalten oder muss sie sich hinten anstellen?
Maya: Der Vereinssport sollte wieder zum Alltag aller gehören, denn dort treffen sich Menschen aller Hintergründe. Leidenschaft verbindet Menschen und bildet damit den Antrieb für das Funktionieren des Sportsystems. Denn hinter jedem Sportler, jeder Leistung müssen auch Menschen stehen, die diese Leidenschaft teilen und den Erfolg würdigen.
Liebe Maya, vielen Dank für dieses Gespräch.