Im Wintersport ist Jens bereits seit 2011 unterwegs und betreut derzeit die erfolgreichen Olympiamedaillengewinner Mariama Jamanka (Bob), Dajana Eitberger oder auch Johannes Ludwig (beide Rennrodeln). Aber Moment: Wie geht das mit Laufen, Radfahren und Schwimmen zusammen? Wir sind der Sache im Interview mit Jens auf den Grund gegangen und haben den umtriebigen Sportmanager aus Jena einige Fragen gestellt.
larasch.de: Jens, zu Allererst: Wie bist du zum Sport gekommen? Hast du selbst eine Profikarriere hinter dir?
Jens Roß: Profikarriere ist vielleicht etwas übertrieben, aber ich habe es zumindest geschafft, eine Zeit lang mein tägliches Brot mit dem Sport zu verdienen. Ich kam ganz klassisch – wie vermutlich die allermeisten Jungen in Deutschland – im Alter von etwa sechs Jahren zum Fußball. Als kleiner Junge war ich ziemlich faul auf dem Platz und wer nicht laufen mag, landet dann ja mehr oder weniger zwangsläufig im Tor – so wie ich. Nach vielen Jahren in meinem Heimatverein in Steinach wurde ich zu einer Sichtung der Landesauswahl eingeladen. Das hat mir den Weg zum FC Carl Zeiss Jena geebnet, wo ich ab dem 14. Lebensjahr am Sportgymnasium meine weitere Ausbildung genießen durfte. Da ist man zwar auch mit anderen Sportarten in Berührung gekommen, jedoch muss man so ehrlich sein, zu gestehen, dass die Fußballer meist ein eigenes Volk waren und unter sich geblieben sind.
Ein bisschen privilegiert ist man als Fußballer ja auch schon in jungen Jahren im Vergleich zu anderen Sportarten – hast du das so wahrgenommen?
Nein, das wurde mir erst später durch meine Tätigkeit als Sportmanager wirklich bewusst. Da gibt es gravierende Unterschiede, man genießt echte Vorteile, aber das bekommt man nicht so mit, wenn man mittendrin ist und eigentlich nur seiner Leidenschaft und seinem Talent nachgeht. Ich war ja nicht mal absolute Spitze, habe dann bis 2010 so semi-professionell in der 4. Liga gespielt. Das war okay, aber irgendwann kommt man an den Punkt, an dem man sich entscheiden muss: Ist es mir das wert, immer so weiter zu machen und mit einer Hoffnung auf höheres zu leben, oder gebe ich mich damit zufrieden, dass hier mein Limit erreicht ist und mache mir Gedanken über meine Zukunft?
Und wie ist deine Entscheidung ausgefallen?
Ich habe mir Gedanken um meine Zukunft nach dem Fußball gemacht und irgendwann ist in mir die Erkenntnis gereift, dass es eben einfach nicht zum absoluten Vollprofi reicht. Was dann aber nicht hieß, dass ich komplett aus der Sportwelt aussteigen wollte: Stattdessen habe ich Kontakte aus meinem Torwart-Dasein genutzt und bald neue Pläne geschmiedet: Ich habe mit der Deutschen Torwartschule verschiedene Camps und Projekte umgesetzt, bin mit offenen Augen durch das Geschehen und habe mir im Sportlermanagement einiges angeschaut. Zum damaligen Zeitpunkt habe ich in Jena auch den Verein kidsAktiv tatkräftig unterstützt. Als wir eines Tages für eine Charity-Veranstaltung ein paar „Sport-Promis“ gewinnen wollten, habe ich dann tatsächlich an meine Gymnasialzeit zurückgedacht, wo ich zwar wenig, aber zumindest etwas Kontakt zu anderen Sportarten hatte. Komplett blind bin ich ja trotzdem nicht herumgelaufen. Mir ist deshalb sofort Alexander Rödiger eingefallen, der als früherer Kugelstoßer irgendwann in das erfolgreiche Bobteam von Andre Lange gewechselt war. Bei ihm habe ich angefragt. Er hat glücklicherweise sofort zugesagt und – das im Nachhinein noch viel größere Glück – er hat einen hoffnungsvollen Nachwuchsfahrer mitgebracht, Maximilian Arndt.
… späterer Welt- und Europameister im Viererbob.
Genau. Und irgendwie kam bei unserem Aufeinandertreffen eins zum anderen. Ich habe mit ihm darüber gesprochen, dass die Jungs im Bobsport wohl ein bisschen Probleme haben, sich zu vermarkten. Daraufhin habe ich mir Homepages und Autogrammkarten angeschaut – das hat halt nichts hergemacht und ich war absolut überzeugt: Das muss doch besser gehen! Ich habe Max deshalb versprochen: „Ich mach‘ das jetzt für dich“ und habe dann einfach mal losgelegt, um ihm zu helfen. Wir haben gemeinsam ein Sponsorenkonzept erarbeitet, eine Website gestaltet, neue Autogrammkarten entworfen und haben mit Partnern verhandelt…
Und – hat es was bewirkt?
Ich denke schon. Max konnte – natürlich auch aufgrund seiner sportlichen Entwicklung – sukzessiv steigende Sponsoreneinnahmen verzeichnen. In relativ kurzer Zeit hatte ich mir einen recht guten Ruf erarbeitet und es kamen weitere Athleten dazu. Ein schöner Erfolg, das Vertrauen der Sportler zu bekommen und gleichzeitig ergab sich daraus für mich ein Berufsfeld, das mir unglaublich viel Spaß macht: Verträge verhandeln, Konzepte erarbeiten, einen guten Draht zu Sportlern aufbauen und ich helfe grundsätzlich gerne, wo gerade Not am Mann ist. Und dann passiert es eben auch manchmal, dass eher unerwartete Dinge auf mich zukommen…
Not am Mann ist ein gutes Stichwort: Da hast du dich ja auch noch anderswo in letzter Zeit sehr verausgabt, nicht wahr?
Ja – aufgrund meiner Fußballervergangenheit kam plötzlich aus einer Ecke ein „Hilferuf“, die mir einerseits altbekannt und doch neu zugleich war: Aus dem Frauenfußball. Die Damen des FF USV Jena spielten damals in der 1. Bundesliga, hatten allerdings mit gewaltigen Problemen zu kämpfen. So habe ich 2014 zunächst im Sponsoring unterstützt. Ende des Jahres ging der damalige Geschäftsführer kurzfristig von Bord und ich sprang interimsmäßig ein. Im Februar 2015 wurde ich dann mehr oder weniger „freiberuflicher“ Geschäftsführer. Meine Wintersportler habe ich weiterhin betreut – das war also schon ein ganz schöner Spagat zwischen den zwei Welten. Bis zum letzten Sommer habe ich das durchgezogen, dann ist der Club allerdings abgestiegen und ich war an dem Punkt, an dem ich sagen musste: Ich kann das nicht mehr weitermachen. Das war auch wirklich eine extreme Herausforderung, im Lauf der Jahre irgendwann zu viel. Ich brauchte wieder mehr Luft, habe mir daher mal drei, vier Monate lang Zeit genommen, um mal selber wieder Sport zu machen, laufen zu gehen und zu planen…
Dadurch kam dann der Wunsch, sich im Ausdauersport zu engagieren?
Naja, vielleicht nicht ganz. Erfahrungen im Triathlonbereich hatte ich schon durch Hubert Hammerl gesammelt, den ich in früheren Jahren konzeptionell hier und da unterstützt hatte. Dadurch war mir die Branche an sich etwas bekannt. Da das bisher mein einziger Athlet im Sommersport war, hat mich das natürlich schon früher gereizt, mehr zu machen. Aber den Ausschlag hat vor allem Dirk Lange gegeben, mit dem ich schon länger im Kontakt stehe. Von seiner Idee, bei larasch einzusteigen, war ich begeistert: Ein Sportler-Management für Ausdauerathleten aufbauen, das eng mit dem Sportlerprofil-Projekt und vielen anderen Services von larasch verbunden ist. Ein toller Ansatz!
Du verfolgst die Szene also schon eine Weile?
Durchaus. Die EM in Berlin war für mich ein echtes Highlight – wenn auch nur vor dem Fernseher. Aber ich interessiere mich einfach generell stark für jegliche Sportarten: Die gesamten European Championships, unter anderem auch mit den Schwimmern in Glasgow, haben dem Sommersport gut getan. Ich freue mich total auf die neue Herausforderung und möchte nach und nach die einzelnen Sportarten näher kennenlernen.
Was ist dir dabei besonders wichtig?
Mir sind in allererster Linie die Sportler wichtig, zu denen ich einen guten und vertrauensvollen Draht pflegen will. Harmonie ist in so einer „Beziehung“ sicherlich das A und O. Ehrlichkeit steht für mich ebenfalls an oberster Stelle. Wenn es mal nicht so läuft, muss man das erkennen und dann auch offen thematisieren können. Man muss an den Schwächen arbeiten und die Stärken ausbauen und dabei kritikfähig sein – sowohl ich als auch der Athlet. Aber ich bin in solchen Situationen auch ein echter „Bauchtyp“ – ich glaube, dass ich sehr gut einschätzen kann, ob es passt oder vielleicht eher nicht. Und auch welche Art von Unterstützung für den jeweiligen Sportler passt.
Bist du dafür in Verhandlungen dann der knallharte Typ?
Naja, so knallhart wie man in diesen Sportarten eben sein kann. Sicherlich sollte man sich nicht unter Wert verkaufen, aber der Sport abseits vom Fußball muss in Deutschland leider eher ums „Überleben“ kämpfen, als dass er große Forderungen stellen könnte. Ich versuche in solchen Situationen mit potentiellen Förderern vor allem meine große Begeisterungsfähigkeit als Trumpf auszuspielen. Wenn der Athlet zum Unterstützer passt und auch selbst dahintersteht, kann ich das auch genau so rüberbringen. Man muss da mitunter mal auch kreativ sein, sich Sachen überlegen, die vielleicht nicht so 0-8-15 sind und das macht mir großen Spaß.
Lieber Jens, wir sind sicher, dass auch wir mit dir sehr viel Spaß haben werden. Willkommen im Team und alles Gute für unsere gemeinsame Zeit!
Wenn du dich für ein larasch Sportlerprofil interessierst, kannst du dir hier einen Zugang anfordern. Oder du bist ein ambitionierter Leistungssportler und möchtest dich mit Jens zu einem Termin treffen? Dann schreib uns unter sportlerprofil@larasch.de.
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