Larasch: Hallo Anna, als wir das letzte Mal mit dir gesprochen haben, warst du gerade in Leipzig beim IAT zur Leistungsdiagnostik. Danach bist du ins Trainingslager nach Flagstaff aufgebrochen. Wie verlief dein Training dort?
Anna Gehring: Das Trainingslager in Flagstaff verlief super! Ich konnte dort ohne Ausnahme jede Einheit nach Plan absolvieren und habe mich insgesamt sehr gut gefühlt.
Bei den DHM in Köln bist du mit einer persönlichen Bestleistung und dem Titel über die 1500m in die Saison eingestiegen. Hast du dich speziell für die Unterdistanz vorbereitet?
Nein, die DHM war sogar genau in der letzten wichtigen Trainingswoche vor der 10000m DM. Ein Start dort war aber ein Nominierungskriterium für die Universiade in Neapel. Deshalb bin ich die 1500m einfach aus dem vollen Training mitgelaufen. Allerdings trainieren in meiner Trainingsgruppe außer mir nur Mittelstrecklerinnen, mit denen ich ab und zu auch mal eine schnellere Einheit absolviere.
In Karlsruhe bei der Langen Laufnacht war dann dein erster Wettkampf über die 5000m (15:48,02min). Warst du mit dieser Zeit zufrieden?
Das Starterfeld in Karlsruhe war in der Breite leider nicht ganz so stark, wie wir es vorher gehofft hatten. Alina ist im Moment einfach zu stark, um in ihrem Tempo anzulaufen. Um dahinter nicht schon im ersten Wettkampf der Saison einsam gegen die Zeit zu rennen, sollte ich auf den ersten 3000m in der Verfolgergruppe anlaufen und danach dann meinen eigenen Schritt ziehen und Platz zwei absichern. Das hat auch ganz gut geklappt – sogar in neuer Bestzeit.
Bei den DM 10000m in Essen musstest du das Rennen wegen Schmerzen im Fuß vorzeitig beenden. Hattest du davor schon ein ungutes Gefühl, oder kamen die Probleme dann eher plötzlich im Wettkampf?
Nein, die Schmerzen sind bei der DM zum ersten Mal aufgetreten. Für den Auslöser gibt es viele Theorien, je nachdem, wen man fragt. Eine sichere Ursache weiß ich aber leider bis heute nicht.
Danach hat man dich auf deinen Social-Media-Kanälen mit einer entlastenden Stütze am Fuß gesehen. Laufen konntest du zwar nicht, aber trotzdem hast du viel alternativ trainiert?
Am Anfang haben die Ärzte die Möglichkeit eines Starts beim Europacup in London nicht ausgeschlossen, die Norm dafür hatte ich noch aus dem letzten Jahr. Deshalb habe ich zweimal am Tag alternativ trainiert – im Wasser, weil ich den Fuß nicht belasten durfte. Viele Tempoprogramme habe ich schwimmend absolviert, wir haben einfach geschaut, dass die Belastungsdauer ähnlich ist, wie beim Laufen. Statt 1000ern auf der Laufbahn bin ich zum Beispiel 200er geschwommen. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, in Bonn auf einem speziellen Laufband, dem Alter G, mit reduziertem Körpergewicht zu laufen.
Fällt es dir dann manchmal schwer, das Alternativtraining wie geplant durchzuführen, oder schnallst du dir immer topmotiviert den Aqua-Jogging-Gurt um?
Auf jeden Fall fällt es schwer – nicht nur manchmal. Laufen macht mir einfach viel mehr Spaß, deshalb bin ich ja Läuferin geworden und keine Triathletin. In solchen Situationen motivieren mich anstehende Wettkämpfe, wie der Europacup oder die DM in Berlin, bei denen ich natürlich möglichst fit am Start stehen möchte.
Ursprünglich kommst du vom Triathlon. Gerade jetzt, wo du auch Schwimmst und Radfährst als Alternativtraining – Könntest du dir vorstellen, Mal wieder einen Triathlonwettkampf zu absolvieren?
Im Moment eigentlich nicht, höchstens zum Spaß oder als Staffel. Wobei ja grade leider recht viele Läufer verletzt sind. Vielleicht findet sich ja irgendwo mal die Möglichkeit den/die König(in) des Alternativtrainings zu krönen, aber dann in den Disziplinen Schwimmen-Radfahren-Aquajoggen 😉
Das klingt auf jeden Fall nach einer lustigen Idee! Momentan befindest du dich ja im Höhentrainingslager in St. Moritz mit vielen anderen Athleten des DLVs. Wie geht es deinem Fuß momentan, kannst du laufen?
Ich trainiere hier sehr viel alternativ – durch die Höhe kann ich da ausdauertechnisch nochmal einen richtig guten Reiz setzen. Außerdem habe ich hier super Trainingspartner, die mir zum Beispiel auf dem Rad Windschatten spenden. Vor zwei Tagen bin ich auch zum ersten Mal wieder 6km gelaufen, danach war der Fuß aber wieder geschwollen und auch die Schmerzen wieder da. Deshalb geht es in den nächsten Tagen wieder aufs Rad und ins Wasser.
Mit Alina Reh ist auch eine gute Freundin von dir im Trainingslager in St. Moritz. Mit ihr hast du in der Vergangenheit schon viele Wettkämpfe bestritten. Bestimmt könnt ihr auch einige Trainingseinheiten gemeinsam absolvieren.
Alina und ich waren im Herbst 2017 auch schon gemeinsam im Höhentrainingslager in Südafrika. Wir verstehen uns seit Jahren super gut, obwohl wir Konkurrentinnen sind und teilen auf gemeinsamen Wettkämpfen und Trainingslagern seit 7 Jahren fast immer ein Zimmer. Da Alina in den letzten Jahren auch immer mal wieder verletzt war, ersetzt sie prophylaktisch einige Laufeinheiten durch Alternativtraining. Deshalb teilen wir uns im Moment immer mal wieder eine Bahn beim Aquajoggen.
Am nächsten Wochenende finden in Berlin die Deutschen Meisterschaften statt. Was hältst du von dem Ansatz der „Finals“ mehrerer Sportarten, die alle in Berlin stattfinden werden?
Ich finde die Idee, die deutschen Meisterschaften in 10 Sportarten in einer Großveranstaltung zusammenzufassen super! „Die Finals“ sind eine riesen Chance, den Menschen der „Fußballnation Deutschland“ zu zeigen, dass auch nationale Titelkämpfe in vermeintlichen Randsportarten spannend und sehenswert sind. Außerdem freue ich mich darauf, Sportler aus anderen Sportarten zu treffen und auch einmal selbst über den Tellerrand zu schauen. Trial-Wettkämpfe habe ich zum Beispiel bisher selbst auch noch nicht gesehen.
Was sind deine weiteren Ziele für diese Saison, wirst du noch auf der Bahn Wettkämpfe absolvieren, oder erst wieder im Herbst auf der Straße und im Cross?
Nachdem der erste Laufversuch am Mittwoch nicht erfolgreich war, habe ich mich, in Absprache mit meinem Trainer, dazu entschlossen, meine Bahnsaison abzubrechen und erst einmal ganz gesund zu werden, bevor wir die nächsten Wettkämpfe planen. Nach Berlin fliege ich aber trotzdem und kann mich inzwischen auf die Wettkämpfe freuen, auch wenn ich sie als Zuschauerin von der Tribüne aus verfolgen werde.
Weiterhin gute Besserung für deinen Fuß und viel Erfolg beim Erreichen deiner nächsten Ziele!