Als ich euch das Asics Team Memmert vorgestellt habe, fiel auch der Name Simon Stützel… ich dachte mir, passend zu unseren journalistischen Tätigkeiten hier, ist der Gute das perfekte Beispiel, wie qualitative Pressearbeit läuft, ohne dass dabei der Fokus auf sinnlose Nebenschauplätze fällt (wie die Speerwerfer in Trainingsanzug, anstatt die startenden 5.000m-Läuferinnen bei der DM).
Zuletzt haben wir seine Kommentare bei der EM in Amsterdam verfolgen dürfen. Endlich mal jemand am Mikro, der weiß, wovon er spricht.
Im besten Fall kommentiert einer, der neben fachlichem Wissen auch die praktische Leidenschaft mitbringt und diese in seinen Worten mit uns teilt. Eine Leidenschaft, mit der er die Leistung eines jeden Athleten empathischer nachvollziehen kann und uns nachvollziehen lässt.
Simon Stützel ist da in jedem Fall ein guter Fang, denn seit 2003 ist er selbst Läufer und wäre zuletzt auch bei der EM am Start gewesen, hätte er die Norm nicht leider knapp verfehlt.
Wie bist du zum Laufen gekommen?
„Bei Jugend trainiert für Olympia an meiner Schule musste ich helfen und die Weitsprunggrube säubern. Als dann der 1000m-Läufer ausfiel, sprang ich spontan ein, um dem lästigen Dienst zu entfliehen…“ So kann man das natürlich auch machen und sein Talent beim Umgehen lästiger Pflichten entlarven 😛
Aber ein träger Faulpelz ist der Simon ganz und gar nicht… zumindest, was das Training angeht. Dort wird alles bis aufs Kleinste berechnet und analysiert → und somit optimiert. Aus einem einzigen Grund: „Die Möglichkeit, jeden Tag besser zu werden und Leistungen zu erbringen, die man sich niemals vorstellen konnte.“
Seine Lieblingsdisziplinen sind die 1.500m und eine Meile, „auch wenn ich dazu leider nicht wirklich schnell genug bin.“
Seine 3.000m in 7:58min, 5000m in 13:41min, 10.000m in 28:56min und der Marathon in 2:17h sind aber der Beweis dafür, dass schon eine gewisse Grundschnelligkeit vorhanden ist 😉
Also nicht grundlos kann er sich stolz den deutschen Vize-Meister-Titel über 10km anheften, aber auch der dritte Platz bei der DM über 5.000m und 3.000m (Halle) sowie Deutscher Meister über 10km in der Mannschaft (Asics Team Memmert) und drei mal 1.000m können sich sehen lassen.
Dass er jetzt auch als Kommentator unterwegs ist, war Zufall. Da Eurosport in die Bestenliste nach dem aktuell schnellsten deutschen Marathonläufer gesucht hat und kaum jemand außer Simon zu dem Zeitpunkt (März) gelaufen war, hatte man den Herrn Stützel einfach mal prompt kontaktiert.
Aber das macht er nur nebenberuflich. „Hauptberuflich helfe ich jungen Sportlern auf ihrem Weg zum Sportstipendium in die USA, was auch mir eine ganz neue Perspektive gegeben hat.“
Aber obwohl es nur nebenberuflich ist, kommt er weit rum und ist bei DEN Highlights dabei: drei Mal (2004, 2008 und 2012) war er bereits bei den Olympischen Spielen mit von der Partie. Dies mal scheiterte es aber an den Senderechten von Eurosport. Auch gut, so kann er die Olympischen Spiele vom Rang aus kommentieren und seine fünf Freunde, die mit ihm nach Rio gereist sind, die Ohren voll reden – einen Personal-Kommentator, was will man mehr? Gleichzeitig kann er die Spiele jetzt auch einfach mal nur als Zuschauer genießen.
Von der Kommentatoren-Rolle aber wieder zurück ins Geschehen: wo soll es für dich zukünftig laufend hingehen?
„Ich möchte ein guter Marathon-Läufer werden. Zeiten hängen dort allerdings sehr von äußeren Einflüssen ab, sodass ich kein Zeitziel, sondern vor allem mental und physisch besser werden will. Die EM 2018 in Berlin wäre ein großer Traum.“
Bedeutet, du bist etwas kopflastig, anstatt einfach mal deine Beine machen zu lassen?
„Viel zu oft nicht im Hier und Jetzt, sondern noch in der Vergangenheit bzw. schon in der Zukunft.“
Wenn man mal aufs Training schaut, ist der Simon eigentlich unzerstörbar… „Wenn ich richtig behandelt werde, verpasse ich eigentlich nie mehr als eine Trainingseinheit wegen Krankheit und Verletzung.“
…und dein Tipp für die Laufwütenden da draußen?
„Es gibt keine Abkürzung als Läufer. Man muss kontinuierlich in allen Bereichen wechseln und sich langsam immer weiter entwickeln. In der Summe kann man es sehr weit bringen.“
Ich dagegen nehme mir vor, es dem Simon gleich zu tun und in meinem Kühlschrank gekeimte Hirse bzw. Reismilch zu lagern… versuche wie er innerhalb meiner Trainingswoche das Schwitzen einmal auf die Sauna zu verlagern und zwischen zwei Einheiten auch mal ein „Bubu“ also ein Schläfchen am Nachmittag einzuschieben… ja, vielleicht wird’s dann auch bei mir mit der EM 2018 etwas – iwo, Tokio 2020 😛