Im Wintertraining werden die Erfolge des Sommers gemacht. Viele fahren schon über Neujahr in ein Trainingslager – beispielsweise nach Portugal ins Klimatrainingslager oder nach Kenia bzw. Südafrika in die Höhe. Andere bleiben erstmal in Deutschland und müssen mit Kälte, Nässe, Schnee und Glätte auskommen.
Ich fahre erst Mitte Februar nach Portugal, um mich dort auf meinen ersten Marathon vorzubereiten. Also muss auch ich mit den widrigen Bedingungen in Deutschland klarkommen. Glücklicherweise hat sich der Winter in Kassel einige
rmaßen zurückgehalten und dieses Jahr auf große Schneemengen und bitterer Kälte verzichtet. Dafür brachte er uns viel Wind, noch mehr Regen und natürlich Dunkelheit. Letztere leider auch tagsüber, da die Sonne sich nur selten durchsetzen kann.
Winter in Deutschland bedeutet auch Anpassungsfähigkeit: Die meisten meiner Trainingsstrecken sind unbeleuchtete Straßen, Parks oder Wälder und da es nicht immer möglich ist im Hellen zu trainieren und ich ungerne auf Laufbändern laufe, muss ich mich wie viele andere durch die Dunkelheit kämpfen. Sichtbare Kleidung ist eigentlich Pflicht, denn selbst tagsüber ist es nicht immer ganz ungefährlich, wenn man mit dem normalen Straßenverkehr läuft. Schnell wird man mal übersehen oder ein Auto fährt direkt an die Kreuzung heran, ohne an mögliche herannahende Läufer oder Radfahrer zu denken. Da ist es klar, dass sich die Gefahr im Dunkeln nochmal multipliziert. Ich persönlich bin nicht so der Freund von Kopflampen, nehme dann lieber eine kleine Taschenlampe in die Hand oder laufe komplett ohne. Da muss aber jeder für sich selbst entscheiden, wie er sich am sichersten fühlt.
Schnee oder Glatteis erschweren das Training zudem natürlich sehr. Die nächste Leichtathletikhalle ist in Paderborn, etwa eine Stunde von Kassel entfernt, nicht aus der Welt, aber dafür ein großer Aufwand. Deshalb versuche ich auch bei schlechteren Bedingungen das Intervalltraining entweder im Park oder auf der Bahn zu absolvieren. Die richtige Schuhwahl hilft da enorm, jedoch kommt es häufig auch auf die motorische Anpassung an. Das gelingt mir leider nicht immer gut, denn viel zu häufig setze ich in dem Fall meinen Fuß wie gewohnt auf, was aber eher zur rutschigen Angelegenheit führt, als zu einem guten Abdruck. Da verliert man bei maximaler Kraftanstrengung eine ganze Menge Zeit. Ich nenne das immer Langlauf ohne Skier.
Zurzeit befinde ich mich im Aufbautraining für meinen ersten Marathon. Jede Menge neuer Reize prasseln auf mich ein und der Umfang meiner Trainingseinheiten steigt. Da bin ich jeden Tag froh, wenn die Bedingungen draußen annehmbar bleiben. Aber das kann man sich nicht aussuchen, also muss man entweder lernen mit den Gegebenheiten klarzukommen oder, wer die Möglichkeit dazu hat, dem deutschen Winter entfliehen. Ich freue mich jetzt auf mein Trainingslager in Portugal und zähle jeden Tag herunter.
Ich werde euch sicherlich auch an meinen Vorbereitungen von dort teilhaben lassen.
Bis dann,
euer Jens