Liebe Larasch‘ ler, der Vasaloppet China ist seit einigen Tagen Geschichte und so möchte ich von den gewonnenen Eindrücken am anderen Ende der Welt berichten.
Im Sommer hatte ich mich bereits mit dem Gedanken auseinander gesetzt, beim Vasaloppet China, der in diesem Jahr erstmals den Visma Ski Classics angehört, an den Start zu gehen. Größtes Manko war dabei die lange Reisezeit von mehr als 24 Stunden.
Kurz vor Weihnachten entschied ich mich dann doch das Abenteuer zu wagen und nach Changchun in die Provinz Jilin zu fliegen. Vor allem die Aussicht auf eine Spitzenplatzierung lockte mich!
Der Abflug ab München über Amsterdam und Peking nach Changchun erfolgte vier Tage vor dem Rennen – es war der Silvestertag. Die Feier fand für mich dieses Jahr in einem Airbus über den Weiten Russlands statt. Es war meine bisher kürzeste Silvesterparty!
Bei der Ankunft im Sheraton Hotel Changchun traf ich direkt auf bekannte Gesichter verschiedenster Nationen. Der Organisator des Rennens Nordicways quartiert dort jährlich das internationale Teilnehmerfeld ein und bietet den Sportlern mit dem Race-Office sowie Wachsräumen im Hotel als auch dem Shuttle-Service zur Wettkampfstrecke ein Rund-um-sorglos-Paket.
Am Montag Nachmittag ging es erstmals in den Kuancheng Snow Park der eine gigantische Kulisse darstellte. Der gesamte Start-Ziel-Bereich war umrahmt von bis zu 30 Meter hohen Skulpturen aus Kunstschnee, die neben chinesischen Motiven auch internationale Motive darstellten. Eine weitere Attraktion ist aber auch der Nachbau des Vasaloppet Zielbogens und des Vasaloppet Hus.
Am 04. Januar startete ich nach fast fünfwöchiger Schnee- und Wettkampfpause in das neue Wettkampfjahr. Es war die 15. Ausgabe des Vasaloppet China über 50 Kilometer in der klassischen Technik. Diese galt es auf einem Rundkurs von 25 anspruchsvollen Kilometern zu absolvieren. Das Elitefeld umfasste etwa 60 Läuferinnen und Läufer. Darunter neben den Ski Classics Teilnehmern, Teilnehmer der Tour of China und natürlich den besten chinesischen Langläufer/-innen. Der Start erfolgte um 11.00 Uhr Ortszeit bei erträglichen -4 Grad Lufttemperatur. Ein chinesischer “Sommer” verglichen mit den Bedingungen der letzten Austragungen bei denen oftmals die -20 Grad unterschritten wurden.
Ich erwischte einen guten Start in das Rennen und reihte mich in der Spitze des Feldes ein. Nach etwa 4 Kilometern büßte ich nach einer kleinen Unaufmerksamkeit an einer schmalen Stelle den rechten Stock ein. Da ich allein nach China gereist war, knüpfte ich bereits im Vorfeld Kontakte. Ein italienischer Sportsfreund sollte mich gegebenenfalls mit Ersatzmaterial versorgen, jedoch leider erst bei Kilometer 11. Bis dahin galt es einarmig zu schieben, darunter auch einen längeren Anstieg mit über 100 Höhenmetern. Ich biss auf die Zähne und bekam sogar schon bei Kilometer 9 einen Ersatzstock eines norwegischen Sportsfreundes. Es war zwar ein linker Stock für den rechten Arm und er war auch ein gutes Stück zu lang, aber half natürlich in der Not bis zum eigenen Stock zurückgewechselt werden konnte. Die Spitzengruppe war natürlich weg und ich investierte viel Kraft um den Abstand nach vorn möglichst gering zu halten. Beim Durchlauf nach 25 Kilometern lag dieser lediglich bei 2:30 Minuten, aber die Kräfte schwanden. Dennoch überholte ich kontinuierlich Konkurrenten und erlief mir – nach einer 45 Kilometer langen Aufholjagd – einen verdienten 13. Platz. Das macht satte 62 Punkte für die Ski Classics Gesamtwertung und katapultiert mich auf Rang 24 in der Gesamtwertung.
Ich war trotz des kleinen Makels vollkommen zufrieden mit dem Ausgang des Rennens, da ich bereits seit dem Vortag mit einer leichten Verkühlung zu kämpfen hatte.
Am Abend war dann zum großen Bankett geladen. Ich ließ den Tag gemeinsam mit Sportlern des Teams United Bakeries und des Russia Skimarathon Teams ausklingen. Dabei sorgte nicht nur tolles Essen, sondern auch eine abwechslungsreiche Bühnenshow für eine ausgelassene Atmosphäre.
Ich kann das Abenteuer Vasaloppet China jedem Skilangläufer ans Herz legen. Die imposante Strecke mit all ihren Skulpturen und die Herzlichkeit der Chinesen wiegen jegliche Anstrengungen, die die Reise mit sich bringt, auf.
Am Donnerstag ging es dann noch zu den Sibirischen Tigern!
Eric Thomas