Frauen 3000m (Finale: Donnerstag, 01.03. 21:15 Uhr MEZ)
Deutsche Starterin: Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Konstanze ist sowohl über die 1500m als auch über die 3000m gemeldet, wird aber nur bei den 3000m am Donnerstagabend antreten. Mit ihrem in Dortmund aufgestellten Deutschen Rekord (8:36,01min) ist sie auch auf internationaler Ebene konkurrenzfähig, wenn es um die Medaillenvergabe geht. Anders als bei den Männern findet bei den Frauen gleich das Finale ohne Vorläufe statt. In der Meldeliste steht die Leverkusenerin zeitgleich mit der US-Amerikanerin Shelby Houlihan auf dem zweiten Platz hinter der Titelverteidigerin Genzebe Dibaba (Äthiopien), die diesen Winter bereits 8:31,23min gelaufen ist und auch über die 1500m schnell unterwegs war (3:57,45min). Auch die Niederländerin und Titelverteidigerin über die 1500m, Sifan Hassan, steht auf der Meldeliste für die 3000m. Zu dem Favoritinnenkreis gehören weiterhin die Hallenweltmeisterin von 2012, Helen Obiri, sowie die spurtstarke Hindernisläuferin aus den USA, Emma Coburn.
Bei der Hallen-WM 2016 in Portland wurde über die 3000m zunächst gebummelt und der erste Kilometer in 3:15min absolviert, darauf folgte ein Kilometer in 2:47min, den letzten Kilometer drückte Genzebe Dibaba unter 2:45min. Ähnlich sah es 2014 in Sopot aus: Auch dort gewann Genzebe Dibaba die 3000m in einem Steigerungslauf.
Unsere Einschätzung:
Konstanze hat in diesem Winter wieder ihre Extraklasse unter Beweis gestellt und befindet sich in einer ausgezeichneten Form. Auf dem Papier ist eine Medaille möglich, ein paar Sekunden Vorsprung bei der Saisonbestleistung sind in einem taktischen Rennen auf der engen 200m-Rundbahn jedoch schnell verpufft. Wir erwarten, wie in den letzten Jahren, einen eher verhaltenen Beginn mit einem brutal schnellen letzten Kilometer, es sei denn, Konstanze sprengt in bereits bekannter Manier von Beginn an das Rennen und schaltet ihren von der Konkurrenz gefürchteten Tempomaten auf 34er-Runden. Zudem hat die junge Leverkusenerin mittlerweile schon einiges an internationaler Erfahrung gesammelt und dazugelernt, kann unserer Einschätzung demnach am Ende zwischen dem zweiten und sechsten Platz landen, was in diesem Weltklassefeld sehr hoch zu bewerten wäre.
Männer 3000m (Vorläufe: Freitag, 02.03. 13:50 Uhr MEZ, Finale: Sonntag, 04.03. 16:35 Uhr MEZ)
Deutsche Starter: Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen), Clemens Bleistein (LG Stadtwerke München)
Schon bei der Hallen-DM in Dortmund hat sich gezeigt, dass zwischen Richard und Clemens in diesem Winter der Abstand verschwindend gering ist. Clemens lief zudem starke 1500m (3:41,53min) und liegt damit sogar 2 Sekunden vor Richards Hallenbestleistung über diese Strecke. Im Gegensatz zu den Frauen gibt es bei den Männern Vorläufe am Freitag und ein Finale am Sonntag. Schnellster gemeldeter Athlet ist der erst 18-Jährige Äthiopier Selemon Barega, der diesen Winter bereits 7:36,64min gelaufen ist und eine 12:55min über die 5000m stehen hat. Kein Unbekannter ist der Zweite der Liste, sein Landsmann Hagos Gebrhiwet, der schon Silber- und Bronzemedaillen bei Weltmeisterschaften sowie den dritten Platz bei Olympia 2016 belegte. Dahinter rangiert der ebenfalls aus Äthiopien stammende Titelverteidiger der Hallen-WM in Portland 2016, Yomif Kejelcha. Paul Kipkemoi Chelimo ist zwar an der letzten Position der Meldeliste, das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der US-Amerikaner mit kenianischen Wurzeln bereits 2016 Olympiazweiter hinter Mo Farah über 5000m wurde sowie Bronzemedaillengewinner 2017 bei den Weltmeisterschaften über die gleiche Distanz. Bei der Vergabe der Medaillen erwarten wir ein knappes Finish zwischen diesen Athleten, die DLV-Starter werden dabei keine Rolle spielen.
Ähnlich wie bei den Frauen begann auch das Männerfinale der Hallen-WM 2016 eher verhalten mit 2:52min auf dem ersten Kilometer. Auch die 2:42min auf dem zweiten Kilometer konnte fast das ganze Feld ohne Probleme mitgehen. Unter 2:23min für die letzten 1000m trennten dann die Spreu vom Weizen. Interessanter ist aber für uns die Betrachtung der Vorläufe. Bei beiden wurde einigermaßen gleichmäßig bis 2000m auf 8:00 angelaufen und dann ein Kilometer um die 2:30min draufgesetzt. Nicht unmöglich für unsere Jungs!
Unsere Einschätzung:
Nach der Meldeliste haben Clemens (Platz 22 von 25) und Richard (Platz 18 von 25) eher geringe Chancen auf eine vordere Platzierung. Bei Richard wurde fälschlicherweise seine 3000m-PB in die Saisonbestleistung eingetragen, weshalb er auf der Liste auf Rang 13 steht. Aber auch hier ist die Saison- sowie die persönliche Bestleistung nicht alleine ausschlaggebend. Für beide gilt es, sich in den Vorläufen taktisch klug zu verhalten und möglichst wenige Meter auf den Außenbahnen zu verbringen. Gleichzeitig sollte der Moment nicht verpasst werden, wenn es auf den letzten Runden vorne abgeht. Aufgrund der zahlreicheren internationalen Rennen rechnen wir Richard die größeren Chancen auf eine Finalteilnahme aus. Letztlich wird es für beide eine schwere, aber keine unlösbare Aufgabe werden.
Frauen 1500m (Vorläufe: Freitag, 02.03. 20:48 Uhr MEZ, Finale: Samstag, 03.03. 21:39 Uhr MEZ)
Deutsche Starterinnen: Diana Sujew (LG Eintracht Frankfurt), Hanna Klein (SG Schorndorf)
Über 1500m kann es nach der Meldeliste nur eine Siegerin geben: Genzebe Dibaba. Mit knapp 6 Sekunden Vorsprung führt die Äthiopierin diese an, an zweiter Stelle folgt Konstanze Klosterhalfen. Konstanze wird aber über die 1500m gar nicht an den Start gehen, sondern legt den Fokus voll auf die doppelte Distanz. Topfavoritin neben Genzebe Dibaba ohne eine Zeit über 1500m in dieser Hallensaison ist die Titelverteidigerin von 2016, Sifan Hassan aus den Niederlanden, die eine persönliche Hallenbestzeit von 4:00,46min vorweisen kann. Dahinter wird es ganz schön knapp. 11 Athletinnen tummeln sich mit Saisonbestleistungen zwischen 4:04min und 4:08min. Hier eine Prognose zu geben ist ziemlich schwierig, weshalb wir uns auf die deutschen Starterinnen fokussieren. Mit den 4:08,33min liegt Diana in der Meldeliste genau in der Mitte der 30 Starterinnen, Hanna reist mit ihren 4:10,12min als 20. nach Birmingham. Bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund distanzierte Diana Hanna auf den letzten 250m deutlich. Im Gegensatz zu Diana legt die Schorndorferin keinen gesonderten Fokus auf die Hallensaison und ist deshalb momentan auf den kürzeren Distanzen sowie im Spurt nicht ganz so schnell wie im Sommer. Dennoch zeigte Hanna bei den Deutschen Staffelmeisterschaften am vergangenen Wochenende in Halle einen beeindruckenden langen Endspurt, mit dem sie unter anderem die deutsche Vizemeisterin über 800m, Tanja Spill, distanzieren konnte.
Bei der Hallen-WM 2016 in Portland fanden zwei Vorläufe über die 1500m bei den Frauen statt. Mit Zeiten um 4:10min qualifizierten sich die Läuferinnen für das Finale. Beide Vorläufe wurden weder besonders schnell noch besonders langsam angelaufen (2:47min bzw. 2:49min auf 1000m). Auch das Finale war kein Bummelrennen und wurde von Sifan Hassan in 4:04,96min gewonnen, 66s nach 400m sowie 2:46min nach 1000m standen auf der Uhr. 2014 gab es drei Vorläufe in denen auch eine Zeit um die 4:10min für das Finale ausreichte. In diesem gewann die Schwedin Abeba Aregawi in 4:00,61min, dahinter folgten mit einer Lücke von knapp sieben Sekunden die weiteren Plätze.
Unsere Einschätzung:
Die Konkurrenz zwischen 4:04min und 4:10min ist dicht gedrängt. Für unsere deutschen Starterinnen ist das Finale möglich, aber der Rennverlauf in den Vorläufen ist schwer einzuschätzen. Vor allem Diana Sujew hat diesen Winter einige Rennen auf hohem Niveau gezeigt und ihren Endspurt bei den Deutschen Meisterschaften unter Beweis gestellt. Hanna Klein hingegen besitzt durch ihre Teilnahme am WM-Finale 2017 über diese Distanz einen nicht zu unterschätzenden Erfahrungswert, was internationale Rennen über mehrere Runden betrifft. Auch durch ihre gute Ausdauerfähigkeit angesichts ihrer 5000m-Bestzeit kann sie bei einer Finalqualifikation die Strapazen der Qualifikation des Vortages eventuell besser wegstecken als Diana. Wir rechnen mit deutscher Beteiligung im Finale.