Am Donnerstag ist es soweit: Die U23-EM der Leichtathleten werden bis zum Sonntag im schwedischen Gävle ausgetragen. Ganze 70 Starterinnen und Starter hat der Deutsche Leichtathletik-Verband für dieses Event nominiert. Wir werden heute einen Blick auf die Mittel- und Langstreckenwettbewerbe sowie das Gehen der U23-EM werfen. Welche DLV-Starterinnen und Starter haben Medaillen- oder sogar Titelchancen?
800m
Männer (-)
Um es kurz zu machen: Keine deutschen Starterinnen und Starter über die zwei Stadionrunden bei den U23-Titelkämpfen. Die DLV-Norm von 1:47,50min bei den Männern konnte kein Athlet unterbieten, die internationale Norm von 1:49,00min nur Christian von Eitzen in 1:47,79min. 17 Athleten sind gemeldet, der Start des Finallaufs ist am Sonntag um 18:00 Uhr. Gerne erinnern wir uns an 2017, wo Marc Reuther in einem spannenden Finale in Bydgoszcz über die zwei Stadionrunden Bronze für das DLV-Team gewinnen konnte.
Frauen (-)
Bei den Damen lag die DLV-Norm bei 2:03,80min, die internationale Norm bei 2:09,00min. Mareen Kalis (2:04,90min), Konstanze Klosterhalfen (2:04,18min), Majtie Kolberg (2:07,08min) und Jana Reinert (2:04,90min) sind unter der internationalen Norm geblieben. 24 Athletinnen sind gemeldet, der Start des Finallaufs ist am Samstag um 18:40 Uhr.
1500m
Frauen (-)
Eine Normerfüllerin ohne Start in Gävle: Titelverteidigerin Konstanze Klosterhalfen wird nicht bei den U23 Meisterschaften am Start sein. Ihre Saisonplanung im Rahmen des Trainings am NOP (Nike Oregon Project) in den USA sieht diese Meisterschaften nicht vor. Bei einem Start würde sie wahrscheinlich wie auch 2017 in Bydgoszcz alles in Grund und Boden laufen. Nach ihren 3000m in 8:20min dürfte sie wohl die 4min-Marke spielend unterbieten. Die stärksten gemeldeten Läuferinnen im Feld sind die Britin Jemma Reekie (PB/SB: 4:05.82) sowie die Belgierin Elise Vanderelst (PB: 4:05.75). Miriam Dattke, Jana Reinert und Agnes Thurid Gers unterboten die internationale Norm von 4:27,00min über die 1500m, blieben jedoch nicht unter der DLV-Norm von 4:16,00min. Miriam Dattke erfüllte aber die Norm über die 5000m sowie die 10000m, Agnes Thurid Gers die Norm über die 3000m Hindernis.
Männer (Marvin Heinrich)
Das war ein Highlight der U23-EM Bydgoszcz 2017: Marius Probst holte zumindest etwas überraschend Gold für Deutschland über die 1500m. „Probst, the german is coming through very very quickly indeed…Probst on the outside…„, hier noch einmal das Rennen zum genießen auf Youtube. Ob das Marvin Heinrich 2019 auch gelingen kann? Mit einer Saisonbestleistung von 3:40,19min und einer PB von 3:40,00min steht er eher im vorderen Mittelfeld der Meldeliste. Wir sind gespannt auf seinen Auftritt! Lukas Abele und Maximilian Pingpank scheiterten an der DLV-Norm, blieben aber unter der internationalen Norm von 3:46,00min. Lukas Abele trennten am Ende nur 4 Hundertstelsekunden von der DLV-Norm. Die Vorläufe werden am Donnerstag ab 19 Uhr stattfinden, das Finale am Samstag um 18:20 Uhr.
5000m
Frauen (Alina Reh, Miriam Dattke, Leah Hanle)
15:04, 15:22, 15:42: Das sind die (großen) Abstände der ersten drei gemeldeten Frauen über die 5000m bei der U23-EM in Gävle. Besonders erfreulich: Die 15:04,10min sind die Saisonbestleistung vom Schwabenblitz Alina Reh. Dahinter folgt die Hindernis-Spezialistin Anna Emilie Möller aus Dänemark. Wird sie einen Doppelstart über die Hindernisse und die 5000m wagen? Der Zeitplan würde es ermöglichen. Donnerstag sind die Vorläufe über die 3000m Hindernis, Samstag das Finale und Sonntag das Finale über die 5000m. Fest steht, dass Alina Reh so gut wie nicht zu schlagen sein wird, nach ihren bisherigen Auftritten diese Saison. Egal ob bei der Diamond League in der Weltspitze 15:04,10min oder bei den DM 10000m im Alleingang 31:19,87min, ihre Form ist ausgezeichnet!
Bei der U23-EM 2017 holte Alina Reh bereits Silber hinter der Türkin Yasemin Can. Sollte Anna Emilie Möller auch über die 5000m starten, ist sie eine heiße Kandidatin für Rang zwei. Rang drei scheint dann völlig offen. Gleich fünf Athletinnen sind mit persönlichen Bestzeiten zwischen 15:40min und 16:00 gemeldet, eine davon die Regensburgerin Miriam Dattke. Aber auch die dritten Athletin im DLV-Dress, Leah Hanle, ist mit 16:02,46min nicht weit von der 16min-Marke entfernt. Alle drei DLV-Athletinnen sind auch über die 10000m gemeldet. Der Start des Finals ist am Sonntag um 18:35 Uhr.
Männer (Jens Mergenthaler, Devin Meyrer, Mohamed Mohumed)
Wer soll den U23 Cross-Europameister Jimmy Gressier schlagen? Mit einer Saisonbestleistung von 13:23,04min steht der Franzose mit fast 10s Vorsprung ganz oben auf der Meldeliste. Auch seine Unterdistanzleistung über die 1500m von 3:37min kann sich sehen lassen. Dahinter platzieren sich einige Athleten zwischen 13:30min und 13:45min, bevor der erste DLV-Athlet in Erscheinung tritt. Markus Görger, der deutsche U23 Meister über die 10000m, ist mit 13:45,31min gemeldet, aber für die doppelte Distanz vorgesehen. Warum er dort nicht starten wird, steht im Abschnitt der 10000m. Auf dem Papier ist das DLV-Trio unter den 29 Athleten im vorderen Mittelfeld, wobei Meldezeiten über die Langstrecken nicht immer alleine aussagekräftig sind.
Bei den Deutschen U23-Meisterschaften in Wetzlar konnte Jens Mergenthaler auf jeden Fall zeigen, dass er in einem Spurtrennen knapp über 14min sehr schnelle letzte 300m laufen kann. Auch für Devin Meyrer und Mohamed Mohumed wird vieles vom Rennverlauf abhängen. Das Finale findet am Samstag um 20:05 Uhr statt. 2017 in Bydgoszcz verpasste Amanal Petros nur denkbar knapp einen Podestplatz über die 5000m, nachdem er Silber über die doppelte Distanz gewann. Hier ein Link zu dem Video. Start des Rennens ist am Samstag um 20:05 Uhr.
10000m
Frauen (Alina Reh, Miriam Dattke, Leah Hanle)
Nein, kein Schreibfehler: Über die 25 Stadionrunden sind dieselben Athletinnen gemeldet wie über die halbe Distanz. Einen Doppelstart wird Alina Reh wahrscheinlich in Angriff nehmen, da sie über die zuerst stattfindenden 10000m sowieso nicht an ihr Limit gehen muss. Am Mittwoch (10.07.) wurde auf der Seite des Trackteams jedoch vermeldet, dass Alinas Vorbereitung nicht ganz optimal lief. Der Doppelstart ist demnach keine feste Sache. Ein Blick auf die Meldeliste verrät, dass sie mit ihren 31:19,87min fast genau anderthalb Minuten Vorsprung auf die 32:50,10min der zweitbesten gemeldeten Athletin hat. Diese ist Miriam Dattke, die wiederum bei der Saisonbestleistung 17s Vorsprung auf den dritten Rang hat. Zwei Medaillen für Deutschland?
Wahrscheinlich schon, definitiv Gold für Alina Reh, falls keine Verletzung dazwischen kommt. Und bei Miriam Dattke rechnen wir auch fest mit Edelmetall, auch ihre Saisonbestleistung ist nicht in einem für sie gemachten Rennen erlaufen, sondern vom ersten Meter an im Alleingang bei den DM 10000m in Essen, wo sie Rang zwei hinter Alina Reh belegte. Leah Hanle wird sich bei einem Start über die 10000m mit ihrer Meldezeit von 33:48,83min im vorderen Mittelfeld bewegen können. Wir freuen uns besonders auf dieses Rennen, das am Freitag um 19:30 Uhr gestartet wird. 25 Runden, 25 Athletinnen stehen auf der Meldeliste.
Männer (Aaron Bienenfeld, Nils Voigt)
Eine Medaille wie Amanal Petros bei der U23-EM 2017 ist für die deutschen Starter nur schwer zu erreichen, die beste Meldezeit des Feldes liegt gut 50s vor den Bestzeiten Aaron Bienenfelds (29:12,30min) und Nils Voigts (29:15,17min). Der deutsche U23-Meister über die 10000m mit der schnellsten Meldezeit (29:09,19min) aller DLV-Starter, Markus Görger, sagte seine Teilnahme an der U23-EM gestern ab. Er befindet sich in letzter Zeit in einem Tief und möchte nicht als „formschwacher Tourist“ nach Gävle reisen. Hut ab vor dieser ehrlichen Entscheidung! Mehr dazu auf dem Instagram-Account des LAC Freiburg.
Dennoch können Aaron Bienenfeld und Nils Voigt im vorderen Drittel mitlaufen, eine Top 10 Platzierung unter den 30 gemeldeten Athleten ist ein realistisches Ziel. Wer sich für das Training eines 29-Minuten-Läufers interessiert, dem sei Aaron Bienenfelds Strava-Account ans Herz gelegt. Hier könnt ihr nachvollziehen, was Aaron trainiert und wie seine Tempoeinheiten aussehen. Der Start über die 25 Stadionrunden ist am Donnerstag um 19:50 Uhr.
3000m Hindernis
Frauen (Agnes Thurid Gers, Lea Meyer)
Nach der Meldeliste steht die Siegerin beinahe schon vor dem Start fest: Die Dänin Anna Emilie Möller kann fast nichts mehr vom Sieg über die 3000m Hindernis abhalten, zu groß ihre Dominanz auf dieser Strecke. Mit 9:24,21min führt sie die Meldeliste mit 25s Vorsprung an, einzig eine zu starke Belastung durch einen Doppelstart über die 5000m sowie die Hindernisse könnten ihre Pläne durchkreuzen. Den beiden DLV-Athletinnen Agnes Thurid Gers sowie Lea Meyer ist mit ihren Zeiten um die 9:55min einiges zuzutrauen, ganze neun Athletinnen tummeln sich zwischen 9:49min und 10:00min. Und die Vergangenheit hat gezeigt, über die Hindernisse kann viel passieren. Lea Meyer wird sich sicherlich gerne an ihren sechsten Rang in Bydgoszcz 2017 zurückerinnern, dort stellte sie im Finale eine neue persönliche Bestleistung auf. Sollte ihr das in Gävle gelingen, wäre sogar eine Medaille in Reichweite. Am Donnerstag ab 17:55 Uhr finden die Vorläufe der 20 Athletinnen statt, das Finale ist am Samstag um 18:50 Uhr.
Männer (Frederik Ruppert, Robert Baumann, Lennart Mesecke)
Im Rennen der Männer über die Hindernisse ist die Situation lange nicht so eindeutig wie bei den Frauen. Der Franzose Louis Gilavert führt die Meldeliste mit 8:29,45min an, dahinter sein Landsmann Alexis Phelut mit 8:32,48min an. Die restlichen Athleten sind alle mit Zeiten über 8:40min in der Liste. Das DLV-Trio, das sich bei den nationalen U23 Meisterschaften in Wetzlar einen knallharten Ausscheidungskampf um die drei Plätze mit der Konkurrenz lieferte (insgesamt haben fünf Athleten die DLV-Norm von 8:48,00min unterboten), steht mit Zeiten zwischen 8:43min und 8:45min sehr gut da. Eine Medaille ist durchaus realistisch für einen der drei. Falls die Franzosen etwas schwächeln und die DLV-Teamtaktik greift, vielleicht sogar noch mehr? Am Freitag um 17:15 Uhr sind die Vorläufe, das Finale steht am Sonntag um 17:40 Uhr an.
Gehen
Frauen (Saskia Feige, Teresa Zurek)
Die Topfavorition über die 20km bei den Frauen kommt aus Deutschland: Saskia Feige führt die Meldeliste mit über einer Minute Vorsprung an in 1:30:40h. Über 20km kann jedoch viel passieren und auch die Kampfrichter werden ein wachsames Auge auf die Athletinnen richten. Die Hitze sollte am Wochenende weniger ein Problem werden, auch ihre Goldmedaille bei den Deutschen Meisterschaften in Naumburg werden Saskia Feige den Rücken stärken. Wenn alles glatt läuft, wird sie Europameisterin oder zumindest eine Medaille holen. Eine vordere Platzierung ist auch für die zweite DLV-Starterin das Ziel. Teresa Zurek ist mit einer Saisonbestleistung von 1:35:03h gemeldet, wenn sie in den Bereich ihrer persönlichen Bestleistung von 1:33:30h kommt, könnte sie sich unter den ersten fünf Athletinnen platzieren. Das Gehen der Frauen startet am Sonntag um 12:15 Uhr.
Männer (-)
Leider kein Deutscher Starter über die 20km im Gehen bei den Männern. Wir erinnern uns gerne an den starken zweiten Platz von Karl Junghannß 2017 in Bydgoszcz. In der „Dab-Dance“ Pose überquerte er den Zielstrich. Dieses Jahr steht mit Wassili Witaljewitsch Misinow ein Russe unter neutraler Flagge an der Startlinie, mit seiner Bestzeit von 1:18:54h ist er der Topfavorit. In Berlin bei der EM gewann er 2018 bereits Bronze. Der deutsche Leo Köpp kann trotz erfüllter Norm verletzungsbedingt nicht an den Start gehen. Der Wettbewerb der männlichen Geher findet am Sonntag ab 14:15 Uhr statt.
Gesamte Meldeliste für die U23-EM in Gävle
Die deutschen Starterinnen und Starter aller Disziplinen