Unsere Vorschau zur U23 DM in Heilbronn ist gleichzeitig eine kleine Rückschau: Vor 14 Jahren wurden im Frankenstation am Neckar schon einmal die Titelkämpfe der Junioren ausgetragen. Heute werfen wir einen kleinen Blick auf die Favoriten von morgen sowie die damaligen Siegerinnen und Sieger, von denen der ein oder andere noch aktiv ist. Die Vorschau der Athleten beruht auf der Meldeliste des DLV vom 27.06., daher kann es natürlich sein, dass sich gemeldete Teilnehmer noch kurzfristig gegen einen Start entscheiden. Auch erhebt dieser Vorbericht keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Viel Spaß beim Lesen!
1500m Frauen (Finale: Sonntag 15:05 Uhr)
2018:
Die Meldeliste wird von der Leipzigerin Julian Klein in 4:18,50min angeführt. Die schnellste U23-Athletin des DLV, Konstanze Klosterhalfen, wird nicht am Start sein, da sie sich gerade in St. Moritz auf ihren ersten Start dieser Saison sowie die EM-Qualifikation vorbereitet. Die Zweite der Liste, Miriam Dattke, ist auch über die 5000m gemeldet, wird aber voraussichtlich am Wochenende in keinem der beiden Rennen an der Starlinie stehen. Jana Reinert aus Karlsruhe ist ebenfalls doppelt gemeldet, allerdings in Kombination mit ihrer Spezialdisziplin, den 800m. Mit einer Meldezeit von 4:21,29min und ihrer Grundschnelligkeit sollte sie bei einem Start über 1500m ziemlich weit vorne landen. Dahinter füllt sich das Feld mit Lea Meyer, Svenja Pingpank sowie der erst dieses Jahr in die U23 aufgerückten Patricia de Graat. Sie liegen alle im Bereich knapp über 4:20min. In diesem Rennen sehen wir keine klare Favoritin, was den vielen Doppelmeldungen geschuldet ist. Aber gerade deshalb bleibt es spannend!
2004:
Vor 14 Jahren gewann das Finale über die 1500m keine Geringere als Antje Möldner (jetzt Möldner-Schmidt) in 4:30,24min. Die Autorin unserer Larasch-Lila-Serie Stephanie Fröba war damals auch am Start, sie kam zwar in’s Finale, wurde dort aber nur Zwölfte in für sie „soliden“ 4:51,01min: „Ich bin von Würzburg, wo ich damals studiert habe zweimal alleine nach Heilbronn gefahren. Kein Supporter, kein Trainingskollege und kein Coach waren dabei. es waren meine letzten Deutschen Meisterschaften auf der Bahn, danach habe ich mit Marathon begonnen. Die Einsamkeit des Langstreckenlaufs haben damals besser zu mir gepasst und auf der Straße habe ich mich deutlich wohler gefühlt.“
1500m Männer (Finale: Sonntag 15:15 Uhr):
2018:
Bei den Männer scheint es ganz vorne klarer entschieden zu sein: Der Wiesbadener Marvin Heinrich, der dieses Jahr nur denkbar knapp an der 3:40er-Marke gescheitert ist (3:40,00min) ist super in Form und hat auch über 800m bärenstarke 1:47,51min stehen. Ob er die 800m läuft, bei denen er ebenfalls an oberster Stelle der Liste steht oder die 1500m? Wir werden es sehen, für uns ist er jedenfalls der klare Favorit. Nicht zu unterschätzen ist allerdings der Zweitgelistete Karl Bebendorf vom Dresdner SC, der eine 3:41,13min anzubieten hat sowie eine 1:49min über die ebenfalls gemeldeten 800m. Der dritte Medaillenanwärter kommt aus Hessen: Lukas Abele vom SSC Hanau-Rodenbach ist dieses Jahr bereits 3:43,58min gelaufen, aber gleich seinen Konkurrenten auch über die zwei Stadionrunden gemeldet, was unsere Prognose nicht einfacher macht. Hinter ihm klafft jedoch eine Lücke von fünf Sekunden in der Meldeliste, wobei der Württemberger Jens Mergenthaler nicht mit seiner Saisonbestleistung von 3:47min gemeldet ist, mit der er eigentlich vorne mitlaufen könnte. Über die 1500m der Männer gilt es also abzuwarten, wer seine Stellplatzkarte doch lieber für die kürzeren 800m abgibt. Falls Marvin Heinrich rennt, sollte er gewinnen können.
2004:
Der Sieger 2004 hieß Toni Mohr vom Cottbusser LC, der in exakt 3:45,00min gewann und damit über fünf Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten Alexander Surikow hatte, Dritter wurde Jan Förster, der später auf die längeren Strecken wechselte. Toni Mohr lief in diesem Jahr noch persönliche Bestleistung in 3:39,55min, zusätzlich wurde er Dritter bei den Deutschen Meisterschaften der Aktiven hinter Wolfram Müller und Franek Haschke.
5000m Frauen (Samstag 18:15 Uhr)
2018:
Miriam Dattke, Leah Hanle, Lisa Oed, Anna Gehring. Vier ganz schnelle Starterinnen weist die Liste über die längste Distanz dieser Meisterschaften auf – doch hält sie, was sie verspricht? Miriam Dattke wird voraussichtlich fehlen, Leah Hanle, die in den USA studiert, ist auch über ihre Spezialstrecke, die 3000m Hindernis gemeldet und ob die 10 000m-EM Teilnehmerin Anna Gehring am Start stehen wird? Am Samstagabend werden wir es sehen. Falls alle die 12,5 Runden in Angriff nehmen, dürfte kein Weg an der 32:20min-Läuferin Anna vorbeiführen, die letzte Woche in Regensburg ein überragendes Rennen lief. Dahinter sollte die rennerfahrene Leah Hanle den zweiten Platz machen, da ihr durchaus auch ein Doppelstart zuzutrauen wäre. Die U20-Läuferin Lisa Oed ist auch eine ganz heiße Medaillenkandidatin.
2004:
Damals war das Feld lange nicht so hochkarätig besetzt, die Siegerin, Nicole Güldemeister aus Potsdam benötigte 17:08,83min für die 5000m, im darauffolgenden Jahr steigerte sie sich auf 33:28min über die 10km, was auch die beste Leistung ihrer Karriere darstellte. Dahinter lieferte Simret Restle in 17:10,03min keine EPOchale Leistung, später lieferte Wiesbadenerin jedoch beachtliche Zeiten auf den Langstrecken ab. Nachdem sie aber 2012 des Dopings überführt wurde, war sie für zwei Jahre gesperrt. Derartige Vorfälle kann die Leichtathletik damals wie heute nicht gebrauchen und wir hoffen, dass durch regelkonforme und sorgfältig durchgeführte Dopingkontrollen sowie eine grundsätzlich vorauszusetzende Fairness unter den Athlet(inn)en ein sauberer Wettkampf gewährleistet ist.
5000m Männer
2018 (Samstag 18:40 Uhr)
Samuel Fitwi Sibhatu von der LG Vulkaneifel ist in Oordegem bereits unter der 14min-Marke geblieben und mit seinen 13:56,12min der Favorit für den Titelgewinn. Dahinter folgen zwei ganz starke College-Läufer: Devin Meyrer lief in Stanford 14:04,24min, Aaron Bienenfeld in Auburn 14:12,84min. Aaron konnte auch über die 10 000m auf der Bahn bereits unter der magischen 30min-Marke bleiben. Dahinter sehen wir mit Moritz Beinlich, der erst in der letzten Woche Philipp Pflieger zur 10 000m EM-Norm pushte, Julius Scherr, Jens Mergenthaler und Lukas Eisele weitere Medaillenanwärter, die nicht alle mit ihrer Saisonbestleistung in der Liste stehen und teilweise auch über 1500m gemeldet sind. Wir gehen davon aus, dass es ein taktisches Rennen geben wird und deshalb neben der Bestleistung auch die Spurtfähigkeit eine entscheidende Rolle spielen wird. Sind die College-Läufer nach den vielen Rennen in den Staaten noch frisch? Macht Samuel von Anfang an Druck? Samstag 18:40 Uhr ist der Start.
PS: Auch ein Athlet der ausrichtenden TSG 1845 Heilbronn wird am Start stehen: Jacob Heink hat sich dieses Jahr deutlich gesteigert und eine 14:34,66min auf die 5000m anzubieten.
2004:
Andre Pollmächer hieß der Sieger 2004, der später über die 10 000m und dem Marathon noch viele Erfolge feiern konnte. 14:21,62min distanzierten ihn anderthalb Sekunden vor Stefan Koch und weitere sechs Sekunden vor Jan Christian Krauspe und Steffen Uliczka. Steffen läuft heute noch Marathon und konnte über die Hindernisse viele Einsätze in Nationaltrikot des DLV absolvieren. Das sollte auch Hoffnung für unsere Starterinnen und Starter in diesem Jahr machen. Der Weg in die nationale und europäische Spitze ist nicht unerreichbar!
3000m Hindernis Frauen
2018 (Sonntag 15:30 Uhr):
Fünf Athletinnen zwischen 10:00min und 10:15min stehen in der Meldeliste über die Hindernisse, darunter mit Leah Hanle, Lisa Oed und Lea Meyer drei, die auch über andere Strecken gelistet sind. Schnellste Gemeldete ist die Berlinerin Agnes Rhurid Gers (10:03,28min) vor der Darmstädterin Lisa Tertsch (10:04,66min), dahinter die drei bereits genannten Doppel-Melderinnen. Wer sich hier am Ende durchsetzen wird, ist völlig offen, vor allem, da das Rennen am Sonntag zur besten Mittagshitze um halb vier stattfinden wird. Da ist die Vorfreude auf den Wassergraben groß!
2004:
Der erst 1998 zugelassene und erstmalig 2008 bei Olympia auf dem Programm stehende Hindernislauf der Frauen erfreute sich 2004 nur geringer Beliebtheit: Von gerade einmal fünf Starterinnen erreichten nur drei das Ziel. Susi Lutz von der LG Domspitzmilch Regensburg (heute LG Telis Finanz Regensburg) gewann das Rennen in 10:41,38min, einige Jahre später sollte sie noch die 10min-Marke knacken. Knapp dahinter Kristin Möller, die mittlererweile Erfolge im Triathlon über die Langdistanz feiert. Dritte, Letzte oder auch, positiver ausgedrückt, Bronzemedaillengewinnerin Sanaa Koubaa war 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio dabei und lief dort Bestleistung in 9:35,15min. Heilbronn als Start einer starken Karriere!
3000m Hindernis Männer
2018 (Sonntag 15:45 Uhr):
Auch auf eine Hitzeschlacht gefasst machen können sich die Männer über die Böcke. Lennart Mesecke, Robert Baumann (obligatorische Erwähnung, dass es sich tatsächlich um den Sohn Dieter Baumanns handelt), Niklas Buchholz und Jannik Seelhöfer blieben dieses Jahr schon unter der 9min-Marke. Sie zählen auch zu den Top-Favoriten über diese Strecke, wobei auch der Ochsenfurter Patrick Karl nicht außer Acht gelassen werden sollte. Falls Lennart (8:51,08min) und Robert (8:51,12min) von Anfang an Druck machen sollten, können wir uns auf ein zügiges Rennen einstellen. Zu erwarten sind aber bei über 30 Grad und Mittagshitze eher schnelle letzte Runden nach anfänglichem Bummeltempo.
2004:
Ob es so schnell wird wie das Rennen 2004? Eher unwahrscheinlich. Damals gewann der Erfurter Steffen Preuk in 8:40,52min vor Norbert Löwa (8:43,16min). Steffen lief im Jahr davor bereits 8:36min, konnte sich dann aber nicht mehr weiter steigern. Norbert konnte 2006, 2007 und 2008 jeweils Deutscher Vizemeister über die Hindernisse werden, bei 8:41,74min liegt seine Bestzeit. Hinter den beiden klaffte eine riesige Lücke, der Dritte Christian Klein kam nach 9:01,67 in’s Ziel. Christian startete 2010 sogar im DLV-Trikot bei der Hallen WM über die 1500m, schied dort aber im Vorlauf aus.
Wir freuen uns auf spannende Rennen auf der blauen Bahn in Heilbronn und drücken allen Teilnehmer(innen) die Daumen!