Der Duden definiert die Aktivität des Laufens als eine Handlung, bei der sich eine Person in aufrechter Haltung auf den Füßen in schnellerem Tempo so fortbewegt, dass sich jeweils schrittweise für einen kurzen Augenblick beide Sohlen vom Boden lösen.
Eine ziemlich abstrakte und trockene Definition für eine Tätigkeit, die so viel mehr sein kann als ein bloßes Fortbewegungsmittel. Das Laufen ist eine Sportart, Entspannung, Ideenwerkstatt, Lebensinhalt, Auszeit und Urlaub. Ein all-inclusive Transportmittel. Laufen findet im Sportleralltag in verschiedensten Ausprägungen statt: Warmlaufen, Auslaufen, Hochlaufen, Runterlaufen…
Aber nicht nur Sporttreibende laufen. Ein Mensch läuft immer, sein ganzes Leben lang. Er kann loslaufen, weiterlaufen, mitlaufen, weglaufen, usw. Er läuft eben situationsbedingt.
Für mich ist das Freilaufen der Grund, warum mir das Laufen mehr gibt als andere Sportarten. Ich befinde mich in der Examensvorbereitung für das erste juristische Staatsexamen. Es ist purer Genuss, nach vier Stunden Vorlesung und einer fünfstündigen Probeklausur die Laufschuhe zu schnüren und Richtung Wald zu traben. Völlig frei im Tempo, im eigenen Rhythmus und nur die eigenen Gedanken und Natur um einen herum: Laufende Freiheit.
Der Sport ermöglicht es mir auch verschiedenste Orte auf der Welt zu erlaufen. Ob London, Sydney, New York oder einfach nur der Schwarzwald. Laufend sieht man einfach mehr von der Welt und lernt auch viele verschiedene Menschen kennen. Laufen verbindet schließlich weltweit.
Da auch das Laufen keine Einzelsportart ist und von vielen Unterstützern beispielsweise aus dem familiären, beruflichen, vereinsinternen- oder medizinischen Umfeld abhängt, freut es mich sehr seit April 2022 Teil des Mizuno-Teams zu sein. Dank Mizuno habe ich mit dem Wave Rider einen neuen Lieblingsschuh gefunden, den ich aufgrund seiner schmalen Passform und seines geringen Gewichts sowohl bei langsamen langen Dauerläufen als auch bei schnelleren Fahrtspielen gerne einsetze. Mit diesem Support im Rücken und der optimalen Ausrüstung ist das Loslaufen jeden Tag noch ein bisschen einfacher geworden.
Aber es ist nicht zu leugnen, dass ich mich auch schon öfter verlaufen haben. Je mehr der Leistungsaspekt in den Vordergrund rückt, desto weniger dient die Ausübung einer Sportart der körperlichen Gesundheit. Mehr als einmal habe ich so wie viele andere vor mir Signale des Körpers überhört und ignoriert und so Verletzungen provoziert. Mehr als einmal habe ich mich bei einem Dauerlauf viel zu gut gefühlt und konnte bei den Tempoläufen die Zielzeiten nicht mehr realisieren, weil ich mich bei „regenerativen“ Dauerläufen komplett abgeschossen habe.
Obwohl der Leistungssport immer eine ständige Achterbahnfahrt der Gefühle ist, bleibt das Laufen als Konstante, dass ich immer weiterlaufe und weiterlaufen will. Mal ist das Bedürfnis stärker, mal schwächer, aber immer da. Zweifel sind gleichwohl ein ständiger Begleiter. Mehr als einmal habe ich meine Überzeugung, dass sich Vollzeit-Studium in Regelstudienzeit und sportliche Ambitionen nicht ausschließen, hinterfragt. Natürlich kann es sein, dass ich ewig meinen Zielen auf einer der beiden Ebenen nachlaufe, aber das Wissen werde ich erst erlangen, wenn ich den Weg bis zu Ende gegangen bin. Für ein Weglaufen ist es sowieso zu spät, daher gibt es nur noch die Flucht nach vorne.
Der Leistungssport hat mich Struktur und Durchhaltevermögen gelehrt und das Laufen hat mir schon früh eine Balance gegeben, die andere ein Leben lang suchen. Ich durfte über die Jahre hinweg einen Reifeprozess durchlaufen, durch den ich gelernt habe, geduldig zu sein, auf meinen Körper zu hören und mit mir statt gegen mich zu laufen.
In den letzten Jahren hatte ich mehrere Verletzungen. Manche davon selbst verschuldet, andere nicht. Ich bin immer wieder zurückgekommen. Das gleiche gilt für Misserfolge in anderen Bereichen des Lebens wie im Studium. Letztlich habe ich gerade durch die sportlichen Rückschläge schon früh erfahren dürfen, was die wichtigste Form des Laufens und ein Prinzip ist, die jeder Mensch unabhängig von persönlichen oder sportlichen Ambitionen verinnerlichen sollte: Immer wieder Anlauf nehmen. Vielleicht nicht immer für dasselbe Ziel, aber es braucht eben manchmal mehrere Anläufe, um ein Ziel oder einen Traum zu verwirklichen.
Es bleibt also mit den Worten Emil Zatopeks festzuhalten: „Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft.“