Unser letzter Wochenrückblick ist – coronabedingt – schon eine gute Weile her. Umso mehr freuen wir uns, Euch die Ergebnisse und Ereignisse der vergangenen Tage aus der Welt des Ausdauersports kompakt und übersichtlich zu berichten. Unser Wochenrückblick hat dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Deshalb nutzt einfach die Kommentarfunktion, wenn Ihr weitere interessante Beiträge teilen möchtet oder schreibt uns, welche Themen aus Eurer Sicht in der Rubrik erscheinen sollen oder Ihr spannend findet.
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Indoor Meeting Karlsruhe: Saisoneinstieg auf internationalem Spitzenniveau
Den Start in die Indoor-Saison für die Mittelstreckler*innen markierte am vergangenen Freitagabend
das World Athletics Indoor Meeting in Karlsruhe. Dank Gold-Label Status kämpften auf der Rundbahn und im Innenfeld nationale wie internationale Spitzensportler*innen um die vom Weltverband vergebenen Punkte für Top-Platzierungen in den Wettbewerben. Nach Ende der World Indoor Tour winkt den Punktbesten nicht nur ein 10.000$-Preisgeld, sondern auch eine Wild-Card für die 2022 in Belgrad stattfindende Hallen-WM.
800m Männer
In der ersten Laufentscheidung des Abends sorgte Holger Körner (LG Regio Karlsruhe) für ein hohes Grundtempo, das die europäische Konkurrenz annahm. Nach gut 2/3 des Rennens war seine Tempoarbeit erledigt und der Schwede Andreas Kramer setzte sich an die Spitze des Feldes. Auf den letzten 100m kam jedoch der Brite Elliot Giles stark auf und konnte das Rennen in 1:45,5 min, nur hauchdünn über seiner persönlichen Bestzeit laufend, für sich entscheiden. Die weiteren Podiumsplatzierungen gingen nach Frankreich an Benjamin Robert (1:46,3 min, PB) und Pierre-Ambroise Bosse (1:46,4 min). Erfreulich aus deutscher Sicht: Christoph Kessler (LG Regio Karlsruhe) blieb in neuer persönlicher Bestzeit von 1:47,2 min unter der vom DLV geforderten EM-Norm (1:48,00 min) und darf auf einen Start Anfang März im polnischen Torun hoffen.
1.500m Frauen
Im Rennen über 7,5 Runden der Frauen waren gleich vier deutsche Top-Läuferinnen vertreten. Die 800m-Spezialistin Christina Hering (LG Stadtwerke München) übernahm für die ersten gut 1.000m die Führung als Tempomacherin; ihre 1.000m-Durchgangszeit: 2:48,59 min. Auf den verbleibenden gut 2,5 Hallenrunden bildete sich dann ein Quartett; zunächst angeführt von der Ugandarin Nanyondo, bevor Caterina Granz (LG Nord Berlin) Kraft in eine Tempoforcierung investierte und kurz vor dem Einläuten der Finalrunde an Position eins lief. Der Berlinerin gelang es jedoch nicht, sich entscheidend zu lösen. So hatte auf der Zielgerade die stark aufkommende Katharina Trost (LG Stadtwerke München) den besten Endspurt und gewann die 1.500m in 4:12,02 min vor Nanyondo (4:12,36 min) und Granz (4:12,62 min). Die vierte Deutsche im Bunde, Hindernis-Spezialistin Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) hatte auf den letzten 300m etwas abreißen lassen müssen. Sie lief hinter der Spanierin Guerrero (4:12,81 min) als Fünfte in einer Zeit von 4:15,38 min über die Ziellinie.
3.000m Männer
Als wahrer Bestzeiten-Lauf sollte sich der 3.000m-Wettbewerb der Männer herausstellen. Auch hier stellte die LG Regio Karlsruhe in Person von Allrounder Felix Wammetsberger einen „Hasen“ für die Top-Athleten zur Verfügung. Der Karlsruher setzte die Pace auf 2:32,44 min für die ersten fünf Hallenrunden. Zu diesem Zeitpunkt hatte der zweite Deutsche im Feld, Marcel Fehr (LG Filstal), ob des hohen Tempos bereits eine Lücke zum Rest des Feldes reißen lassen müssen. Dieses passierte die 2.000m-Marke in 5:06,44 min, bevor der Kenianer Birgen Bethwell mit Rundenzeiten von unter 30 Sekunden das Tempo verschärfte. Den herausgearbeiteten Vorsprung büßte er auf den letzten Metern zwar leicht ein, konnte das Rennen mit neuem Hausrekord von 7:34,12 min jedoch für sich entscheiden. Der Spanier Mohamed Katir (7:35,29 min) und der mehrfache Junioren-Europameister im Crosslauf, Jimmy Grassier (7:39,70 min) liefen ebenfalls in Bestzeit auf Rang zwei und drei.
Marcel Fehr beendete das Rennen in Karlsruhe leider nicht. Ihm bleiben im Februar, auch aufgrund von eingeschränkten Startfeldern bei nationalen Meetings, nur noch wenige Wettkampfchancen, um sich für die Hallen-EM in Polen (Norm: 7:55,00 min) zu empfehlen.
In Unserer aktuellen Podcast-Folge mit Marcel Fehr sprechen wir übrigens ausführlich mit ihm über seine Saison-Wettkampfpläne.
3.000m Frauen
Auch bei den Frauen hatte eine Kenianerin über die längste Hallen-Distanz des Abends die Nase vorn: Die 3.000m-Hindernis Weltrekordhalterin Beatrice Chepkoech gewann ein relativ kontrolliertes Rennen mit schneller Schlussrunde von 30,4 s in 8:41,98 min. Vorjahres-Siegerin Fantu Worku (ETH) sicherte sich mit 8:42,22 min Platz zwei, knapp vor der stärksten Europäerin im Feld, Melissa Courtney Bryant (GBR), die eine Zeit von 8:42,41 min erreichte.
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Weltrekord auf der Stelle: Florian Neuschwander „ballert“ 100km auf dem Laufband
100 Kilometer in 6:26:08 h.
Diese Zahlenkombination muss man erst einmal auf sich wirken lassen. Fügt man jetzt noch die Worte „Laufband“ und „Weltrekord“ hinzu, erhält das ganze eine noch beeindruckendere Dimension. Zurecht.
Florian Neuschwander, bekannt für spontane, extreme Lauf-Herausforderungen, hat mit seinem erfolgreichen Weltrekordversuch #beat100flow eine echte Duftmarke als Ultraläufer gesetzt. In einer Garage in Nußdorf lief der gebürtige Saarländer mit einer Durchschnitts-Pace von 3:52 Minuten je Kilometer in neue Sphären und pulverisierte den bisherigen Rekord über die 100 Laufband-Kilometer um mehr als 13 Minuten (vorher 6:39:26 h, Mario Mendoza, USA).
Die mehr als sechs Stunden Moderationsleistung übernahmen Till Schenk und Hartwig Thöne, die mit Einspielern, Gesprächspartnern und der ein oder anderen Frage an Florian Neuschwander für Kurzweile sorgten.
Auf seinem Rekordlauf wurde Neuschwander via Zwift von zahlreichen Läufer*innen und Fans virtuell begleitet und mit motivierenden Posts supportet. Mit dabei auch der zweifache Ironman-Weltmeister und gelegentlicher Trainingskollege von Florian Neuschwander, Patrick Lange. Im Livestream begleitete er den Ultraläufer zwischen Kilometer 60 und 80 auf dem Smart-Trainer und verfolgte den Lauf bis ins Ziel.
Apropos Ziel: Auf den finalen 5 Kilometern schraubte Neuschwander die Geschwindigkeit des Laufbands noch einmal deutlich nach oben: Die letzten 1.000m „ballerte“ er in 3:18 min.
6:26:08 h – 100km – auf dem Laufband. Eine physische und mentale Ausnahmeleistung.
Einladungswettkampf HLV: 2x EM-Norm
Bei einem Einladungsrennen für Berufs- und Spitzensportler der hessischen Leichtathletik-Verbands (HLV) durften sich gleich zwei heimische Athleten einen Haken hinter die Hallen-EM-Norm setzen:
Im 800m-Rennen steigerte Marvin Heinrich seine Bestmarke auf 1:47,32 min und blieb deutlich unter dem geforderten Standard von 1:48,00 min. Gleiches gelang Oskar Schwarzer (TV Groß-Gerau), der in 1:47,92 min ins Ziel lief.
Auf gleicher Distanz überzeugte Gesa Krause (Silvesterlauf Trier), die am Freitagabend noch die 1.500m in Karlsruhe bestritten hatte: Mit neuer Hallen-Bestzeit von 2:07,87 min wurde sie Zweite hinter Nele Weßel (Königsteiner LV) in 2:07,45 min. Denise Krebs (TV Wattenscheid) und Lisa Oed (SSC Habau Rodenbach), die beide mit Gesa zuletzt im Höhentrainingslager in Iten trainierten, stiegen mit 2:12,61 min über 800m bzw. 9:57,19 min über 3.000m in die Indoor-Saison ein.
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Indoor Erfurt: 800m Rennen sorgen für Aufsehen
An der „Teilnahme-Politik“ und finalen Startlisten beim 8. Breuniger Hallenmeeting in Erfurt gab es vorab durchaus Kritik (mehr dazu HIER). Das soll die Leistungen der aktiven Läufer*innen am Dienstag-Nachmittag jedoch nicht überschatten. Blicken wir also auf die Ergebnisse aus Erfurt:
800m Männer
Ein illustres Starterfeld aus der aktuellen Männerspitze 800m und 1.500m sorgte am späten Dienstagnachmittag für ein pfeilschnelles 800m-Rennen: Der amtierende Hallenmeister, Robert Farken (SC DHfK Leipzig) kam als Tempomacher über 600m zum Einsatz und zog seinen Trainingspartner Marc Reuther (LG Eintracht Frankfurt) zu schnellen Rundenzeiten (400m Split = 51,15 s). Mit 1:46,21 min ein starker Saisoneinstieg für den Frankfurter, auch wenn er das „Wunschziel“ Deutscher Rekord (1:44,88 min, Nico Motchebon (1988)) verpasste. Dem Duo Farken-Reuther konnte der Karlsruher Christoph Kessler bis in die letzte Runde folgen, zollte dem hohen Tempo allerdings anschließend Tribut. So liefen Marius Probst (TV Wattenscheid) in 1:46,99 min und Karl Bebendorf (Dresdener SC) in 1:47,33 min mit starker Schlussrunde auf Rang zwei und drei und unterboten die EM-Norm.
800m Frauen
Hier sorgte Tanja Spill, nach mehreren Verletzungspausen zurück in Top-Form, für eine Überraschung: Auf der Zielgerade setzte die 800m-Spezialistin des LAV Bayer Uerdingen/Dormagen zu einem unwiderstehlichen Endspurt an und lief von Position drei zum Sieg in neuer persönlicher Bestzeit von 2:03,25 min. Die beiden Münchenerinnen Katharina Trost und Christina Hering hatten Spills Finish nichts entgegenzusetzten. Für die beiden Trainingskolleginnen blieb die Uhr bei 2:03,43 min bzw. 2:03,86 min zum Saisoneinstieg über die 800m-Distanz stehen. Caterina Granz (LG Nord Berlin) und Gesa Krause (Silvesterlauf Trier), durften sich auf der für sie eher kurzen Renndistanz über neue Bestmarken mit 2:04,81 min bzw. 2:06,76 min freuen, ebenso die Fünftplatzierte Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) in 2:05,83 min.
1.500m Frauen
Mit 20 Jahren zählte U20-EM Teilnehmerin Linn Kleine (LG Olympia-Dortmund) zu den ältesten Starterinnen über die 1.500m. Für sie ging es nach überstandenen Ermüdungsbruch im Becken primär um einen ersten Wettkampftest. Erfreulich also die ansprechenden Zeiten, die die U20-Nachwuchsläuferinnen am Dienstag über 7,5 Hallenrunden zeigten: Mit Fabiane Mayer (TV Westfalia Epe), Erstplatzierte in 4:24,45 min vor Lisa Hausdorf (LG Hamburg West, 4:26,52 min) blieben zwei Athletinnen deutlich unter der 4:30-Minuten-Marke. Auch die Dritte U20-Läuferin, Rahel Brömmel (LG Olympia Dortmund), kratzte mit 4:31,12 min an dieser Marke.
3.000m Frauen
An der Startlinie des 3.000m-Laufs standen auch drei Bundeskaderathletinnen aus dem Triathlon. Bekanntester Name hier wohl die Sprint-Europameisterin 2017, Laura-Lindemann (SC Potsdam). Diese legte auch gleich zu Rennbeginn ein flottes Tempo vor: Ihren ersten Kilometer absolvierte sie in unter 3:00 Minuten. Im weiteren Verlauf schloss die Hindernis-Spezialistin Kristina Hendel (LG Vogtland) auf und übernahm nach gut 2.000m die Führung bis in die letzte Runde hinein. Hier zeigte Lindemann ihre Sprintstärke und lief in 9:14,67 min einen gut 3-sekündigen Vorsprung auf Hendel (9:17,90 min) heraus. Hervorzuheben ist zudem die Leistung der noch zur Jugendklasse zählenden Blanka Dörfel (SSC Berlin). Sie blieb mit 9:20,61 min deutlich unter der 9:30-Minuten-Marke.
3.000m Männer
12 Mittelstreckler nahmen die 15 Hallenrunden in Angriff. Patrick Karl (TV Ochsenfurt) setzte sich als Tempomacher vor die Thüringer Martin Grau und Tim Stegemann, die in einer fünfköpfigen Spitzengruppe das Feld anführten. Nach moderaten 2.000m (5:24,59 min) forcierte Martin Grau (LC Top Team Thüringen) und zog dem Feld davon. Mit finalen 1.000m in 2:35,24 min gewann er das Rennen in 7:59,83 min deutlich vor Teamkollege Tim Stegemann (8:96,90 min) und Elias Schreml (LG Olympia Dortmund), der nach 8:12,35 min als Dritter im Ziel war.
Zur Hallen-EM-Norm (7:55 min), die bislang noch kein Deutscher in der aktuellen Saison erfüllt hat, fehlten Grau knapp 5 Sekunden.
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