Bevor die Profi-Biker ab 11:25 Uhr auf die Straßen losgelassen wurden, durften die Hobby-Rennfahrer den Asphalt schon einmal warm fahren.
Neben den adrenalinbepackten Teilnehmern gab es auch mobile Wachposten – die so genannten „cyclesmart-guides“ –, die mit all den anderen Radfahrern auf die Strecke geschickt wurden.
Ihre Aufgabe: Ruhe ausstrahlen, den anderen fachmännisch zur Seite stehen und dazu beitragen, dass es jeder heil ins Ziel schafft.
Einer davon war Bertram Kerres. Seit 25 Jahren widmet er sich leidenschaftlich dem Radfahren und hat seine Vorliebe mittlerweile auch zum Beruf gemacht.
Bertram arbeitet nämlich als Stadtführer (auf dem Rad und zu Fuß) und gibt wöchentlich Rad-Training für Einsteiger.
Das sind dann häufig blutige Anfänger, die gerne Mal Rennrad fahren wollen.
Deshalb sollte er den Anforderungen eines cyclesmart-guides bei den Cyclassics durchaus gewappnet sein. Schließlich findet sich immer ein übermutiger Amateur, der sich Hals über Kopf (dafür mit Helm) ins Gefecht wagt. Und wer die Cyclassics schon mal live erlebt hat, der weiß, dass es in Hamburg dank des ‚Nicht-Windschatten-Verbots‘ teils waghalsig zugeht.
Gegen acht Uhr morgens fand sich Bertram schließlich im Block K ein. Er sollte die Truppe auf den 120km langen Kurs begleiten.
Mein Ziel war es, vernünftig durchzukommen, ruhig zu fahren und möglichst auch Ruhe auszustrahlen, damit auch die anderen Teilnehmer um mich herum von ihrem Adrenalinschub runterkommen.
Er rechnete mit etwa vier Stunden – je nach Zwischenfälle und Wetterlage. Doch das Wetter spielte den gesamten Vormittag wie auch schon beim IRONMAN in der vergangenen Woche erfreulich mit.
Bertram ging bereits zum 15. Mal in Hamburg an den Start – das vierte Mal jetzt als Guide. Zuletzt konnte er sich beim Velothon in Berlin in derselben Funktion auf die 120km lange Strecke vorbereiten.
Die Zeit war dabei zweitrangig. Viel wichtiger war ihm, sein Wissen und seine Erfahrungen weiterzugeben und die anderen sicher auf ihrem Weg ins Ziel zu begleiten.
Groß vorbereiten musste er sich deshalb auf den Tag nicht – abgesehen davon bringt sein Alltag genug fahrende Kilometer mit sich.
Zeit hätte ich für eine gezielte Vorbereitung auch sowieso nicht, weil ich mit der Arbeit schon gut eingespannt bin.
Am Ende des Tages reichte es für vier Stunden und sechs Minuten und einem Schnitt von genau 30,1km/h.
Die letzten zehn Minuten hat es dann aber doch noch geregnet wie wahnsinnig. Hätte ich unterwegs nicht so viele Platten flicken müssen, hätte ich es womöglich noch trocken ins Ziel geschafft. Leider gab es auch einen schweren Unfall. Aber insgesamt ist alles doch recht gut verlaufen.
Auch die neue Strecke hat sich bewährt. Im Zuge der Streckenverlängerung – auf 60 km, 120 km und 180 km – wurde auch die Strecke selbst angepasst bzw. optimiert, sodass sich Hamburg von seiner besonders schönen Seite zeigen durfte.
Gerade die Teile am Deich entlang ab Fliegenberg bis Harburg waren sehr nett. Aber auch die Leute, denen ich geholfen habe. Einer war sogar so dankbar, dass er mir Trinkgeld zugesteckt hat. Das hatte ich so auch noch nicht erlebt.
Viele waren nur froh, dass Bertram sie wieder auf den richtigen Weg manövrierte oder technisch zur Seite stand.
Ich freue mich auf jeden Fall schon auf das nächste Jahr und werde mich wieder als Guide bewerben.
Kurz durchatmen und schon am Nachmittag ging es gleich weiter zum Einsteiger-Kurs, wo Bertram mit seiner Gruppe noch einmal gute 45 Kilometer reißen wollte.
Das machte am Ende des Tages stolze 165km!