Neben vielen Zweit- und Drittplatzierungen stand der 30-Jährige diverse Male ganz oben auf dem Treppchen. Der Thüringer (Geburtsort: Zeulenroda) ist zweifacher Europameister im Teamsprint (2011 mit Robert Förstemann und Stefan Nimke sowie 2013 erneut mit Robert Förstemann und Maximilian Levy) und zweifacher Weltmeister im Teamsprint (2011 mit Maximilian Levy und Stefan Nimke sowie 2013 mit Stefan Bötticher und Maximilian Levy). Genauso stolz ist er auf seine beiden Bronze-Medaillen im Teamsprint von den Olympischen Spielen aus dem Jahr 2008 (mit Maximilian Levy und Stefan Nimke) und 2012 (Robert Förstemann und Maximilian Levy). International hat Réne etliche Erfolge in den Kurzzeitdisziplinen feiern dürfen, sodass er 2016 die Entscheidung traf, sich aus der Szene zu verabschieden und seine Karriere in diesem Jahr zu beenden. Wir trafen Renè in Zeulenroda beim Weidatalmarathon Anfang September und führten anschließend dieses Interview.
LaRaSch: Welche Veränderungen brachte die Entscheidung, deine sportliche Karriere zu beenden?
Réne Enders: „Die größte Veränderung war natürlich die berufliche. Zwar bin ich seit zehn Jahren Polizeibeamter aber habe nie einen regelmäßigen Dienst gehabt. Jetzt heißt es also, im ganz normalen Schichtdienst zu arbeiten.“
LaRaSch: Dein großes Ziel war es 2016 die Goldmedaille in Rio zu gewinnen. Dies gelang dir leider nicht, dennoch hattest du einen respektablen Platz erreicht. Wie hast du dich unmittelbar nach dem vermeintlichen Misserfolg gefühlt? Lag es vor allem an dem Ausfall von Max Niederlag?
Réne Enders: „Ja, das kann man so sagen. Wir haben die letzten Monate bei jeder Einheit zusammen als Team trainiert und durch den Ausfall mussten wir unseren starken dritten Mann auf die Position zwei setzen, obwohl wir wussten, dass er am Start Probleme haben wird, mir zu folgen.“
LaRaSch: Was hat euch als Team besonders verbunden?
Réne Enders: „Wenn ich ehrlich bin, hat uns nicht viel verbunden, da wir alles unterschiedliche Typ Menschen sind. Im Teamsprint geht das trotzdem. Anders ist es mit Max Levy, der später in die Truppe kam. Mit Max bin ich seit 2004 unterwegs. Mit ihm ihm habe ich die Weltmeistertitel und die Olympischen Medaillen von 2008 und 2012 gewonnen. Außerdem waren wir die letzten Jahre immer zusammen auf dem Zimmer und da hat man natürlich eine andere persönliche Bindung.“
LaRaSch: In dem Moment der Niederlage warst du sichtlich zerstört. Wie betrachtest du diesen Moment mit einem Jahr Abstand?
Réne Enders: „Für mich war klar, dass Olympia 2016 meine letzte Chance ist, nochmal voll anzugreifen. Ich hatte 2012 bereits das ‚Pech‘ nur mit Bronze nach Hause zu gehen, obwohl ich auf meiner Position immer der Schnellste war.
2016 musste ich dann wieder gebremst werden – das ist sehr schade. Ich habe so hart gearbeitet und wurde wieder nicht belohnt. Aber so ist das nun mal in einer Teamdisziplin. Man gewinnt und verliert gemeinsam.“
Jetzt spielt Réne in einem neuen Team eine bedeutende Rolle
Réne Enders: „Im März 2016 ist mein Sohn geboren und so war es für mich nicht so schwer, auf andere Gedanken zu kommen. Familie stand/steht für mich an erster Position. Der Sport macht dich persönlich nicht zu einem besseren Menschen.“
LaRaSch: Woran wirst du dich auch noch in späteren Jahren gerne zurückerinnern?
Réne Enders: „Ich kam viel rum und habe viele Menschen kennengelernt. Ich hoffe, ich kann einige auch noch wieder besuchen. Ansonsten bleiben natürlich die drei Olympischen Spiele unvergessen. Das sind tolle Momente, die man auf keinem Foto oder Video dieser Welt festhalten kann.“
LaRaSch: Seit einiger Zeit hast du das Laufen für dich entdeckt. Wie bist du darauf gekommen und mit welchen Schwierigkeiten/Unstimmigkeiten hast du zu „kämpfen“ – Stichwort Sprinter und Läuferfigur?
Réne Enders: „Nach den Deutschen Meisterschaft im Juni habe ich mit dem Laufen begonnen. Es war anfangs wirklich schwer, reinzukommen. Meine Belastungszeit bei einem Wettkampf betrug schließlich nur etwa 17 Sekunden. Ich hatte anfangs wirklich Probleme, weil meine Beinmuskulatur ständig übersäuert ist. Also musste ich mit der Methode ‚1 min Belastung, 1min Pause‘ anfangen. Erst nach etwa drei Wochen kam ich an den Punkt, wo das Laufen auch Spaß gemacht hat.“
LaRaSch: Der Weidatal-Marathon Anfang September war dein erster Laufwettkampf. Über welche Distanz bist du gestartet und wie hast du diesen erlebt?
Réne Enders: „Bei Weidatalmarathon war ich für meine Verhältnisse in guter Form. Ich bin den Marathon als Laufpate zusammen mit einem Sponsor gelaufen. Somit habe ich mich dem Tempo angepasst aber auch das ist ok. Gestartet sind wir über die sechs Kilometer.
Ich konnte den Lauf selbst sehr genießen. Ich mag es, andere zum Sport zu motivieren und es kommt gar nicht darauf an, es immer perfekt machen zu wollen. Ich finde es gut wenn Leute sich motivieren und einfach Laufen, ohne dabei an das Ergebnis zu denken.“
Derzeit läuft Réne die sechs Kilometer knapp unter 30 Minuten.
LaRaSch: Einmal Leistungssportler, immer Leistungssportler? Willst du es jetzt auch im Laufsport wissen bzw. kann man überhaupt nach all den Jahren ohne ehrgeizige Ambitionen an einem Lauf teilnehmen?
Réne Enders: „Für mich ist der Leistungssport abgehakt. Nichts desto trotz habe ich enorme Lust, Sport zu treiben – aber eben nur so wie ich Lust und Zeit habe. Und ja, man kann selbstverständlich einfach an einem Lauf teilnehmen. Man muss halt selbst einschätzen, dass man nicht vorne mitläuft – aber das ist für mich nicht schlimm. Ich muss mir sportlich nichts mehr beweisen.“
LaRaSch: Mit 1,65m bist du zwar nicht der Größte, aber giltst als „kleines Kraftpaket“. Auf welchen Streckenlängen werden wir dich daher laufen sehen? Wie im Radsport eher kurz und schnell? Oder würde dich auch mal ein Marathon reizen?
Réne Enders: „Grundsätzlich will ich mich so um die zehn Kilometer einpendeln. Marathon wäre nur mal was, um ein Häkchen im Kalender zu haben. Aber grundsätzlich zieht es mich nicht auf solche langen Distanzen.“
LaRaSch: Trainierst du nach Lust und Laune oder nach Trainingsplan? Wie viel und was läufst du in der Woche?
Réne Enders: „Ich trainiere nicht mehr nach einem strengen Plan. Ich versuche, vier Mal die Woche zu laufen und vier Mal ins Fitnessstudio zu gehen. Beim Laufen bin ich aktuell zwischen sechs und acht Kilometer unterwegs. In den nächsten Wochen will ich mich dann bei den zehn Kilometern einpendeln. Im November werde ich dann das erste Mal beim legend of cross teilnehmen.“
Dann sind wir gespannt, wie du dich dabei schlagen wirst. Vor allem weiterhin viel Spaß bei deinem neuen Hobby. Aber auch alles Gute für Dich und deine Familie.
Wir bedanken uns bei Dir, für deine Zeit und Offenheit und sind gespannt, wo wir dir als nächstes über den Weg laufen werden! Alles Gute weiterhin.