FeinSCHLIFF für den Weltcup
Nachdem wir vor einigen Tagen eine Neue Rubrik „Sporternährung“ im Larasch-Blog einführten, gibt es für die LaRaSch – Leser neuen Input durch Jacob Winkler, Skiwachser im Weltcupteam der deutschen Skilangläufer. Er wird euch in dieser Saison regelmäßig ein paar „Insides“ aus dem Weltcupgeschehen offenbaren und auf aktuelle Themen wie Skiwachstipps, die perfekte Skipräparation, den Alltag eines Skiwachstechnikers im Weltcupteam oder die Skiauswahl für den Wettkampf eingehen.
Wir freuen uns euch dieses neue Themenfeld präsentieren zu können. Bleibt gespannt!
Der Winter ist wieder da! Am kommenden Wochenende startet der Skilanglauf-Weltcup mit dem Ruka-Triple im finnischen Kuusamo in eine neue Saison. Ich möchte Euch in diesem Blog einige Eindrücke und Hintergrundinfos zu den Aufgaben als Techniker im Weltcup der Skilangläufer schildern. Los geht’s mit den Vorbereitungen für die Weltcupsaison und den letzten beiden Lehrgängen auf Schnee, auch wenn wir lange auf der Suche nach ihm waren.
Ebenso wie bei den Athleten beginnt die Saison für uns Techniker bereits im Frühjahr. Es stehen diverse Material- und Wachstests an. Weiterhin gilt es die neuen Skier für den Winter vorzubereiten. Jeder Athlet erhält von seiner Skifirma circa zehn Paar neue Wettkampfgeräte. Diese werden zunächst mit einem Spezialgerät computergenau ausgemessen. Bei den Classic-Skiern sind Wachszone und Fuge entscheidende Charakteristika damit sowohl ein gut gleitender als auch ein gut steigender Ski gewachst werden kann. Stimmt das Spannungsverhalten des Skis für den Athleten nicht, wird der Ski durch einen neuen ersetzt.
Im nächsten Schritt erhält jeder Ski einen Steinschliff auf der hauseigenen Schleifmaschine des Deutschen Skiverbandes. Diese unterscheiden sich in Tiefe und Muster von einander und können grob in die drei Bereiche kalt, universal und nass gegliedert werden. Für kalte Bedingungen wird eine flache Struktur mit geringer Tiefe eingeschliffen. Bei nassen Bedingungen sorgt eine tiefe Struktur dafür, dass das Wasser abgeleitet werden kann. In jedem Bereich gibt es aber noch diverse Feinabstimmungen, die unterschiedliche Feuchte und Körnung des Schnees berücksichtigen. Neben der Skigeometrie ist der Steinschliff das Kriterium, das unmittelbar vor dem Wettkampf nicht mehr angepasst werden kann. Um auf alle Bedingungen im Weltcup vorbereitet zu sein, ist es daher üblich, dass jedem Athleten zwischen 30 und 40 Paar Wettkampfski in einer Saison zur Verfügung stehen. Um den Überblick zu behalten, werden sämtliche Eigenschaften der Ski in eine Datenbank eingetragen.
Nun kann der Sportler zum Wettkampf aber immer nur einen Ski laufen (außer bei Rennen mit Skiwechsel). Damit wir Techniker und die Athleten herausfinden, bei welchen Bedingungen ein Ski besonders gut funktioniert, begleiten wir die Sportler zu den Lehrgängen auf Schnee im Oktober und November. Dieses Jahr führte unsere Reise auf den Dachsteingletscher (Österreich) und nach Norwegen (Sjusjøen, Beitostølen).
Die Bedingungen auf dem Dachsteingletscher Mitte Oktober waren alles andere als optimal. Der warme Sommer hat seine Spuren hinterlassen. Verschmutzter Schnee und Eis machten ein sinnvolles Testen zunächst unmöglich. So nutzten wir die Zeit, um in unserem Wachstruck ‚Klar Schiff’ zu machen und um auch selbst die ein oder andere Trainingseinheit im Tal zu absolvieren. Ein hohes Maß an Fitness ist für einen Skitechniker Grundvoraussetzung, um den Athleten beim Skitest folgen zu können. Trotz besserer Bedingungen am Ende des Lehrgangs, konnten wir nicht alles umsetzen, was wir uns an Tests vorgenommen haben. Nur das Wetter entschädigte uns am Ende kurz.
Mit der Hoffnung auf ausreichend Schnee sind wir Anfang November dann nach Norwegen gestartet. Aber auch in Sjusjøen (und überall anders in Skandinavien) waren die Bedingungen eher schlecht als recht. Zumindest konnten die Athleten auf einer kleinen Runde aus übersommertem Schnee trainieren.
Für uns hieß es wieder abwarten, obwohl die Zeit drängte, denn in Beitostølen fand ein Qualifikationsrennen für die ersten Weltcups statt. Unseren Plan, mit dem Qualifikationsrennen die Anzahl der Wettkampfski zu reduzieren und einen Überblick über die genauen Einsatzbereiche zu bekommen, mussten wir also aufgeben. So kam es, dass zum Qualifikationswettkampf auch die Trainer mit zum Skitest eingreifen mussten und wir auf ein enormes Arbeitspensum zurückblicken können.
Und wie es Frau Holle so wollte, gab es nach dem Wettkampfwochenende 30cm Neuschnee, sodass wir in den verbleibenden drei Lehrgangstagen endlich das nachholen konnten, was schon lange auf unserer Agenda stand. Dazu verzauberte sich die Natur in eine echte Märchenwelt.
Mit diesen Ergebnissen können wir jetzt etwas gelassener in den ersten Weltcupblock starten. Dennoch ist auch für uns jeder Wettkampf ein Wettbewerb um das beste Material und der beginnt vor jedem Rennen von vorn.
Drückt die Daumen, damit unser Start in den Weltcupwinter gut beginnt!
Bis Bald, Jakob.