Meine Wettkampfplanung für das vergangene Wochenende war lange Zeit auf den Jizerska50 in Bedrichov ausgerichtet. Im letzten Jahr konnte ich mit einem 44. Platz bei meiner ersten Teilnahme ein recht gutes Ski Classics Ergebnis erlaufen. Nachdem die Schneesituation im Isergebirge lange Zeit nicht klar war und die Veranstalter die Renndistanz über 50 Kilometer auf einem 3,4 Kilometer langem Rundkurs (15 Runden) durchführen wollten, entschied ich, nach einem alternativen Wettkampf zu suchen und wurde in Südtirol fündig. Viele Wochen sah und las ich von den tollen Bedingungen im Pustertal und dessen Seitentälern– wenn auch nur auf Kunstschnee – in den sozialen Netzwerken. Der Pustertaler Skimarathon ist ein sehr angesehener und einer der schwierigeren Skimarathons in Südtirol. Auf der Normaldistanz über 60 Kilometer gilt es mehr als 1000 Höhenmeter zu bewältigen. Die diesjährige Austragung wurde auf 32 Kilometer verkürzt, war aber mit knapp 600 zu erklimmenden Höhenmetern nicht weniger anspruchsvoll.
Ich entschloss, bereits am Donnerstag in unser Stammlager ins Gsiesertal zu fahren, um nach fünfwöchiger Abstinenz ein bisschen auf Schnee zu trainieren und meine ATOMIC-Rockets zu testen. Im Gsiesertal sind mehr als 20 Loipenkilometer gespurt und so bekam ich nach zähen Wochen auf Skiroller endlich wieder den gewünschten Auslauf. Am Freitag führte ich dann einen Skitest in unmittelbarer Nähe zum Startgelände in Prags durch. Die Ergebnisse und vor allem das Gefühl auf dem Ski waren mehr als vielversprechend. Danach besichtigte ich den weiteren Streckenverlauf bis Toblach, um für die Anfangsphase des Rennens gerüstet zu sein. Den wohl anspruchsvollsten Teil der Strecke, die 5 Kilometer FIS-Runde in Toblach, konnte ich am Freitag wegen der Tour de Ski leider nicht besichtigen und so musste ich mich im Rennen etwas überraschen lassen.
Der Start am Samstag war schon 8.30 Uhr, wodurch der Wecker schon ziemlich früh klingelte. Im Rahmen des Einlaufens testete ich die zwei besten Paar Ski, die ich wie immer mit leicht abgewandelten Wachsvarianten vorbereitete. Der subjektive Eindruck vom schnelleren Paar war ausgezeichnet und sollte sich im Rennen bestätigen. Anhand der Startliste konnte ich bereits erkennen, dass das Rennen sehr gut besetzt sein sollte, da das Skiclassics Team Futura und weitere Skimarathongrößen gemeldet waren. Am Start stand ich neben keinem geringem als dem zweimaligen Olympiasieger Giorgio di Centa. Der Startschuss fiel 8.35 Uhr und dann ging es direkt mit Vollgas los, da sich die anfänglichen sechs Spuren bereits nach 200 Metern auf zwei Spuren vereinten. Meine Ausgangslage war optimal und so ging ich dem größten Getümmel, an der Seite von Giorgio, aus dem Weg. Auf den ersten zehn Kilometern führte ich das Feld zum Großteil an und legte an den kurzen Wellen oft einen höheren Gang ein, um die etwa 15 Mann große Führungsgruppe schrittweise zu dezimieren. Als es in Toblach auf die FIS-Runde ging waren wir dann nur noch zu acht. In den Anstiegen konnte ich mich an die gesehenen Fernsehbilder erinnern und wusste ungefähr wie weit es noch hinauf geht. Die Abfahrten hingegen bargen jedoch einige Überraschungen und so konnte ich einen beinahe Sturz vermeiden. An der letzten Steigung der FIS-Runde gab es dann einen kleinen Zwischenfall, als sich einer der beiden Bormollini-Zwillinge mit der Brechstange in unsere Spur zu drängeln versuchte. Christian Baldauf und ich kamen leicht ins staucheln. Nicht nur der Schwung war weg sondern auch die ersten Drei. Bei Ausfahrt Skistadion Toblach hatte ich zur Hälfte der Renndistanz etwa 15 Sekunden Rückstand auf die Führenden. In den folgenden Kilometern investierte ich sehr viel Kraft und so gelang es mir die Lücke wieder zu schließen. Ich hatte kaum aufgeschlossen, da begannen auch schon die taktischen Spielchen der drei Italiener. Ich musste schon ganz schön beißen um die Tempoverschärfungen mitzugehen und konnte kleinere Lücken immer wieder in kurzen Abfahrten schließen. Auf den letzten sechs Kilometern bis nach Sexten mussten noch etwa 150 Höhenmeter bewältigt werden. Normalerweise liegt mir eine solche stetige Steigung, aber spätestens da merkte ich die fehlende Power am Berg. Bis 1,5 Kilometer vor dem Ziel war ich gemeinsam mit den späteren Podiumsplatzierten, konnte aber bei der finalen Attacke nicht mehr mitlaufen und sicherte den 4. Gesamtrang (2. Platz Altersklasse) ab.
Insgesamt bin ich mit dem ersten Wettkampf des Jahres sehr zufrieden. Ich wurde bester Deutscher und habe immerhin Christian Baldauf geschlagen, der im letzten Jahr Platz 23 beim Vasaloppet erreichte. Die tollen Südtiroler Naturalpreise – Äpfel, Käse und Speck – tragen immer noch zur Nachbereitung des Wettkampfes bei.
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