Eines muss vorweg gesagt werden. Die altehrwürdige goldene Backregel lautet: Bei Oma schmeckt’s immer am besten…
Der Sommer neigt sich allmählich dem Ende zu, die Zwetschgen-Ernte kann sich durchaus sehen lassen und dementsprechend heißt es nun, die kleinen Pflaumen in größtmöglicher Zahl zu verwerten. Den anders als gepflückte Äpfel sind sie wahrlich kein Haltbarkeitswunder. Daher eignet sich eingekochtes Zwetschgenmus, Zwetschgenröster, Zwetschgenmarmelade oder aber – um Kuchenliebhabern wie mir das Herz höher schlagen zu lassen – die Veredelung in Form eines Zwetschgendatschis. So wie es meine Oma um diese Jahreszeit im Akkord für alle ihre Enkel macht.
Meine Oma wohnt in Donauwörth, einer kleinen Stadt im bayerischen Schwaben und bäckt einen „echten“ Zwetschgendatschi (auf keinen Fall „Pflaumenkuchen“ sagen = schweres Verbrechen!) vom Blech (auf keinen Fall in der Springform backen = schweres Verbrechen!!) mit Hefe (auf keinen Fall mit Mürbteig = schweres Verbrechen!!!) und OHNE Streusel. Klingt fast schon zu simpel – und ist aber genau deswegen so unfassbar lecker.
Erst kürzlich war ich wieder bei meiner Oma zu Besuch und es gab – wie immer um diese Zeit – ein großes Blech mit ihrem legendären Zwetschgendatschi. Am liebsten würde ich mich ja einfach reinlegen in die matschigen Zwetschgen, die jetzt um diese Jahreszeit so wunderbar süß schmecken. Und da es mir nicht reichte, aus lauter Gier die letzten Datschi-Reste auch noch auf einem Pappteller mit nach Hause zu verfrachten, wagte ich es, meine Oma nach ihrem Rezept zu fragen. Nicht dass ich mir anmaßen wollte, es so gut hinzubekommen wie sie. Aber ich wollte mit euch zumindest ein kleines Stück vom Glück teilen.
Das Problem an der Sache war mir vorher schon bewusst: Meine Oma bäckt seit über sechzig Jahren nach Gefühl, sie weiß, wie der Teig schmecken muss, wann er zu süß, zu fest oder noch zu wenig luftig ist. Das lässt sich schwer zu Papier bringen – und doch hat sie es versucht. Oma ist eben die Beste.
Ich habe mich dann zuhause sofort nachdem die Datschi-Reste aus Donauwörth aufgebraucht waren, daran gemacht, selbst meinen allerersten Zwetschgendatschi zu machen. Und ich muss gestehen: Das Ergebnis war nicht schlecht – trotzdem natürlich lange nicht so gut wie bei Oma. Da schmeckt’s eben einfach immer am besten, wie die altehrwürdige goldene Backregel besagt…
Omas Zwetschgendatschi
Rezept druckenZutaten
- 1 Würfel Backhefe (alternativ auf Trockenhefe möglich) + 1 TL Milch + 1 TL Zucker
- 500g Mehl
- ca. 750-1000g frische Zwetschgen
- ca. 200ml Milch (ggf. etwas mehr, sollte der Teig zu fest sein)
- 1 Ei
- ca. 50g Zucker (nach Geschmack auch mehr oder weniger)
- 2 EL Rum
- 2 EL flüssiges Fett (warme Butter oder Öl)
- Etwas Zimtzucker zum Bestreuen (für alle, die es gerne süß mögen)
- 1 Backblech oder große feuerfeste Form
Zubereitung
- Als Erstes wird der Hefewürfel zerkrümelt und in einer kleinen Schüssel mit etwas Milch und Zucker zu einer flüssigen Masse verrühren und gehen lassen.
- Währenddessen die Zwetschgen waschen, putzen und entsteinen. Dabei können die Zwetschgen entweder halbiert oder nur seitlich aufgeschnitten werden.
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Nun werden Mehl, Ei, Zucker, Salz, Fett, die Hefemischung und wichtig: Rum (!) in einem großen Gefäß gut verknetet und ein glatter Teig hergestellt. Ist er zu fest und nicht schön luftig, kann noch etwas mehr Milch hinzugegeben werden. Ist er zu flüssig kommt noch etwas Mehl hinzu.
- Der Hefeteig wird nun mit einem Küchentuch abgedeckt und muss an einer warmen Stelle etwa eine halbe Stunde gehen.
- Nachdem sich der Teig ungefähr verdoppelt hat, wird er auf ein leicht gefettetes Backblech oder in eine große feuerfeste Backform gegeben und dünn auf dem Boden verteilt. Am Rand darf der Teig auch ein bisschen dicker sein.
- Nun werden die Zwetschgen so eng wie möglich auf dem Teigboden verteilt.
- Wer es ein bisschen süßer mag kann den Kuchen nun final noch mit etwas Zimt und Zucker bestreuen. Anschließend wandert er in den kalten (!) Ofen und bäckt etwa 30-45 Minuten bei 190 Grad (Ober-/Unterhitze)
- Sobald die Zwetschgen und der Teigrand etwas braun geworden sind, sollte der Datschi fertig sein. Am besten schmeckt er, wenn der Teigboden durch den Saft der Zwetschgen noch etwas matschig ist und nicht komplett durchgebacken.