Schwimmen klappt immer besser und inzwischen passen mir aus meinem Kleiderschrank Oberteile, die ich schon weggeben wollte, bestens. Das Schwimmerkreuz beginnt sich zu bilden und ich werde zum kleinen Quadrat. Bald frage ich die von der Ritter Sport Schokolade, ob sie mich sponsern wollen: klein, quadratisch, praktisch, gut.
Die beiden Schwimmtrainingseinheiten unseres Vereins, die jeweils dienstags und samstags um sieben Uhr morgens stattfinden, kommen mir als Frühaufsteherin entgegen und ich mag es total, gemeinsam in der Gruppe das Programm abzuspulen. So kommt einem die Zeit im Wasser viel kurzweiliger vor, als wenn man alleine die Kacheln zählt. Natürlich sind die Einheiten nicht gerade langdistanz-spezifisch, aber ab und zu hänge ich noch ein paar Meter dran oder denke mir, die langen Strecken übe ich dann später im Freibad oder See. Eine dritte Schwimmeinheit pro Woche kommt jedenfalls niemals vor. Auch wenn es im Schwimmbad angenehm hell und warm ist – ich bin einfach gerne an der frischen Luft.
So auch mein Vorhaben, möglichst wenig drinnen auf dem Spinning Rad zu fahren. Seit November stand die Leihgabe bei uns im Keller und wurde nicht angerührt. 3 °C, Wind, Regenwolken – egal, ich fahre draußen, zur Not im windgeschützten Wald auf den Asphaltwegen im Kreis! Mit Musik auf den Ohren und ner kleinen Klingel gepaart mit Geduld und Gelassenheit bei kreuzenden Hunden, Pferden und Spaziergängern, alles lieber als Indoor auf der Stelle zu strampeln.
Bis es dann im Januar plötzlich „klick“ machte. Ein Freund erzählte begeistert von Hawaii, wie schön die Insel doch wäre…und da saß ich am nächsten Morgen auf einmal auf dem Spinning Rad. Ironman Frankfurt bei YouTube vor der Nase und Musik in den Ohren. Inzwischen steht das Rad in der Wohnung und nicht mehr im Keller. Ich kann meine absolvierten Spinning-Einheiten zwar immer noch an einer Hand abzählen, aber es wird genutzt… Bei meiner starken Altersklasse (35-39) und als Rookie mit nur einer Mitteldistanz als Vorbereitung ist eine Hawaii Quali zwar relativ unrealistisch, aber um die Trainingsmotivation aufrecht zu erhalten, spinne ich da gerne ein paar Träume weiter auf meinem Spinning-Rad, das ich liebevoll „Spinni“ getauft habe.
Laufen im Winter kenne ich aus den vergangenen Jahren nur zu gut und das war hier dank der beleuchteten Strecke am Rhein immer unproblematisch. Für die langen Läufe am Wochenende geht es in den Wald. Bisher habe ich ein paar Laufwettkämpfe absolviert, selbstverständlich alle aus dem Training raus und nicht mit irgendwelchen Ambitionen. Letzte Woche habe ich mit Intervallen auf der Bahn begonnen… glücklicherweise ist mein Mann Läufer und trainiert total gern kreislaufend im Stadion. Ich war ja eher bei Straßenläufen aktiv und bin kein Fan von Bahnläufen oder Bahntraining. Dennoch ist dieses Training für Intervalle bis zu zwei Kilometern natürlich optimal und so laufe ich von nun an regelmäßig mit Basti ins Stadion, auch wenn er ein paar unwesentliche Sekunden schneller ist als ich und wir die Intervalle nicht zusammen laufen können. Manchmal gesellen sich ein paar Mitläufer dazu. Hoffentlich werden es mit der Zeit mehr, denn in der Gruppe – so wie in unserem alten Laufverein damals – mag ich Bahntraining wiederum ganz gerne.
Nun steht erst einmal wieder die Entlastungswoche an. Dass nach drei Wochen Belastung eine Ruhewoche folgen sollte, habe ich früher im Marathontraining konsequent ignoriert. Vielleicht einer der Gründe für die regelmäßigen Verletzungen?! Dass so ein Ruhetag pro Woche oder alle 10 Tage super effektiv ist, hatte ich irgendwann verstanden: „Pause ist Training“. Der Körper muss Zeit haben, um sich anzupassen. Schon klar. „Entlastungswoche“ bedeutet laut Michael Krell, nach dessen Buch „Triathlon Training für die Langdistanz“ ich mir meinen groben 8 – Monats – Plan bis Frankfurt skizziert habe, fünft Tage null Intensität oder auch mal gar kein Training. Also wenn, dann soll man nur nach Lust und Laune locker radeln, laufen und schwimmen. Der bei mir beobachtete Effekt nach diesen lockeren Tagen: Am Wochenende darauf bin ich voller Energie und habe wieder richtig Bock auf die nächsten drei Wochen Belastung. Manchmal entstehen zwar leichte Entzugserscheinungen in Form von schlechter Stimmung, aber um mich bei Laune zu halten, gönne ich mir in diesen Ruhewochen unter anderem ernährungstechnisch alles, was sonst mein Training stören würde – vor allem Chips und auch mal Haribo (Schoki kann mein Körper immer, auch 5 Minuten vorm Tempotraining). Ich versuche diese Zeit zu zelebrieren und mittlerweile bin ich so sehr daran gewöhnt, dass ich immer schon merke – auch wenn ich mal keinen Überblick darüber habe, in welcher Woche ich mich befinde – dass nun die Entlastungswoche kommen muss. Gerade bei so einer langen Vorbereitungszeit von acht Monaten ist die Beachtung solcher Ruhezeiten wertvoll für Körper und Geist.
Jetzt freue ich mich auf den Februar, in dem das Training etwas mehr als sonst von Karnevalsmusik begleitet sein wird und ich jede Minute feiere, die es am Tag länger hell bleibt und jedes Grad Celsius, um das das Thermometer nach oben klettert.