Wer nur hört und gesagt bekommt, was sich in der Welt des Sports an Möglichkeiten auftut, aber nie selbst erlebt, was wirklich dahinter steckt, der kann sich beim Hören-Sagen nicht spontan einklinken und mitreden. Denn nur wer spürt, wie sich Arme und Beine trotz unkontrolliertem Wellengangs ihren Weg rhythmisch durchs Wasser schlagen, die Beine pausenlos rotieren, während Fahrer und sein zweirädriges Gefährt das Tacho kitzeln oder wenn einem auch nach sechs Stunden beim Laufen ein Flow überrollt, der die Gedanken leert und die Schmerzen überspielt.
Erst wenn du es am eigenen Leib erfährst, teilst du die Faszination und lässt dich nicht nur von Erzählungen mitreißen.
Nachdem auch Andreas Böcherer (kurz „Andi“) immer wieder verbal mit dem Ausdauertrio konfrontiert wurde und beim Schwimmen durch Zufall auf andere Triathleten stieß, wurde aus der Theorie eine 18 Jährige Praxis.
So lange schon erlebt und erfährt er die drei Ausdauersportarten hautnah im Training und besonders intensiv auf der Langstrecke.
Die Kunst ist dabei, Zeit und Energie bestmöglichst zu investieren: „Qualität im Sinne von Intensität, aber auch in Sinne der Bewegungsabläufe. Durch den Trainingsumfang leidet immer die Technik. Deshalb sind Lauf-ABC und regelmässige Techniküberprüfungen im Schwimmen wichtig.“
Das Zeitproblem hat Andi bereits angesprochen, denn für die Einzeldisziplinen bleibt deutlich wenig Zeit übrig, als wie es die Spezialisten ins Training investieren können: „So bleibt das Niveau immer eher bescheiden.“
Deshalb geht Andi im Training aufs Ganze! An seine Grenzen, was manchmal produktiv, manchmal aber auch destruktiv sein kann.
Aber nicht nur im Training, auch im Wettkampf jagt er nach „dem perfekten Rennen auf der Langstrecke, das aber aufgrund der Länge wahrscheinlich immer ein Illusion bleiben wird.“
Aber dieser Hunger fordert Disziplin und ein stabiles privates Umfeld. Und damit die Grenzen Stück für Stück weiter nach hinten verschoben werden, nicht nur effektives Training, sondern auch Regeneration: „In meinem Fall eine gute Basisernährung. Hier zählt nicht wie besonders dein bestes Essen ist, sondern wie gut dein schlechtestes Essen ist. Eigentlich ähnlich einem Marathon oder Ironman. Hier zählt, wie gut dein schwächster Kilometer ist und nicht wie schnell dein bester.“ Und besonders bei der Langdistanz kommen einige Kilometer zusammen.
Aber jede Distanz – kurz oder lang – hat seine Tücken.
„Während bei der Langstrecke Ausdauer, Energiebereitstellung und Zähigkeit zählen, liegt der Fokus bei den anderen Distanzen auf Kraft(-Ausdauer), Geschwindigkeit und taktisches Durchsetzungsvermögen.“
Jedes Mal ist es ein Kampf der anderen Art. Manchmal beginnt der Kampf aber auch erst nach dem Wettkampf: Ein Trainingsunfall im Radtraining 2014 kostete Andi ein ganzes Jahr Erholung und bedeutete fast das Karriereende.
Dann aber der Sieg bei seinem Comeback im Folgejahr beim 70.3 in Aix-En-Provence.
Solange du dich selbst nicht aufgibst und dich von den Zweifel einnehmen lässt, Geduld beweist – was vielen Leistungssportlern nicht leicht fällt – und Zuversicht an den Tag legst, kommst du umso stärker zurück und gehst auch ohne offiziellen Sieg als Sieger hervor.
Jeder Sieg über ein achtstündiges (oder längeres) Gefecht ist beachtenswert.
„Du erlebst sämtliche Emotionen: zwischen Superman und ‚kurz-vor-kompletter-Explosion‘. Deshalb ist man nach einer Langdistanz auch psychisch ziemlich ausgelaugt.“
Wenn es im Rennen aber wieder hart auf hart kommt, „ist es gut, sich daran zu erinnern, wie viel man selber und dein Umfeld investiert hat und, dass Sport ein großer Luxus ist.“
Dankbarkeit! Sogar für die Schmerzen, die wir teilweise ertragen müssen, weil Schmerz immer noch ein Zeichen von Empfindsamkeit, Lebendigkeit ist.
Zugleich ist Schmerz häufig aber auch nur ein Zeichen von Anpassung und wer ihn mit Willensstärke und Ehrgeiz trotzt, geht gestärkt daraus hervor – ob psychisch oder physisch und belohnt sich am Ende selbst mit einem ’step forward‘.
Wobei es manchmal auch ein Schritt zurück sein kann, wenn wir Vernunft walten lassen und mit – nicht gegen – unseren Körper arbeiten.
Auch Andis Erfahrungen haben ihn geprägt und gezeigt, worauf er heute wert legt: nämlich Authentizität. „Nach meinem Unfall vergeude ich keine Energie damit, was andere über mich denken.“ Und investiert lieber umso mehr Energie in seine Ziele, wie der Wunsch dieses Jahr in Hawaii auf dem Treppchen zu landen.
Wir hoffen, dass du diese nach deinen Vorstellungen gesund meisterst und glückliche Momente sammeln kannst. Viel Erfolg!