Zugegeben, der Plan war kühn am 05.07.2020 bei der Challenge in Roth zu starten. Doch mit Zielen, auch wenn sie fast schon zu ambitioniert erscheinen, steigt zumindest bei mir die Lust, dafür zu arbeiten. Insofern hatte ich schon im Januar geschrieben, dass die Vorbereitung startet und ich regelmäßig, auch wenn die Umfänge noch sehr überschaubar gewesen sind, trainiere.
Das Ziel war es, bis Ende März eine solide Grundlage zu legen, den Körper an kontinuierliches Training wieder zu gewöhnen und vor allem schmerzfrei zu bleiben. Dies gelang nicht immer, aber zumindest hatte ich es im Griff, nachdem deutlich mehr Kraft- und Athletiktraining eingebaut worden sind. So wurden Laufrunden nach der Anzahl der Bänke am Wegesrand geplant, um verschiedene Kräftigungsübungen, wie Liegestützrücklinks, Rumpf- und Rückenaufrichten an diesen zu absolvieren. Eine neue Erfahrung mit der ich den Ansatz der Kraftrunners in Berlin besser verstehen konnte und den Spaß und die Abwechslung, die eine solche Kopplung mit sich bringt, gleich mit. Schwimmtraining funktionierte vor allem in Form von Trockentraining und wenigen Hallenzeiten. Es gab sogar ein paar Skikilometer in Oberhof. Wenn auch nicht alles auf Naturschnee so war ich vom Erlebnis „Skitunnel“ oder 1,7 Kilometer Schlauchkühlschrank recht beeindruckt. Ein Erlebnis mit Langzeitverankerung, denn nicht nur der deutliche Temperaturunterschied, die zum Teil tiefen Schneebedingungen oder das unerwartet anspruchsvolle Höhenprofil sorgten für das „Besondere“, sondern auch die viel zu laute Hit-Musik eines lokal trällernden Radiosenders. Mehr Entzweiung zwischen Natur, Umwelt und Künstlichkeit gibt es nicht. Aber was solls, wir sind ja im Skitunnel, da ist sowieso alles egal. Das nächste Mal werden Großkopfhörer samt Tocotronic eingepackt.
Und dann kam Corona
Klar, der Fall dämmerte schon länger in den Tagesnachrichten und spätestens mit den ersten harten Regelungen in Italien, war ein ähnlicher Weg für Deutschland vorgezeichnet. Bis dahin lief alles noch moderat. Pro Woche kamen im Schnitt ca. 10h an qualitativer Belastung zusammen. Doch ab März änderte sich grundlegend alles und mit den Absagen der ersten Großveranstaltungen für April standen die Zeichen nicht gut für eine Durchführung der Challenge 2020. Aus dieser Annahme wurde Ende März schließlich Gewissheit. Aber auch der eigene Alltag stellte sich komplett um: Statt meinen Körper zu beschulen, beschulte ich meine Kinder. Eine erste Maßnahme mit den Kindern bestand zum Beispiel darin, die „Kalorien“, die im Haus in Form von Reis, Nudeln, Konserven usw. bestehen, zu zählen. War ja Krisenstimmung, da braucht es Pläne. Die Summe lag bei ca. 35.000 Kcal, ohne Getränke. Bei einer 4-köpfigen Familie reicht das in etwa 8-10 Tage oder für ca. 4 Ironmans. Zumindest grob. Echte Fakten schaffen Klarheit. Und an ein kontinuierliches Training war nicht mehr zu denken, denn die restliche Zeit ging fürs Arbeiten und Kochen drauf.
Neue Angebote nach dem Motto „Digital ist besser!“ – Das haben auch schon Tocotronic gewusst.
Zunächst galt die Devise: Aus analogen Angeboten werden kurzum digitale Formate. Unsere eigene Idee der Anti-Corona Running League brachte eine unerwartete Motivation die spärlich gesäten Trainingsfenster an Wochenenden zu nutzen. Aus einer schnellen Idee entwickelte sich ein komplett eigenständiges Format, welches vielseitig eingesetzt werden kann. Für mich aktuell weniger nutzbar, da die liebe Zeit einfach noch nicht ganz ausreicht. Aber zukünftig werde ich bei den verschiedenen Angeboten der Vereine und Verbände häufiger stöbern und Laufen oder Radfahren. Wer jetzt schon Bock darauf hat, sollte einfach in unserer Karte der „virtuellen Rennen“ schauen.
Jetzt erst recht – dann stehen wir eben 2021 mit unserem Stahlpfeilen an der Startlinie! Und ihr dürft das Design mit auswählen!
Es bleibt uns ja nix übrig, außer die Situation so zu akzeptieren und aus dem leichtem Gefühl der Schockstarre sich langsam wieder herauszuwinden und so etwas wie einen Alltags-Trainings-Arbeits-Familienrythmus zu etablieren. Das funktioniert noch nicht zu 100%, aber immerhin zu 80%.
Auch unsere Idee das Projekt mit einem Nebenprojekt zu koppeln, nimmt wieder Fahrt auf. Hintergrund dazu ist, dass ein Freund in Leipzig die vielleicht schönsten und anmutigsten Stahlräder baut. Und dazu gab es irgendwann den Gedanken, das Dirk sich ein eigens für die Challenge konzipiertes, geschweißtes und designtes „Zeitstahlrad“ entwickeln lässt. Im Video könnt ihr bereits einen ersten Einblick des Projektes sehen.
Wie schon erwähnt, demnächst mehr.
Nun ist der Rahmen bereits fertig und ihr dürft euch an der Entscheidung des Designs beteiligen. Insgesamt gibt es 8 Vorschläge und das Voting entschiedet! Etwas verrückt, mehr dazu demnächst.
Ich habe mir schon vor längerer Zeit eine Stahl-Rennrad bei Dlouhy Cycles anfertigen lassen, welches ich für die Challenge entsprechend anpassen werde. Also ganz nach dem Motto „back to the roots“ – sind wir 2021 mit traditionellem Material am Start. Keine Ahnung was uns das schlussendlich an Zeit kostet. Aber ist nicht der Weg das Ziel und braucht es das „Höher, Schneller, Weiter“ auch im Hobby?