Dominik Sowiejas Erfolge 2018 können sich sehen lassen: Ein vierter Platz bei den Deutschen Meisterschaften über die Mitteldistanz sowie ein sechster Platz beim Ironman 70.3 Nizza mit der schnellsten Laufzeit des Feldes. Man könnte meinen, Dominik hätte sich perfekt auf diese Saison vorbereiten können, diese Annahme ist aber weit gefehlt.
Auf seiner Homepage gibt er als größten Erfolg eben für diese 2018er Saison an, „den Körper wieder auf das alte Niveau gebracht zu haben und zwar schmerzfrei“. Aber was ist passiert? 2017 war seine erste Saison als Profi, diese verlief am Ende aber ganz anders als angedacht.
Larasch: Dominik, 2017 hattest du sozusagen zum zweiten Mal Geburtstag. Zwischen Anfang Oktober und Ende November hast du einen Auslandsaufenthalt in den USA geplant um dort zwei Wettkämpfe bestreiten zu können. Bei einer Trainingsfahrt wurdest du von einem Truck gerammt und schwer verletzt. In einem Artikel in der Heilbronner Stimme hast du berichtet, dass du riesiges Glück im Unglück hattest. Wie ging es denn danach für dich weiter, als du wieder in Deutschland warst?
Dominik Sowieja: Ja so kann man das ausdrücken und ich bin sehr froh darüber, dass ich noch alle Gliedmaßen bewegen kann und weiter die Möglichkeit habe, meiner Passion Triathlon nachzugehen. Das mit dem zurück nach Deutschland war erst einmal ein echtes Problem, zum ersten Mal in den USA, alleine unterwegs und alle Bewegungen waren nur sehr eingeschränkt möglich. Du liegst im Krankenhaus, kannst dich nicht einmal selbst aufrichten, bekommst Papiere auf die Brust gelegt, bei wem du dich später melden musst, wie was finanziert werden soll und nebenbei bekommst du gesagt, dass ein Wirbel gebrochen ist. Noch am selben Tag wirst du in ein Korsett geschnürt, in den Rollstuhl gesetzt und entlassen, da du ja bereits wieder ein paar Schritte gehen kannst. Zum Glück hatte ich per Airbnb gebucht und bekam von der Vermieterin viel Unterstützung. Nach unzähligen Mails und Telefonaten kam ich dann knapp zwei Wochen nach dem Unfall wieder nach Deutschland. Nach ein paar Tagen zuhause ging es dann mit einigen Untersuchungen weiter, bei welchen ein zweiterer gebrochener Wirbel festgestellt wurde. Insgesamt hieß es dann erst einmal Bettruhe, aber wer mich kennt der weiß, dass ich es ohne Bewegung und Sport nicht aushalte, deswegen führte ich nach kurze Zeit auch schon Übungen durch, auch wenn sie noch so klein waren.
Larasch: Durch deinen Unfall bist du im Training weit zurückgeworfen worden. Wie schwer war es für dich mental, das Training wieder zu beginnen?
Dominik Sowieja: Es wäre gelogen, dass man sich nicht immer mal wieder mit dem Gedanken beschäftigt „wirst du den Sport wieder wie zuvor betreiben können“, aber ich besitze eine sehr hohe Grundmotivation und versuche, egal was ich tue, die negativen Gedanken auszublenden, d.h. Situation akzeptieren und das Beste daraus zu machen, alles andere zieht dich nur runter und genau so habe ich es gehandhabt. Ich kann mich noch sehr gut an die ersten Erfolgserlebnisse erinnern, das erste Mal 15min auf dem Ergometer: Senkrecht, steif wie ein Roboter und vor Schmerzen musste ich dann auch nach 15min abbrechen, aber es ging was vorwärts und das motivierte mich jeden Tag. Außerdem beschäftigte ich mich noch im selben Jahr mit meiner Saisonplanung für 2018, obwohl ich überhaupt nicht wusste, wann und in welchem Außmaß ich wieder trainieren kann. Das mag jetzt etwas eigenartig klingen, aber im Nachhinein hat mich der Unfall dazu gebracht, noch intensiver am Sport zu arbeiten und mich gelehrt: Mach das, wofür du brennst und zwar jetzt, denn es kann schneller vorbei sein, als du denkst. Last but not least war der Rückhalt von Familie und Freunden natürlich ein ausschlagender Faktor, dass ich nach dem Unfall und in der langen Reha motiviert blieb.
Larasch: Das ist wirklich eine bewegende Geschichte. Es ist schön zu sehen, dass du deiner Passion dem Triathlonsport wieder wie vor dem Unfall nachgehen kannst. Aber ursprünglich kommst du ja vom Laufen bzw. vom Berglauf, was auch an deinen Splits im Triathlon zu sehen ist: Im Laufen sind nur die wenigsten schneller als du. Wie ist es dazu gekommen, dass aus dir überhaupt ein Triathlet geworden ist?
Dominik Sowieja: Ja zunächst habe ich ja mit Fußball angefangen, schon zu dieser Zeit war ich durch meine konditionelle Stärke bekannt und Laufen machte mir auch großen Spaß. In meinen letzten Jahren in der Jugend lief ich stellenweise am morgen vor dem Spiel noch 10km, da ich dann das Gefühl hatte, fitter im Spiel zu sein. Radfahren machte mir auch schon immer großen Spaß, zunächst immer zur Schule und in den heimischen Wäldern. Spätestens mit meinem ersten Rennrad und den ersten Pässen in Südtirol war das Radfieber ebenfalls ausgebrochen. Das Schwimmen kam über meinen Opa, schon als kleine Seicher standen wir vor dem Frühstück auf, radelten durch den Park, schwammen einen Kilometer und danach gab es dann Frühstück. Aber ambitioniert wurde das Schwimmen erst, als ich die Fußballschuhe an den Nagel hängte und mich im Oktober 2010 das erste mal in einem Triathlonverein vorstellte. Von dort an wurde es sukzessive professioneller.
Larasch: Sieben Jahre lang warst du dann im Amateurbereich unterwegs, bis du 2017 einen Startpass als Profitriathlet beantragt hast. Wie sieht es bei dir jetzt mit dem Studium bzw. der Arbeit aus, nachdem du deinen Bachelor in der Tasche hast? Möchtest du dich jetzt voll auf den Triathlon konzertieren?
Dominik Sowieja: Triathlon ist meine große Leidenschaft und nach Abschluss meines Bachelors kurz vor der Reise in die USA war die Entscheidung innerlich gefallen und ich wollte erst mal sehen, wie weit ich komme, wenn ich mich jetzt wirklich mal zwei Monate voll auf den Sport konzentrieren kann. Diese Rechnung wurde ja bekanntermaßen nach wenigen Tagen in den USA durchkreuzt. Letztes Jahr arbeitete ich Vollzeit als Ingenieur und heute immer noch, ich möchte allerdings dieses Jahr etwas runter mit den Stunden um mich etwas mehr auf den Sport konzentrieren zu können. Langfristig gesehen möchte ich es gerne mal als Vollprofi probieren um zu sehen, was möglich ist und was ich im Stande bin zu leisten. Zurzeit fehlen mir aber noch die Partner und Sponsoren, um dies zu verwirklichen.
Larasch: Vielleicht wird ja der ein oder andere Sponsor auf dich aufmerksam, nachdem er etwas über deine Geschichte, deinen unendlichen Ehrgeiz sowie deine Liebe zum Sport gelesen hat. Jetzt haben wir ja schon über deine tollen Laufleistungen gesprochen, aber gerade das Schwimmen gilt als deine schwächste Disziplin. Hast du bestimmte Pläne, wie du dich dort gezielt verbessern möchtest?
Dominik Sowieja: Ja das gute Schwimmen, ich arbeite nach wie vor sehr stark an meiner Schwäche und verbessere mich auch sukzessive, konnte es in den Wettkämpfen v.a. auf der Mitteldistanz aber leider noch nicht zeigen. Mit Hannes Vitense habe ich seit Anfang 2018 einen sehr erfahrenen und sehr erfolgreichen Mann an meiner Seite.
Larasch: Da sind wir gespannt, wie das 2019 mit der Umsetzung aussehen wird. Wie gestaltet sich allgemein dein Trainingsalltag, hast du Trainingspartner oder spulst du die meisten Kilometer alleine ab?
Dominik Sowieja: Aufgrund der Arbeit ist das mit Trainingspartnern unter der Woche eher schwierig der ganze Tag ist immer von früh bis spät durchgetaktet und gemeinsame Einheiten verschieben sich dann meist auf das Wochenende.
Larasch: Bleiben wir noch beim Training: Was ist denn deine Lieblingstrainingseinheit und wie belohnst du dich nach einem harten Training?
Dominik Sowieja: Eine Lieblingseinheit habe ich eigentlich nicht wirklich, fast jede Einheit macht mir viel Spaß. Aber besonders gerne schenke ich es mir mit einer guten Trainingsgruppe richtig ein, da ist dann auch die Sportart egal, vorzugsweise aber Rad und Lauf?
Larasch: Wir haben gesehen, dass du Ende letzten Jahres an der Hyrox-Challenge in Stuttgart mitgemacht hast und bist dort Dritter geworden bist. Wie hart war der Wettkampf für dich?
Dominik Sowieja: Ein wirkliches cooles und forderndes Format. Gerade im Winter bin ich ein Fan von neuen Übungen und Bewegungsabläufen, funktionell Fitness steht dort hoch im Kurs bei mir. Da kam Hyrox gerade recht, funktionelle Fitness in Kombination mit Laufen, perfekte Winterchallenge als Triathlet. Ich bereitete mich nicht gezielt darauf vor und hatte ehrlicherweise auch etwas Schiss, dass ich den Schlitten mit 205 kg gar nicht geschoben bekomme. Diese Befürchtung war dann unberechtigt, aber es war trotzdem sehr tough v.a. die Wall Balls am Ende gaben mir dann den Rest.
Larasch: Scheint nach einer Menge Spaß zu klingen, auch mal abseits der gewohnten Disziplinen unterwegs zu sein. Zurück zum Triathlon, abgesehen von deiner erfolgreichen Regeneration nach deinem Unfall, was würdest du bisher als den größten sportlichen Erfolg deiner Karriere einstufen?
Dominik Sowieja: Schwer zu sagen, da gibt es nicht den Einen großen, ich würde meinen Deutschen Meister-Titel im Duathlon bei der Elite, die fünften Plätze beim 70.3 Vichy und der Challenge Heilbronn und die Siege in der 2. Triathlon Bundesliga dazu zählen.
Larasch: Als großes Ziel gibst du die Teilnahme am Ironman auf Hawaii an, davor müsstest du dich ja für den Wettkampf qualifizieren. Hast du schon konkrete Pläne, wann deine erste Langdistanz anstehen soll?
Dominik Sowieja: Ich denke fast jeder Triathlet hat das Ziel, sich irgendwann für Hawaii zu qualifizieren. Bis letztes Jahr konnte ich mir das Projekt Langdistanz noch gar nicht vorstellen, aber solangsam reizen mich die 226km schon. Zuviel will ich hier aber noch nicht verraten, aber so viel kan ich schonmal sagen: Es wird nicht mehr ganz so lange dauern.
Larasch: Das hört sich vielversprechend an, wir werden weiterhin deinen Weg verfolgen. Vielen Dank für den Einblick in deine Triathlonkarriere und deinen harten Weg zurück zum Leistungssport. Wie wünschen dir alles Gute für die Saison 2019!