Larasch: Hallo Laura, zunächst vielen lieben Dank, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst. Die Saison 2019 verlief bisher wie eine kleine Berg- und Talfahrt. Vielleicht kannst du uns einmal kurz die Höhepunkte und die weniger guten Erlebnisse zusammenfassen? Auf welches Ergebnis bist du besonders stolz?
Laura: Vielen lieben Dank an euch für das Interview. Also meine Saison würde ich mehr als Berg- und nur kleine Talfahrt beschreiben. Angefangen hat das Jahr mit einem Sieg beim Powerman Alsdorf und Deutschen Meistertitel, sowie einem 4. Platz beim IM 70.3 St. Pölten. Beim IM 70.3 in Luxembourg ging leider direkt nach dem Schwimmen der Reißverschluss meines Wettkampfeinteilers kaputt. Diese Situation ließ mich aufgrund meines Wissens der daraus resultierenden fehlenden Aerodynamik mental scheitern, und ich konnte meine Leistung auf dem Rad keineswegs abrufen. Finishen wollte ich dennoch und konnte das Rennen mit einem starken Halbmarathon auf Platz 8 beenden. Den Chiemsee Triathlon ging ich ohne inneren Druck an, und nutzte das Rennen im Nachhinein gesehen, um mich mit einem 2. Platz, in einem durch die Brett Sutton Crew stark besetzten Rennen, aus meinem mentalen Loch zu katapultieren. Darauf war ich besonders stolz. Nach einer 2-wöchigen Pause zwischen der ersten und zweiten Saisonhälfte startete für mich die Vorbereitungen für die erste Langdistanz. Nach Umfangsblöcken bestritt ich den City Triathlon Frankfurt und den Ironman 70.3 Vichy. Während ich beim Frankfurt City Triathlon ungefährdet den Sieg feiern konnte, galt es sich in Vichy einem sehr starken Feld zu stellen. Mit meinem von den Leistungsdaten her betrachtet besten Rennen, reichte es hierbei ,,nur“ zu Platz 5. Als letztes Projekt steht für diese Saison noch die Langdistanz an – ich bin gespannt.
Larasch: Gehen wir kurz auf den Saisoneinstieg ein. Beim Saisoneinstieg zum PowerMan Duathlon in Alsdorf schneite es. Kommen dir solche Bedingungen eher entgegen, oder stören sie deine Routine? War der Sieg für dich überraschend?
Laura: Zugegebenermaßen wünscht man sich vor allem auf dem Rad etwas wärmere Temperaturen. Etwas verunsichert war ich allerdings nur hinsichtlich der Wahl meines Wettkampfoutfits. Nasse, technische Strecken liegen mir. Mit den kalten Temperaturen kam ich viel besser zurecht als erwartet. Zu Beginn der Saison ist man immer verunsichert, wie der aktuelle Leistungsstand verglichen mit den anderen Mädels ist. Wer auf dem Papier, und wer dann tatsächlich an der Startlinie steht, sind immer zwei Paar Schuhe. Mit Alice Hector und Katharina Grohmann war starke Konkurrenz vor Ort. Mit einem Sieg hatte ich nicht gerechnet und mich deshalb umso mehr gefreut.
Larasch: Was gefällt dir besonders am Duathlon, trainierst du auch Einheiten, bei denen du zuerst läufst und dann auf das Rad gehst?
Laura: Bekannter Weise ist leider das Schwimmen im Triathlon meine schwache Disziplin. Am Duathlon gefällt mir, dass ich nicht schon mit Rückstand aufs Rad steige, sondern dick dabei bin. 😉 Duathlon ist meines Erachtens härter als Triathlon (vor allem die muskuläre Belastung). In meinem Trainingsplan finden sich unabhängig vom Duathlon auch immer wieder Mehrfachkoppeleinheiten wieder. Hierbei switche ich mehrmals zwischen dem Radfahren und Laufen hin und her.
Larasch: Gerade im Hinblick auf 2020 mit der Europameisterschaft auf heimischen Boden wären die Medaillenchance sicher nicht schlecht.
Laura: Mich freut es natürlich, dass 2020 die EM wieder gut erreichbar ist. Am Ende gewinnt diejenige, die am Tag X am Stärksten ist. Nach meinem Vizeeuropameistertitel 2017, würde ich mich natürlich über eine weitere Medaille sehr freuen.
Larasch: Du bist bereits seit 2016 als Profitriathletin unterwegs und hattest, neben den abgeschlossenen Sportstudium, dein zweites Staatsexamen in Zahnmedizin absolviert. Fehlt dir seitdem etwas in deinem Sportleralltag? Füllst du das „Lernloch“ mit einem anderen Thema außerhalb des Sports auf?
Laura: Da das Jahr 2016 mit dem Zahnmedizin Staatsexamen von Februar bis Juni von Prüfungen geprägt war, würde ich mein erstes richtiges Profijahr mit 2017 sehen. Nach Abschluss meiner beiden Studien, war ich stetig wenn auch weniger umfangreich beruflich tätig. Mir ist es wichtig, in meinem Beruf aktiv zu bleiben. Das hilft sicherlich, einerseits das ein oder andere ,,Loch“ zu überwinden, andererseits genug Abwechslung im Sportleralltag zu integrieren. Ansonsten hatte ich die letzten Jahre auch noch genug mit meiner Doktorarbeit zu tun.
Larasch: Du planst in diesem Jahr dein Debüt über die Langdistanz? Läuft bisher alles nach Plan und wo wirst du starten? Auf welche Disziplinen legst du dabei den besonderen Schwerpunkt?
Laura: Meine Entscheidung ist auf den Ironman Barcelona gefallen. Bisher stimmt mich die Vorbereitung sehr zuversichtlich, dennoch bleibe ich demütig. Was die Planung des Trainings anbelangt, vertraue ich voll und ganz auf meinen Trainer Utz Brenner. Vor allem lange Läufe sind für mich Neuland.
Larasch: In einem deiner Posts auf Facebook schreibst du, dass in Deutschland deiner Meinung nach dem Mentaltraining und der Rolle der psychischen Komponente im Sport, im Vergleich zu anderen Ländern, eine viel zu geringe Bedeutung beigemessen wird. Wie meinst du das genau? Was müsste aus deiner Sicht besser gemacht werden?
Laura: Leider herrscht in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern auf der Mittel- und Langstrecke keine Verbandstruktur. Jeder Athlet ist für sich selbst verantwortlich, und hat sich und sein eigenes Team zu organisieren. Fragt man in anderen Nationen, wer mit einem Mentaltrainer arbeitet, so muss man sich wundern, dass das in anderen Ländern eine Selbstverständlichkeit zu sein scheint. Das ist natürlich auch eine Kostenfrage. Ohne Unterstützung vom Verband, ist vor allem für Nachwuchsathleten auf den längeren Distanzen das Profitum schwer finanzierbar. Hier würde ich mir mehr Unterstützung wünschen.
Larasch: Hast du spezielle Techniken die Mental auf ein 70.3 Rennen oder ein Langdistanzrennen vorzubereiten? Wenn ja, kannst du uns dazu einen kleinen Einblick geben?
Laura: Das wichtigste für mich ist, mir im Vorfeld eines Rennens möglichst wenig Druck zu machen. Mein Trainer hilft mir dabei, indem er mich bestärkt, dass ich all meine Hausaufgaben gemacht habe, und es in seiner Verantwortung liegt. Was mir hilft, ist mir bewusst zu machen, dass es ,,nur“ Sport ist. Sport ist eine schöne Nebensache, die Freude bereiten soll und im Endeffekt nur die ,,Sportblase“ bedient. Es gibt im Leben so viele wichtigere Dinge – an erster Stelle Gesundheit
Larasch: Du bist eine Sportlerin die recht häufig bei Wettkämpfen an der Startlinie steht. Wie kommt es oder bist du ein ausgesprochener Wettkampftyp?
Laura: Mir ist es wichtig, durch Wettkämpfe überprüfen zu können, inwiefern die ganze harte Arbeit ,,angeschlagen“ hat. Des Weiteren habe ich das Gefühl, dass mir Wettkämpfe Härte geben, und mich somit weiterbringen.
Larasch: Wie wirst du deine letzten Wochen bis zum Debüt auf der Langdistanz bestreiten?
Laura: Ein paar Tage vor dem Rennen werde ich mit meinem Trainer und meinem Freund anreisen, und mich etwas mit der Umgebung Vorort vertraut machen. Die Woche vor dem Rennen heißt es die Füße still zu halten, zu entspannen, im Training noch ein paar kleine Intensitäten zu setzen, und natürlich viel essen.
Larasch: Welche Ziele hast du im Anschluss?
Laura: Das hängt davon ab, wie mir die Langdistanz gefällt und wie es für mich laufen wird. Je nachdem werde ich des Öfteren auf der Langdistanz am Start stehen… Wichtig ist mir dennoch, meine Leistung auf der Mitteldistanz weiter auszubauen. Nach einer Pause startet für mich Ende November mit Hannes Hawaii Tours die Vorbereitung für 2020 auf Fuerteventura.
Liebe Laura, vielen Dank fürs Gespräch.
Laura: Vielen lieben Dank euch!