Einer der schnellsten Deutschen – Sven Knipphals – hat sein Talent nicht von irgendwo her:
Sein Vater Jens Knipphals gehörte Anfang der 1980er-Jahre zu den besten Weitspringern Deutschlands (Bestleistung: 8,14 m) und holte 1983 bei der Hallen-EM die Bronze‐Medaille.
Noch eine Generation zurück: sein Großvater Hans-Jürgen Knipphals war in den 1950er‐Jahren ein erfolgreicher Handballer.
Und um den Trend weiterzuspulen – auch die Uroma spielt in Knippahls familiärerer Leichtathletik-Prägung eine entscheidende Rolle: sie gründete einst den VfL Wolfsburg mit. Der Verein, in dem Sven Knipphals mit 16 Jahren anfing zu trainieren und dem er seither treu geblieben ist.
Wolfsburg ist die vertraute Umgebung, denn mit bereits zwei Jahren zog er aus seiner Geburtsstadt Hannover in jene Stadt, die 1938 als Sitz des Volkswagenwerks gegründet wurde.
Von klein auf an schien sein Weg – die 100m Bahn – also klar vorgegeben. Sprinten machte und macht ihm einfach Spaß! Gekoppelt mit seinem Ehrgeiz, der Disziplin und dem kontinuierlichen Training hat es für ihn am Ende nicht nur nach Rio, sondern bereits vier Jahre zuvor nach London gereicht.
Wobei sein Trainer Ronald Stein ihn häufiger mal bremsen muss und meint, „dass ich mal ruhig machen und nicht übertreiben soll.“
Aber bremsen sollte man einen Sprinter doch nicht… Sonst würde Sven seinem Spitznamen „schnellster Wolf“ ja auch nicht gerecht werden. 10,13sek über 100m sprechen für sich. Wie auch der Titel des Vize Europameisters 2014 in Zürich mit seinen Teamkollegen in der Staffel über 4x100m.
Silber wäre in Rio natürlich grandios… nach zwei Mal Platz vier in der Staffel bei den Weltmeisterschaften 2013 in Moskau und 2015 in Peking, wollen sie dem Motto „alle guten Dinge sind drei“ dieses mal nicht gerecht werden! Mit dem zweiten Platz bei der EM 2014 und dem dritten Platz 2016 haben unsere vier Staffel-Sprinter ja schon mal den Höhendruck auf dem Treppchen austesten können.
Svens Leidenschaft und das Streben nach Perfektion sind also sein ganz persönlicher Turbolader. Und dabei ist Sprinten mehr als nur schnell laufen… es bedeutet: „Gedankenfreiheit und eins zu sein mit sich selbst.“ Bei einem durchschnittlichen Trainingsumfang von normalerweise 8 x 2 Stunden (in der Vorbereitung) bzw. 5-6 x 1,5 Stunden (in der Wettkampfphase) pustet er sich bei Geschwindigkeiten von bis zu 11m/s häufiger den Kopf frei.
Wenn er aber mal nicht läuft, arbeitet Sven als studierter Chiropractor in einer Leipziger Praxis und spielt „leider viel zu gern Fifa auf der PS4.“
„Ein warmherziger Hitzkopf, der immer für einen da ist, auch wenn er weit weg ist…,“ wie sein guter Freund Vincent meint. Wobei man ja annehmen könnte, dass ein Sprinter nicht weiter als max. 200m kommt 😛
Aber ‚warmherzig‘ ist das richtige Stichwort, denn solange es warm ist – am besten 25-30 Grad – geht das Sprinterherz auf! Der Grund: das Warm-Up fällt kürzer aus – Energie sparen für die knapp 10 Sekunden-Explosion – und die Muskel kühlen nicht so schnell ab.
Deshalb bleiben wir gleich mal bei der Wärme und setzen noch ein paar Grad Celsius drauf – bei den Olympischen Spielen: „Das ist das größte sportliche Highlight, das es gibt und da ich 2012 nur Ersatzmann war, will ich meine letzte Chance nutzen und 2016 in Rio die Bahn abfackeln.“
Do it!