Seit knapp zwei Wochen schon mischen wir uns unters Olympische Getümmel. Und wenn es von da Draußen wieder Heim geht – in unser Apartment 1304 in der Salvador Allende Avenue/Ort Barra (zehn Minuten vom Olympischen Dorf und Park entfernt) – geht unser Teamwork gleich weiter.
In die Barra-WG, in der sich die Kamerafrau Steph und die rasende Reporterin die Quadratmeter teilen, hat sich ein effizientes Patchwork-Duo etabliert.
Es fängt bereits am Morgen an: Steph hat den Wecker auf 7 Uhr gestellt. Dieser klingelt dann so laut, dass die rasende Reporterin aufrecht im Bett sitzt, wohingegen Steph anscheinend gar nichts mitkriegt und sich erst wohlig rekelt, wenn bei mir bereits der Stresspegel gefährlich ausschlägt.
Spätestens wenn wir beide dann unsere Laufschuhe schnüren und unsere morgendlichen Kilometer sammeln – dann, wenn auch noch Barra im Snooze-Modus schlummert – haben wir die Zeit durchzuatmen, ehe der neue Workflow beginnt.
Aber dafür müssen wir uns nach dem Laufen erst stärken: typischerweise mit dem exotischen Obstsalat (Zutaten von Steph gekauft, von mir geschnitten und zusammengewürfelt), dem Joghurt oder der Milch und den Haferflocken.
Arbeitsphase eins beginnt (ca. 9:30 Uhr): Redaktionsplan checken, aktualisieren bzw. neu puzzeln. Denn es läuft nicht immer wie geplant und manchmal müssen wir mit spontanen Zu- oder Absagen hantieren. Je nach Zeitfenster wird dann an den ersten Beiträgen geschrieben bzw. Aufnahmen vom Vortag gesichtet und sortiert.
Das Treffen mit dem Sportler steht meistens um die Mittagszeit an. Hauptsache das Sonnenlicht scheint im kamerafreundlichen Winkel und die von Stunde zu Stunde stetig lauter werdenden Straßen halten sich während der Aufnahmen gedämpft.
Es kann aber auch sein, dass Steph das Setting spontan auf die gegenüberliegende Straßenseite verlegt und wir erst über Absperrungen und Mauern turnen müssen, um dieses zu erreichen. Dort richten wir dann die Kamera und das Mikro so, dass am Ende im Film die scheinbare Idylle perfekt ist 😉
Zur Freude von Steph fällt der Dreh manchmal auch in die Morgenstunden, so muss sie im Anschluss nicht noch eine Nachtschicht einlegen, um mit dem Film fertig zu werden. Falls dem doch so ist, versuche ich – zwischen der Schreiberei, dem Posten und Verlinken – ihr zumindest mit einem Special-Salat als kulinarische Beilage zu Nudeln oder Reis (bzw. das eine Mal sogar Wraps) eine stärkende Auszeit zu gönnen. Die rasende Reporterin verwirklicht sich also beim Kochen, wenn das Wörter-Jonglieren ebenfalls für eine Zeit einfach mal auf Stand-by geschaltet werden muss.
Steph ist dagegen der Mann im Haus. Funktioniert der Internetzugang, die Mikrowelle oder die Toilettenspülung nicht, ist der Abwasch verstopft oder das Rollo klappert bei Wind zu laut, legt sie fachmännisch Hand an und das Problem ist gelöst. Grundsätzlich geht sie auf Nummer sicher: was die Busverbindungen angeht oder auch die Qualität des Trinkwassers. Bedeutet beispielsweise: Lieber abkochen, anstatt der Filterfunktion trauen. Dass man den Wasserhahn in der Dusche aber andersherum aufdreht, muss man nicht verstehen bzw. passt zur Fahrweise der Autos auf den Straßen.
Wobei, auch in einem weiteren Anliegen konnte sie die Hintergründe nicht fachmännisch ergründen: die ‚Ameisenkolonie‘ in der Küche!
Diese ist zwar harmlos und folgt stur ihrer Spur, aber hier und da gibt es schon Bedenken, inwiefern sie wirklich unser Haferflocken-Depot in Ruhe lassen. Steph meint da nur: „Da läuft nicht deren Route lang. Und auch wenn, schaden uns die paar Proteine nicht…“ Machtwort gesprochen! Lediglich den Müll, den wir in Einkaufsbeuteln lagern, könnte natürlich Anlock-Potential aufweisen… die Idee, den Beutel ins Gefrierfach zu legen, haben wir aber schnell wieder verdrängt.
Wie ihr seht, zwischendrin türmen sich immer mal wieder ungeahnte Probleme auf, die es zu meistern gilt. Aber selbstverständlich nur im Duo!
Steph ist der ruhige Pol. Auch wenn es innerlich auch mal brodelt, behält sie Fassung. Ich setze bei den Liegestütze dagegen einfach noch fünf obendrauf – ja, für mich sind 5+ viel…
Die Pausen werden sportlich genutzt: Mittags mit Power-Yoga! Zwischen der Arbeit und jenen potentiellen Stresskalibern bringt uns das wieder auf den Boden der Tatsachen. Die Kosten unterm Strich auf den Einkaufszettel tun es aber auch… Obendrein müssen wir all die Lebensmittel dann auch noch nach Hause schleppen.
Dass wir dann aber noch freiwillig die 13 Etagen zu Fuß gehen – muss niemand verstehen. Also bitte nicht nörgeln, wegen ein paar Meter Einkaufs-Schlepperei!
Mit den ToDos, die so immer wieder zwischendurch anfallen, ist der Tag meist schnell um – Relaxen an der Copacabana ist nicht! Abgesehen von dem verdienten 45-Minuten-Boxenstopp am Sonntag nach dem Marathon. Bevor wir ganz blass nach Deutschland zurück kommen…
Dennoch, wir sind ja nicht zum Spaß hier! Wobei… Spaß macht es uns trotzdem. Was gibt es Schöneres seiner Leidenschaft (dem Sportjournalismus) nachzugehen. Und das obendrein in Rio! Halloho – die Olympischen Spiele!!!
Also auch wenn es manchmal (häufig) etwas später wird – wir lieben Sport – nicht nur theoretisch 😉
Maedels, ihr macht das ganz toll in Rio!
Fein, dass ihr dabei so ein tolles Team geworden seid…
Lieben Dank Ronald 🙂